Lektoratsmäßig leider kein reiner "Silberstreif"
Hanna Caspians Historienschmöker "Gut Greifenau - Silberstreif" ist nach "Gut Greifenau - Abendglanz", "Gut Greifenau - Nachtfeuer", "Gut Greifenau - Morgenröte" und "Gut Greifenau - Goldsturm" der 5. ...
Hanna Caspians Historienschmöker "Gut Greifenau - Silberstreif" ist nach "Gut Greifenau - Abendglanz", "Gut Greifenau - Nachtfeuer", "Gut Greifenau - Morgenröte" und "Gut Greifenau - Goldsturm" der 5. Teil der "Gut-Greifenau-Reihe", jedoch, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, auch allein verständlich und eigentlich auch in sich abgeschlossen.
Das genretypische und farblich durchaus recht ansprechende Cover wird bedauerlicherweise wieder einmal von einem dieser häßlichen orangefarbenen Aufkleber verunziert.
Eine Landkarte von Pommern, Westpreussen und Posen, zwei Kartenskizzen des fiktiven Dorfes "Greifenau" nebst dem dazugehörenden gleichnamigen Gut, ein nach Handlungsorten, auf dem Gut auch noch nach "upstairs" und "downstairs" aufgeteiltes Personenregister (generell begrüßenswert, hier jedoch für Quereinsteiger nahezu unverzichtbar!) sowie ein Nachwort runden das erzählte Geschehen gut ab.
Letzteres behandelt das Leben, Lieben und Leiden derer von Auwitz-Aarhayn nebst Verwandt-, Nachbar- und Dienerschaft während der hauptsächlich durch Nachkriegs- und Inflationsprobleme geprägten Jahre 1923 - 1928 überwiegend auf Gut Greifenau und in Berlin.
So sind es denn auch vom aufkommenden Nationalsozialismus, Emanzipationsbestrebungen und Homosexualität abgesehen in erster Linie finanzielle und/oder amouröse Sorgen, die den Herrschaften ebenso wie dem Personal zu schaffen machen und der Serie den Titel "Deutsches DowntonAbbey" eingetragen haben dürften.
https://de.wikipedia.org/wiki/DowntonAbbey
Diesem Anspruch unangemessen erscheinen mir jedoch wieder einmal einige mE vermeidbare Fehler wie:
S. 79: "Wäre er mir nicht zuvorgekommen, hätte ich dich gefragt, ob du NICHT mit mir tanzen möchtest." (in der Situation ist das 2. "nicht" sinnfrei)
S. 298: Nun schrie auch das Baby in seinen Armen. Er schockelte (lt. Wiki=prüfend schütteln(??) ihn (müsste statt ihn es (das Baby nämlich, selbst dann, wenn es ein männliches ist!) heißen....
Auf S. 306, 2. Absatz von unten, bringt Wiebke gedanklich einen Paul/Albert-Wirrwarr zustande, mal trauert "er" um Schwester, mal um Frau.
S. 353: Bruno hatte gestern (1) fast geweint, als er ihr gestern (2) von den Vorkommnissen ... erzählt hatte.
Fazit: Eine recht nette Geschichte, mit Ausnahme vielleicht von eifrigen Serienverfolgern aber wohl eher ein "Kann" und keinesfalls ein "Muss", denn sie zeigte zwar zeitgemäße Probleme gut auf, war aber lektoratsmäßig leider kein "Silberstreif"