Cover-Bild Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
Band 14 der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 18.08.2020
  • ISBN: 9783746635811
Heidi Rehn

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben

Roman

„Ein vielschichtiges Buch über die schillerndste Tochter Thomas Manns.“ Brigitte Glaser New York, 1936: Erika hofft darauf, mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner für den Kampf gegen Hitler zu gewinnen. Dann lernt sie im Kreis der europäischen Exil-Künstler einen Mann kennen, der ihr mehr bedeutet, als sie jemals für möglich gehalten hätte – den Arzt und Lyriker Martin Gumpert, der fasziniert ist von ihrer Stärke und Unabhängigkeit. Bald muss sie sich entscheiden: Ergreift sie die Chance, sich als Kämpferin für Frieden und Freiheit zu etablieren, oder setzt sie ihr persönliches Glück an erste Stelle? Die bislang unbekannte Liebesgeschichte einer großen Frau, die sich in einer düsteren Epoche behaupten muss

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2021

Die Heimat in der Fremde

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Eine Frau voller Kreativität, voller Hoffnungen aber auch voller Zweifel begegnet der Stadt der “unbegrenzten” Möglichkeiten. Ein sehr schöner Roman über eine Frau, welche leider häufig im Schatten ihres ...

Eine Frau voller Kreativität, voller Hoffnungen aber auch voller Zweifel begegnet der Stadt der “unbegrenzten” Möglichkeiten. Ein sehr schöner Roman über eine Frau, welche leider häufig im Schatten ihres fast schon übermächtigen Vaters stand, obwohl sie auch eine ganz besondere Persönlichkeit war.

Das Cover ist bunt gestaltet. Man erkennt eine junge Frau in einem schwarzen Hosenanzug, welche Gedankenverloren durch den Central Park in New York City streift. In der Geschichte geht es um die junge Erika Mann, Tochter des berühmten Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann, welche mit ihrem Bruder Klaus Mann nach New York reist. Beeinflusst durch die Flucht ihrer Eltern aus Deutschland und der dort zunehmend bedrückenden politischen Verhältnisse versucht sie den amerikanischen Traum zu leben. Dabei eröffnet sich ihr eine Stadt, welche sie sich in ihren künstlerischen und lebenstechnischen Träumen kaum vorstellen konnte. Dennoch trügt der schöne Schein bald muss sie feststellen, dass doch einiges anders als in ihrer alten Heimat ist. Zusammen mit ihrem wichtigsten Menschen, ihrem Bruder Klaus Mann versucht sie zwischen Beziehungschaos und künstlerischem Durchbruchssinn ihren Weg zu gehen. Ob sie ihn wohl finden wird?

Die Hauptprotagonistin ist eine Künstlerin wie sie im Buche steht. Lebensfroh sehr offen in allen Fragen des Lebens und stets an Veränderungen interessiert ist sie eine Frau von Welt. Sie ist leidenschaftlich und fokussiert in allen Dingen, welchen sie sich verschrieben hat. Leider muss sie dabei einige Menschen vor den Kopf stoßen und gerät manchmal an die Grenze ihres eigenen Lebenswandels. Als wesentliche Nebenfiguren der Geschichte sind ihr Bruder Klaus Mann, der Arzt Martin Gumpert, der sehr reiche Unternehmer Maurice, sowie ihre beste Freundin Theresa zu nennen. Am besten gefallen hat mir neben Klaus Mann ihre beste Freundin Theresa. Sie ist eine typische Frau aus Bayern und nicht auf den Mund gefallen. Sie wirkt sehr authentisch da sie eher das einfache Leben als das großspurige Jet Set Leben ihrer “Freundin” und Liebhaberin Erika Mann bevorzugt. Klaus Mann ist ein Mensch voller Widersprüche. Stets an der Seite von Erika ist er innerlich zerrissen. Zwischen dem innigsten Wunsch mit seinem Roman “Mephisto” aus dem großen Schatten seines Vaters zu treten hat er mit persönlichen Problemen, sowie dem Konsum von Rauschmitteln zu kämpfen.

Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und es sind keine wesentlichen Zeitsprünge zu verzeichnen. Die Geschichte spielt im Wesentlichen in den “Vorkriegsjahren” in den USA mit einem kurzen Abstecher nach Frankreich und ist somit für den Leser sehr gut einordbar. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gehoben und sehr gut lesbar. Die Spannung der Geschichte lebt von der Entwicklung der beiden Protagonisten und man hat als Leser nicht das Gefühl, das es langatmig wird.

Als Zielgruppe des Romans kommen Freunde der 30iger Jahre, Anhänger der Stadt New York, sowie alle Freunde von starken Persönlichkeiten in Frage. Das Fazit ist für mich sehr positiv. Der Autorin ist es gelungen um die starke Persönlichkeit einen sehr facettenreichen Roman aufzubauen. Gerade die sehr detailverliebte Beschreibung der künstlerischen Vielfalt von New York City mit seinen vielen Theatern, Restaurants, Bars und Distrikten hat mir sehr gut gefallen. Da ich schon mehrmals in New York war und auch schon mal dort sogar kurz gelebt habe, konnte ich das Flair sehr gut nachvollziehen. Umso mehr konnte ich mich in die Geschichte hineinversetzen und ein wenig verstehen warum gerade Erika so fasziniert aber auch so zerrissen manchmal war.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Erika war ebenfalls eine Zauberin!

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Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen ...

Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen hat. Zwecks dramaturgischer Verdichtung nimmt sie sich einige literarische Freiheiten heraus. Dieser Kunstgriff ist jedoch durchaus vertretbar, weil sie dadurch noch andere Facetten aufzeigen kann. Es führt jedenfalls nicht zu unzulässigen Verzerrungen.

Trotz aller Genauigkeit beansprucht das Buch für sich nicht, ein Sachbuch oder eine "akademische" Biographie zu sein. Es ist fiktionalisiert, aber eben mit sovielen Fakten wie möglich. Diese Mischung aus Fiktion und Authentizität gibt dem Buch seinen ganz besonderen Reiz.

Denn es ist quasi so, als ob man in Erikas Haut steckte und durch ihren Blick gefärbt die Welt sieht.

W. H. Auden ermöglichte ihr mit einer Scheinheirat, daß sie fliehen konnte, während Thomas und Katia noch in Europa blieben.

Sie und ihr Bruder Klaus waren die "Gemini", die schillernden Apollofalter und zogen viel Aufmerksamkeit auf sich.

Klaus, labil und eher emotional haderte mit dem riesigen Schatten des Zauberers. Erika war stark, manchmal anstrengend, hochintelligent, fürsorglich. Mit einem unsteten Liebesleben. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Bisexualität, während Klaus die Männer liebte und ebenso hochbegabt war wie sie.

Sie erkannte schon sehr früh, welche Gefahr Hitler darstellte und engagierte sich flammend gegen ihn. Auf manche macht sie einen unwirschen Eindruck und daß sie manchmal zu ichbezogen war. Aber ich denke, daß das ein Irrtum ist. Sie war auch sensibel, versteckte das jedoch hinter ihrer impressiven Art, um nicht verletzt zu werden. Sie besaß zweifellos Charisma. Innerlich unruhig und wie ein Blatt im Wind, aber vor Energie übersprudelnd.

Heidi Rehn schreibt in einer eingängigen, verständlichen, irisierenden Art über Erika und hat ihr so ein Denkmal geschaffen, aber nicht abgehoben über uns allen schwebend. Sie macht sie menschlich greifbar mit all ihren Stärken und Schwächen. Beim Lesen generiert sich ein wirbelnder Sog, der alles um einen herum vergessen macht. Dieses Buch ist ebenso hilfreich die Schwellenangst vor Erika Mann zu überwinden, falls einer schon mehr über sie wissen wollte, aber an einer "akademischen" Biographie gescheitert ist. Und zwar wegen eines temporär auftretenden Bibliokomas, der akuten Langeweile der "Trockenheit" geschuldet.

So kann der interessierte Mensch einen Blick riskieren, bis er ebenfalls im Buch versinkt, um dann auszurufen: Erika war selber eine Zauberin!

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Spannende und tief berührende Einblicke in das Leben von Erika Mann – einer beeindruckenden Persönlichkeit

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New York, 1936: Erika Mann ist (mit ihrem Bruder Klaus und anderen Exilanten) in den USA angekommen und möchte dort mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner auf das Unrechtsregime in Nazideutschland ...

New York, 1936: Erika Mann ist (mit ihrem Bruder Klaus und anderen Exilanten) in den USA angekommen und möchte dort mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner auf das Unrechtsregime in Nazideutschland aufmerksam machen und richtig aufrütteln. Doch der Start ist schwerer als gedacht.
Neben den beruflichen Herausforderungen ist es für sie auch in Liebesdingen nicht leicht, denn sie ist hin- und hergerissen. Besonders der Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert verwirrt Erika über die Maßen.


Meine Meinung:
Ich wusste vorher ein bisschen über Erika Mann, weil ich Thomas Mann – ihren Vater, den „Zauberer“ – sehr verehre und schon einiges über die Familie Mann gesehen oder gelesen hatte. Dieser Roman hat noch so viele weitere Facetten zu meinem Bild von Erika Mann hinzugefügt, dass ich nun wirklich beeindruckt von ihrer großen Persönlichkeit bin. Darüber hinaus ist der Roman aber auch sehr persönlich geschrieben und hat mich sehr berührt.

Die Handlung umfasst nur einen relativ kurzen Zeitraum für wenige Monate in 1936 und 1937, aber der Zeitraum ist so geschickt ausgewählt und die Schilderung ist so reichhaltig, dass ich trotzdem einen guten Überblick über Erika Manns Persönlichkeit, ihre Zerrissenheit, ihre Stärke und auch ihre wichtige Arbeit bekommen habe.
Besonders berührend fand ich ihre Konflikte hinsichtlich der Unvereinbarkeit von Karriere und Familie. Gerade auch ihr Beziehungs- und Gefühlsleben war recht turbulent und spannend. Darüber hinaus hat man auch ihre sehr enge Beziehung zu ihrem Bruder Klaus in diesem Roman nochmal sehr intensiv nachfühlen können.

Neben Erikas eigener Person erlebt man als Leser(in) auch sehr gut mit, wie es den deutschen Künstlern und Intellektuellen im Exil in den USA geht. Diese kleine eigene Welt fand ich sehr spannend und auch die Perspektive der Exilanten sehr aufschlussreich, gerade in Bezug auf vielfältige Herausforderungen (nicht nur mit der fremden Sprache).
Dass das politische Kabarett nicht so funktioniert wie gedacht, war auch eine interessante Erkenntnis.

Der Roman ist dabei in allem so atmosphärisch und intensiv erzählt, dass ich mich sehr gut in Erika und nach New York versetzen konnte. Durch die eindringliche Erzählweise habe ich nicht nur viel gelernt, sondern auch mitgefiebert und mitgelitten.

Durch Personen, Orte, Werke, Ereignisse… zeigt der Roman, dass der historische Stoff fundiert recherchiert wurde. Er ist stimmig erzählt, bringt viele Details, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Ich habe unglaublich viel gelernt, mich aber auch sehr gut unterhalten gefühlt.
Ich habe nun richtig viel Lust bekommen, mich mit den Werken von Erika Mann, ihren Vorträgen und Veröffentlichungen, näher zu beschäftigen.


Fazit:
Ein sehr tiefgründiger und wunderbar erzählter Roman über eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bin begeistert, wie viel Stoff in einem so kurzen Zeitraum innerhalb eines Lebens steckt!

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Kopfkino pur

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1936 reisen Erika und Klaus Mann nach New York, der Boden wird in Europa für ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ immer heißer und so wollen sie dieses in die USA holen, auch, um die Amerikaner ...

1936 reisen Erika und Klaus Mann nach New York, der Boden wird in Europa für ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ immer heißer und so wollen sie dieses in die USA holen, auch, um die Amerikaner für das Geschehen in Europa zu sensibilisieren.

Heidi Rehn erzählt in diesem Roman über die Tochter Thomas Manns 15 wichtige Monate aus deren Leben. Erika Mann ist das älteste Kind der Manns, sie war sehr charismatisch und eine Macherin, „Eri(ka) muss die Suppe salzen“ sagte man in der Famiilie über sie. So ist es ihr auch ein großes Anliegen, den Weg für die anderen Mitglieder der „Pfeffermühle“ zu bereiten, u. a. ihrer Lebensgefährtin Therese Giehse. Leicht ist das nicht, und sie muss viel Energie aufwenden, Sponsoren und ein geeignetes Theater finden. Und dann sind da auch noch zwei Männer, die ihr Privatleben zusätzlich schwierig machen.

Mir war Erika sehr schnell sympathisch und ich verfolgte ihr Leben gespannt. Da „Buddenbrooks“ seit meiner Jugend mein Lieblingsbuch ist, das ich regelmäßig wieder lese, habe ich mich immer einmal wieder mit den Manns beschäftigt, aber nie besonders tiefgehend. Hier Erika und auch Klaus so nahe zu kommen, war sehr interessant und machte Lust auf mehr. U. a. werde ich wohl bald „Mephisto“ lesen, Klaus' Roman, der in dieser Zeit entstand.

Um auf Erika zurückzukommen: Natürlich muss man sie in ihrer Zeit und auch als Teil einer schwierigen Familie sehen. Nicht all ihr Handeln muss man nachvollziehen können, aber ich finde, es ist der Autorin gut gelungen, dem Leser diesen interessanten Charakter nahezubringen. Ich habe mit Erika gefühlt, gelitten, mich gefreut, getrauert, mich aufgeregt, und hätte sie sehr gerne persönlich kennen gelernt, ich mag Frauen, die sich nicht unbedingt an Konventionen halten.

Sehr interessant ist auch das Milieu, in dem sich Erika in den USA bewegt. Da ist einmal die große Exilantengemeinde, so viele bekannte (und auch ein paar mir zunächst unbekannte) Namen trifft man im Roman, sei es Billy Wilder, sei es Lotte Lenya und Kurt Weill, um nur ein paar zu nennen. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Namen zu lesen und mir mein Wissen über die jeweilige Person ins Gedächtnis zu rufen – oder mich über die Person, die mir unbekannt war, zu informieren. Auch weitere bekannte Namen fallen wie Dorothy Thompson und Vicki Baum. Zum anderen wird Erika, schon wegen ihres berühmten Vaters, der damals schon den Nobelpreis erhalten hatte, ins Weiße Haus eingeladen und trifft dort auf Präsident Roosevelt und seine Frau Eleanor. Durch Maurice Wertheim wiederum hat sie Zutritt zur High Society.

Die Autorin erzählt sehr packend und bildhaft, für mich Kopfkino pur. Bei manchen Szenen, z. B. beim Besuch eines Jazzclubs, wäre ich am liebsten in die Szenerie gehüpft, um mit dabei sein zu können. Das einzige, was mir nicht ganz so gefallen hat, waren die letzten Seiten, die mir doch etwas zu kitschig gerieten, was aber möglicherweise dem Anspruch der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ geschuldet ist.

Es ist sicher von Vorteil, bereits etwas über die Familie Mann und andere Hintergründe, wie etwa die Exilantenszene, zu wissen, aber ich denke, auch ohne das, wird der Roman gefallen, man muss nur ein bisschen aufgeschlossen sein für Erika Mann, ihre Familie und ihr Leben, und auch bereit, ev. den einen oder anderen Hintergrund zu anderen Charakteren zu googeln, wobei ich schon der Meinung bin, dass das, was man wissen muss, auch erzählt wird. Das Interesse, das eine oder andere zu vertiefen, war bei mir jedenfalls schnell da. Interessant zu lesen sind auch das Nachwort der Autorin und die Literaturauswahl.

Ich habe mich sehr schnell in diesen Roman verliebt, der einen Ausschnitt aus dem Leben einer faszinierenden Frau in einer interessanten Zeit erzählt und für mich Kopfkino pur ist. 5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Die Tochter des Zauberers

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"Meine Sicht der entscheidenden Themen der modernen Gesellschaft ist eher emotional als intellektuell – nicht dogmatisch, sondern menschlich. …
Das einzige „Prinzip“, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger ...

"Meine Sicht der entscheidenden Themen der modernen Gesellschaft ist eher emotional als intellektuell – nicht dogmatisch, sondern menschlich. …
Das einzige „Prinzip“, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale – Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz." (Erika Mann, 1943)

Meiner Ansicht nach spiegelt dieses Zitat die klare Haltung von Erika Mann, der ältesten Tochter von Thomas Mann, des Nobelpreisträgers für Literatur. Hinter ihrem berühmten Vater muss Erika Mann sich nicht verstecken. Sie ist eine faszinierende, schillernde Persönlichkeit, die von Heidi Rehn in ihrem Buch "Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben" einfühlsam portraitiert wird. Es spiegelt einen wichtigen Abschnitt im Leben. von Erika Mann und bildet bereits den 14. Band der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe", der vom Aufbau Verlag herausgegeben wird.

New York, 1936: Erika hofft darauf, mit ihrem politischen Kabarett die Amerikaner für den Kampf gegen Hitler zu gewinnen. Dann lernt sie im Kreis der europäischen Exil-Künstler einen Mann kennen, der ihr mehr bedeutet, als sie jemals für möglich gehalten hätte – den Arzt und Lyriker Martin Gumpert, der fasziniert ist von ihrer Stärke und Unabhängigkeit. Bald muss sie sich entscheiden: Ergreift sie die Chance, sich als Kämpferin für Frieden und Freiheit zu etablieren, oder setzt sie ihr persönliches Glück an erste Stelle?

Wie alle Bände aus dieser Reihe ist das Cover in Sepia-Tönen gehalten. Das Auge des Betrachters fällt auf eine attraktive Frau, die lässig gekleidet über eine Brücke flaniert. Sie trägt einen dunklen Anzug mit einer weißen Bluse, ihre dunklen Haare sind zu einem modischen Kurzhaarschnitt frisiert. Ihre androgyne Erscheinung kokettiert mit den zwei Geschlechterrollen und spiegelt die bisexuellen Neigungen von Erika Mann..

Erika Mann ist keine Heldin, die sich leicht fassen lässt. Sie ist eine schwierige Persönlichkeit, mit vielen Ecken und Kanten und einem harten, unbeugsamen Wesen. Ihrem drogensüchtigen, labilen Bruder Klaus gegenüber war sie stets loyal, ihre jeweiligen Lebensgefährten konnten sich nicht auf sie verlassen. Ohne Rücksicht auf Verluste stürzte sie sich in wechselnde Liebesaffären mit Männern und Frauen.

Heidi Rehn lässt uns tief eintauchen in die komplizierten familiären Verhältnisse der Manns und erzählt nicht nur von einer bislang unbekannte Liebesgeschichte einer großen, mutigen Frau, die sich in einer düsteren Epoche behaupten musste. Sie beeindruckt mit ihrem enormen Fachwissen und lässt uns teilhaben an der persönlichen Entwicklung der Protagonistin, die von vielen politischen und sozialen Umbrüchen geprägt war. Erika Mann war eine engagierte, selbstbewusste Frau, die sich für Demokratie und Meinungsfreiheit stark machte und gegen das nationalsozialistische Terror-Regime kämpfte, das sie aus ihrer deutschen Heimat vertrieben hatte. Nachdem sich ihre Hoffnungen, ihr antifaschistisches Kabarett "Die Pfeffermühle" auf einer amerikanischen Bühne fortzuführen, wegen der kulturellen Unterschiede zerschlagen hatten, entwickelte sie sich zu einer gefragten politischen Rednerin, welche aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen über die Verhältnisse in Deutschland aufklären konnte.

Dieses komplexe Buch ist keine leichte Lektüre. Dennoch möchte ich es jedem Leser ans Herz legen, der einen Funken politischen Bewusstseins besitzt und kritisches (Mit-) Denken schätzt.

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