Absolute Leseempfehlung!
Die österreichische Autorin Sophie Edenberg hatte mich gefragt, ob ich ihren Roman gerne lesen und rezensieren würde. Ich habe in die Leseprobe reingelesen und danach sofort zugesagt und es wirklich nicht ...
Die österreichische Autorin Sophie Edenberg hatte mich gefragt, ob ich ihren Roman gerne lesen und rezensieren würde. Ich habe in die Leseprobe reingelesen und danach sofort zugesagt und es wirklich nicht bereut. Was für eine tolle und spannende Geschichte!
Die Handlung hat mich von Beginn an sofort gefangen genommen. Wir erleben mit Lea ihren schweren Autounfall und wie sie ohne Erinnerung an die letzten dreizehn Jahre im Krankenhaus erwacht. Ihre letzte Erinnerung ist der Abschlussball an ihrer Schule, den sie gemeinsam mit ihrem Freund Christopher besucht hat. Lea möchte direkt an die Zeit ihrer Erinnerung im Jahr 1999 anschließen, doch das ist nicht möglich. Mit keinem ihrer früheren Freunde, sowie mit den Eltern pflegte sie noch Kontakt. Ihren Mann Christopher, den sie scheinbar geheiratet und mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat, hat sie vor mehr als drei Jahren verlassen. Lea ist geschockt und voller Schuldgefühle. Sie ist fest entschlossen ihren Mann und ihre Tochter zurückzugewinnen, der mittlerweile mit seiner ehemaligen besten Freundin Anna liiert ist.
Dies ist einer der selten Romane, bei dem ich sogar das Liebesdreieck nicht furchtbar fand. Sophia Edenberg erzählt mitreißend und tiefgründig. Die Charaktere bestechen durch Vielschichtigkeit und sind mitten aus dem Leben gegriffen. Sie haben Ecken und Kanten und sind alles andere als perfekt.
Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Lea, Anna und Christopher erzählt. Zusätzlich gibt es Rückblenden in die Jahre 1999 und 2006, während die Gegenwart im Jahr 2019 und Anfang 2020 spielt.
Die Charaktere sind sehr realitättsnah und vielschichtig dargestellt. Keine der Figuren ist perfekt, sondern alle haben Ecken und Kanten. Durch Rückblenden werden die Geheimnisse aus Leas Vergangenheit langsam schichtweise aufgedeckt. Dadurch wird die Spannung erhöht. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden sehr eingehend dargestellt und ich konnte mich teilweise gut in beide Frauen hineinversetzen. Auch wenn Lea nicht unbedingt ein Sympathieträger ist, konnte ich ihre Verzweiflung wegen ihrer Amnesie verstehen. Ich war neugierig, was hinter Leas Kontaktabbruch steckte, beobachtete mit Anna, wie sich Christoph plötzlich veränderte, nachdem er Lea wieder getroffen hat und fühlte ihren Kummer.
Die beiden Frauen sind sehr unterschiedlich. Während Lea vor ihrem Unfall nur vor Selbstvertrauen strotze und der es auch danach nicht wirklich an Selbstwertgefühl mangelte, muss sich Anna erst selbst wertschätzen lernen. Christophs Entwicklung überraschte mich allerdings am meisten.
Jeder der Figuren entwickelt sich in ihrem eigenen Tempo weiter. Es gibt keine plötzlich 180 Grad Wendung, sondern eine realistische Entwicklungder Charaktere bzw. deren Aufdeckung.
Zum Ende hin gibt es eine überraschende Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die Idee dahinter ist von der Autorin großartig umgesetzt worden und ist sehr schlüssig. Für mich stimmt hier einfach alles. Und nun höre ich auf zu schwärmen und sage nur: Liest selbst!
Fazit:
"Fly, Baby fly" sticht aus diesen 08/15 Geschichten heraus, wie eine Orchidee zwischen Unkraut. Ein Roman, wie man ihn öfters gerne lesen möchte und doch so selten findet. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!