Auschwitz ist heute - immer noch und bleibend
Auch 75 Jahre nach der Befreiung des Lagers Auschwitz ist das Geschehen von damals nicht zu Ende. Andrea von Treuenfeld hat mit ihrem Buch ein beeindruckendes Werk geschaffen, welches historische Fakten ...
Auch 75 Jahre nach der Befreiung des Lagers Auschwitz ist das Geschehen von damals nicht zu Ende. Andrea von Treuenfeld hat mit ihrem Buch ein beeindruckendes Werk geschaffen, welches historische Fakten zu Auschwitz vorstellt, aber vor allem die Enkel, die dritte Generation der Auschwitz-Überlebenden zu Wort kommen lässt.
Nachdem die Überlebenden und deren Kinder häufig zum Thema Holocaust verstummt waren und im Stillen litten, um sich mit dem Erlebten nicht noch einmal auseinandersetzen zu müssen, stellten die Enkelkinder Fragen und bekamen Antworten. Die Autorin hat diese gesammelt und hier zusammengestellt.
Die persönlichen Kapitel werden mit einem Foto und ein paar Lebensdaten der Enkel eingeleitet, darunter finden sich Fotos der Großeltern und ihr Lebenslauf. Die Enkel haben unterschiedlichste Lebensentwürfe und -wege, aber sie sind durch ihre Vorfahren hier vereint und berichten von eigenen Erfahrungen und den Erinnerungen der Großeltern, hier steht und wirkt jeder Enkel auf seine Weise. Gemeinsam ist ihnen, dass das Thema in ihrem Leben noch immer präsent ist. Einige engagieren sich für die Gedenkstätte oder haben sie besucht. Viele Berichte empfand ich sehr berührend. Die Emotionen waren deutlich spürbar, es ist gelungen, die sehr persönlichen Berichte respektvoll und dem Thema angemessen behutsam aufzuschreiben.
Diese persönlichen Kapitel sind durch historische Kapiteleinschübe unterbrochen, in denen man Fakten nachlesen kann, z.B. zu Rudolf Höß, den Auschwitz-Prozessen, Bauplänen, Josef Mengeles und vieles mehr. Diese sind sehr schön eingängig geschrieben und recht kurzgehalten.
Das Buch schließt mit einem Glossar ab, das die wichtigsten Begriffe erläutert und Personen kurz vorstellt; auch ein Literaturverzeichnis ist vorhanden.
Durch die vielen kurzen Kapitel kann man die Lektüre immer mal gut unterbrechen oder gezielt einige Teile lesen. Meiner Meinung nach wäre es auch sehr geeignet für den Einsatz in Schulen. Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen. Die Offenheit der Berichtenden verdient Respekt, es ist nicht selbstverständlich auf so eine Weise fremde Menschen an seinem Leben teilhaben zu lassen. Dafür vielen Dank.
Fazit: Absolut lesenswert!