Tolle Idee und Setting, aber das Fundament fehlt
Inhalt: Manchmal ist der Tod nicht nur das Ende eines geliebten Herzens, sondern besiegelt zugleich dein Schicksal. Das muss Nava schmerzlich erkennen, als ihr Zwillingsbruder nach dem Tod ihrer Eltern ...
Inhalt: Manchmal ist der Tod nicht nur das Ende eines geliebten Herzens, sondern besiegelt zugleich dein Schicksal. Das muss Nava schmerzlich erkennen, als ihr Zwillingsbruder nach dem Tod ihrer Eltern verstummt. Eine Flucht aus Marenna scheint ihr einziger Ausweg und nur der fremde Jayden ist bereit, sie auf dieser Reise ins Ungewisse zu begleiten. Erst ein unglaubliches Angebot der Tränenkönigin gibt ihrem Weg eine Richtung. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Tränen, die nicht nur das Schicksal ihres Bruders, sondern das einer ganzen Welt für immer verändern könnten.
Cover: Ein wirklich traumhafter Cover! Ich bin wirklich in das Farbspiel und die Verläufe verliebt! Auch im Inneren ist das Buch sehr liebevoll und detailreich gestaltet.
Lieblingszitat: "Die Traurigkeit verbirgt die Gefahr der Unendlichkeit in sich. Sie will nichts mehr als dich vom ersten Tag an auf jedem noch so kleinen Schritt zu begleiten. Sie wird sich nie mehr von deiner Seite lösen, wenn du sie nicht abgibst und gehen lässt." (S. 168)
Meine Meinung: "Die Tränenkönigin" von Jay Lahinch hat mich vorm Lesen vor allem mit zwei Punkten begeistern können. Erstens: Das wunderschöne und phantastische Cover. Und zweitens: Das Setting. In Marenna, der Heimat von Nava, Nate und Jayden, gibt es ein Meer, in dem sich alle Tränen sammeln und eine Tränenkönigin, die für diese Meere zuständig ist und dafür, dass die Menschen sich nicht in ihrer Trauer verlieren. Diese Idee, auf die die ganze Geschichte aufbaut, fand ich absolut traumhaft.
Der Prolog hatte mich am Anfang etwas irritiert. Es werden sehr viele Informationen untergebracht - zu viele auf einmal für meinen Geschmack. Danach verlief der Einstieg aber deutlich besser. Die Welt der Protagonistin Nava ist historisch angehaucht. Es gibt Einwohner verschiedener Klassen, ganz oben die Mitglieder der Ehrenhäuser. Als die Eltern der Zwillingsgeschwister Nava und Nate sterben, verlieren die beiden ihr Ehrenhaus der Lilie und werden von Madame Patrice aufgenommen. Madame Patrice möchte die beiden Waisen am liebsten direkt wieder loswerden, doch ihr Sohn hat ein Auge auf Nava geworfen. Da Frauen auf Marenna keinerlei Mitspracherecht bei der Wahl ihres Mannes haben, wird Nava ihm als Zukünftige versprochen. Daraufhin beschließt Nava mit ihrem Bruder zu fliehen, der seit dem Tod ihrer Eltern komplett in seiner Trauer versunken ist und droht in eine Einrichtung für Unzurechenbare eingewiesen zu werden. Gemeinsam mit Jayden zieht sie in das unbekannten und gefährliche Land von Marenna.
Der Moment bis zu dieser Flucht ist sehr spannend gestaltet. Die drei Fliehenden stehen stets für dem Risiko erwischt und aufgehalten zu werden, wodurch man als Leser:in stetig mit bangt. Danach wird die Geschichte immer magischer. Die Protagonisten begegnen magischen Wesen und landen an unvorstellbaren Orten. Bis sie schließlich auf die Tränenkönigin höchst persönlich treffen.
Je magischer die Geschichte aber wurde, desto mehr Fragezeichen tauchten bei mir auf. Zum einen hatte ich das Gefühl, dass manche Hindernisse nur auftauchten, wenn sie gerade passten und dann spielend leicht umgangen wurden, was mir etwas unrealistisch vorkam - selbst für eine Fantasygeschichte. Zum anderen war das Worldbuilding für mein Empfinden nicht ganz ausgereift. Wie bereits erwähnt steckt eine tolle Idee hinter dem Buch, aber ich hatte beim Lesen leider immer mehr das Gefühl, dass das Fundament fehlt.
Die Liebesgeschichte hat mir persönlich auch zu wenig Tiefe besessen. Ich kann das Gefühl nachvollziehen, dass ein solches Abenteuer zusammenschweißt, aber ansonsten lässt sich darüber nur sagen: Süß, aber seicht.
Fazit: Die Idee und das Setting von "Die Tränenkönigin" fand ich von Anfang bis Ende toll. Allerdings hatte ich, je weiter die Geschichte voranschritt, immer mehr das Gefühl, dass der Idee das Fundament und die entsprechende Tiefe fehlt. Dennoch bin ich auf den zweiten Band "Die Tränenrebellin" gespannt - vielleicht reift das Worldbuilding in diesem Teil noch weiter heran.
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