Cover-Bild Das Buch der Spiegel
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 27.02.2017
  • ISBN: 9783442314492
E.O. Chirovici

Das Buch der Spiegel

Roman
Werner Schmitz (Übersetzer), Silvia Morawetz (Übersetzer)

Die Wahrheit des einen ist die Lüge des anderen.

Als der Literaturagent Peter Katz ein Manuskript des Autors Richard Flynn erhält, ist er sofort fasziniert. Flynn schreibt über die Ermordung des Professors Joseph Wieder in Princeton. Der Fall wurde nie aufgeklärt, und Katz vermutet, dass der unheilbar kranke Flynn den Mord gestehen oder den Täter enthüllen wird. Doch Flynns Text endet abrupt. Als Katz den Autor kontaktieren will, ist dieser bereits verstorben. Besessen davon, das Ende der Geschichte zu erfahren, versucht Katz, Laura Baines ausfindig zu machen, die als Studentin auf undurchsichtige Weise mit Wieder verbunden war. Doch je tiefer Katz in den Fall eindringt, desto mehr scheint er sich von der Lösung zu entfernen ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2017

Gibt es mehr als eine Wahrheit ?

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Das Buch „Das Buch der Spiegel“ des Autoren E. O. Chirovici wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Im ersten Teil erhält der Literaturagent Peter Katz einen Ausschnitt aus einem Manuskript ...

Das Buch „Das Buch der Spiegel“ des Autoren E. O. Chirovici wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Im ersten Teil erhält der Literaturagent Peter Katz einen Ausschnitt aus einem Manuskript von Richard Flynn. In diesem geht es um die Ermordung des Professors Joseph Wieder in Princeton. Der Fall wurde niemals aufgeklärt. Fasziniert möchte Katz mehr erfahren und das ganze Manuskript lesen. Zu diesem Zeitpunkt ist Flynn bereits tot und das Manuskript nicht mehr auffindbar. Katz beauftragt den Journalisten John Keller weitere Nachforschungen anzustellen. Aus dessen Sicht ist der zweite Teil des Buches geschrieben. Da alles bereits 27 Jahre zurückliegt, sind die Ermittlungen nicht ganz einfach. Nachdem der Journalist nicht mehr weiter kommt, erfolgt ein weiterer Sichtwechsel und im dritten Teil übernimmt der inzwischen pensionierte Polizist Roy Freeman die Nachforschungen, der damals schon an dem Fall des ermordeten Professors gearbeitet hatte.
Der Schreibstil des Autoren ist flüssig und die Sprache sachlich und nüchtern. Die Charaktere werden sehr detailliert beschrieben, lebensnah und authentisch. Mir gefiel es sehr gut, dass man zu allen Personen einen kurzen Überblick über deren Leben bekommt. So konnte ich sie mir gut vorstellen und trotz der Menge der Charaktere problemlos auseinanderhalten. Oft fand ich es schwierig zu unterscheiden, welche Informationen echt sind und welche nur Fiktion, denke aber, dass genau das die Absicht des Autoren war. Bei den Recherchearbeiten gab es viele widersprüchliche Punkte. Die Sichtweise der Befragten war unterschiedlich und stimmte keineswegs überein, trotzdem schien jeder die Wahrheit zu sagen. Dadurch erstellt man beim Lesen ständig neue Theorien und Ideen wie es weitergehen könnte, die sich im nächsten Moment wieder zerschlagen. Es ergeben sich immer wieder neue Fragen und man mag als Leser das Buch gar nicht aus der Hand legen, da man einfach wissen möchte, wie es weitergeht und was denn nun wahr ist.

Mit jedem Perspektivwechsel wird die Spannung größer und mit jedem neuen Detail tauchen auch neue Widersprüche auf. Mich hat das Buch gefesselt und ich fand es faszinierend wie unterschiedlich Erinnerungen sein können.

Das Buch basiert auf einer ungewöhnlichen Idee, die der Autor E. O. Chirovici gut umsetzt. Die Auflösung war schlüssig gelöst und plausibel.

Von mir gibt es für diesen fesselnden und ungewöhnlichen Roman, den ich durchaus als Thriller bezeichnen möchte 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Komplexe Story mit unvorhersehbarem Ende..

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Die meisten Menschen sind andere Menschen - Oscar Wilde, De Profundis

Der erste Satz: "Ich bekam das Schreiben im Januar, als alle in der Agentur sich noch von ihrem Festtagskater zu erholen versuchten." ...

Die meisten Menschen sind andere Menschen - Oscar Wilde, De Profundis

Der erste Satz: "Ich bekam das Schreiben im Januar, als alle in der Agentur sich noch von ihrem Festtagskater zu erholen versuchten."

Worum geht es? Der Literaturagent Peter Katz bekommt ein ominöses Manuskript von Richard Flynn per Email zugeschickt. In diesem geht es um die Ermordung von dem berühmten Professor Joseph Wieder, die über 30 Jahre zurück liegt, in der Richard zunächst die Hauptfigur spielt. Das Manuskript endet abrupt und Peter versucht das Ende zu finden, jedoch ist der Absender schon verstorben. Besessen von dem alten Fall zieht Peter immer mehr Leute ins Boot und ahnt nicht, was er damit wieder ausgräbt.

Besonders gut hat mir an diesem Buch gefallen, dass die Geschichte aus vielen Perspektiven erzählt wird. Diese unterschiedlichen Leute machen dieses Buch zu etwas besonderem, denn nur durch sie kann der Fall aufgeklärt werden.

Mit dem Schreibstil des Autors konnte ich mich sofort anfreunden. Er schreibt flüssig und es lässt sich schnell lesen. Das Buch ist niveauvoll geschrieben und für jüngere Leser (vielleicht) etwas zu schwer.

Ebenfalls gut hat mir gefallen, dass ich beim Lesen miträtseln konnte und es bis zum Ende hin immer noch spannend war. Zwischendurch habe ich schon damit gerechnet, dass der Fall nicht mehr aufgedeckt wird. Das Ende war jedoch sehr originell und ging in eine ganz andere Richtung, als ich es erwartet hätte.

Fazit: Ein spannendes und faszinierendes Buch, welches den Leser packt und erst am Ende loslässt. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.02.2017

Von der Kunst der Vivisektion des menschlichen Geistes

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Richard Flynns Manuskript-Anfang weckt das Interesse von Literaturagent Peter Katz – Stil und Inhalt sind gut, anders. Er und wir lesen über ein Ereignis, das sich während Flynns Zeit in Princeton zutrug, ...

Richard Flynns Manuskript-Anfang weckt das Interesse von Literaturagent Peter Katz – Stil und Inhalt sind gut, anders. Er und wir lesen über ein Ereignis, das sich während Flynns Zeit in Princeton zutrug, über Flynns Mitbewohnerin Laura Baines und über den charismatischen Psychologie-Professor Joseph Wieder. Flynn schreibt über seine Beziehung mit Baines und deren und seine Arbeit für Wieder.

Warum sollte das jemanden interessieren? Nun, Wieder wurde ermordet, kurz vor Weihnachten. Und an genau dem Abend, als Wieder ermordet werden wird, endet der Ausschnitt aus dem Manuskript - als sich Flynn auf den Weg zu Wieders Haus macht. Und die Verdächtigen? Zuhauf. Da wird gesagt „Für jemanden wie Richard Flynn…existieren die Grenzen zwischen Fiktion und Realität nicht oder sind sehr durchlässig.“ S. 151f Und zu Laura heißt es „Stand ihr aber jemand im Weg, war der ein Hindernis und musste weggeräumt werden.“ Und das Opfer selbst soll die „Kunst der Vivisektion des menschlichen Geistes“ S. 217 beherrscht haben – und obendrein geheime Experimente für das US-Militär durchgeführt haben.

Warum ist das ein fesselndes Buch? Autor E.O. Chirovici (gesprochen „Kirowitsch“ laut Verlag, danke) schreibt dieses Buch aus mehreren Perspektiven. Er leitet ein mit dem Literaturagenten Katz, wechselt zum Manuskript-Flynn, zwei weitere Personen kommen noch zu Wort. Und mit jeder neuen Perspektive wechselt auch der Schreibstil, weshalb der Roman zum einen literarischer ist als der Durchschnittskrimi, und, was noch mehr ist: die Informationen rücken von Seite zu Seite in ein jeweils neues Licht, nicht nur durch die Erzähler, mehr noch durch die verschiedenen Personen, die diesen Erzählern Auskunft geben zu den damaligen Ereignissen.

Aber - warum „Das Buch der Spiegel“ lesen und nicht einen x-beliebigen Krimi? In den meisten spannenden Büchern gibt es ein einfacheres Weltbild. Da ist der Ermittler(-trupp), dem gegenüber die Verdächtigen, deren Aussagen von den „Guten“ sozusagen durch diese objektiviert aufgenommen werden. Menschliche Fehler durch subjektive Wahrnehmung sind quasi ausgeschlossen. Das widerspricht natürlich der Realität – lässt sich aber gut (und auch meistens von mir gerne) lesen – ist jedoch gelegentlich doch eher schlicht. Entsprechend lege ich an die Bewertung von spannender Literatur durchaus geringere Maßstäbe an als an anspruchsvolle Bücher. Chirovici durchbricht diese Begrenzungen – und dennoch bleibt sein Roman genauso spannend und locker-fix lesbar wie das Genre.

„One man’s truth is another man’s lie“ wird der englische Originaltitel „The Book of Mirrors“ beworben – im Buch selbst heißt es am Ende „Alle hatten sich geirrt und durch die Fenster, in die sie zu spähen versuchten und die sich am Ende alle als Spiegel herausstellten, nur immer sich selbst und ihre eigenen Obsessionen gesehen.“ S. 307 Was Agatha Christies Poirot zum Ende meist vor einem Kamin vornimmt, wenn er über die diversen Lügen und Verschleierungsmotive zum Mörder gelangt, davon gelingt Chirovici mit seinem Ende gewissermaßen die Potenzierung.

Veröffentlicht am 24.02.2017

der total andere Krimi – fesselnd!

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Dieser Krimi ist einfach unbeschreiblich: fesselnd, spannend, aber auch widersprüchlich.
Drei Menschen (ein Literaturagent, ein Journalist und ein Ex-Polizist) versuchen herauszubekommen was vor mehr als ...

Dieser Krimi ist einfach unbeschreiblich: fesselnd, spannend, aber auch widersprüchlich.
Drei Menschen (ein Literaturagent, ein Journalist und ein Ex-Polizist) versuchen herauszubekommen was vor mehr als 20 Jahren im Haus von Dr. Joseph Wieder geschehen ist. Immer wenn einer seine Ermittlungen frustvoll aufgibt, macht sich der nächste an die Recherche. Jeder der Drei erfährt immer nur Teilwissen und wird bei der Suche nach der Wahrheit mit individuell verzerrten Wahrnehmungen, Vermutungen aber auch mit Lügen konfrontiert. Daher stammt auch der Titel des Buches: angelehnt an die Zerrspiegel auf Jahrmärkten, die die Bilder auch verzerren. Das Ganze wird vom Autor wunderbar in Worte gefasst. Stilistisch brillant fand ich, dass zum Ende der Kapitel immer düstere Entwicklungen und vage Andeutungen zu einer völlig konträren Entwicklung der Handlung angeführt waren. Als Leser hat man da automatisch seine Phantasie einsetzten müssen und die Spannung hielt sich dabei immer auf hohem Level.
Zum Teil benutzt E.O. Chirovici sehr blumige Umschreibungen, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. So umschreibt er beispielsweise den regenverhangenen, trüben Himmel farblich mit Kohlsuppe. Da hat man doch gleich ein Bild vor Augen.
Auch am Ende des Buches bleiben noch viele Fragen offen. Finde ich nicht schlecht. So kann jeder Leser seine eigenen Schlüsse und Vermutungen ziehen.
Ein in der Art geschriebenen Krimi >und das waren schon sehr viele< habe ich bisher noch nicht gelesen. Ich bin voll begeistert und kann dieses Buch nur wärmstens als Geheimtipp weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 23.02.2017

Das Buch der Spiegel

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Katz, ein Literaturagent, wird auf ein Teil-Manuskript aufmerksam, welches ihm schon vor einiger Zeit von einem Herrn Flynn zugesendet worden ist. Allein schon das Anschreiben von Richard Flynn lässt ihn ...

Katz, ein Literaturagent, wird auf ein Teil-Manuskript aufmerksam, welches ihm schon vor einiger Zeit von einem Herrn Flynn zugesendet worden ist. Allein schon das Anschreiben von Richard Flynn lässt ihn aufhorchen, da dieses sehr ungewöhnlich formuliert ist. Also beginnt er mit der Lektüre und findet schnell einen Zugang zu der Story, die sich mit dem genialen Psychologie Professor Wieder beschäftigt. Dieser wurde vor etlichen Jahren brutal in seinem Haus ermordet und Flynn scheint mit seinem Buch diesen Mord und somit den Mörder aufdecken zu wollen. Flynn, damals ein Student, hatte einen guten Draht zu dem Professor und hat eine zeit lang für ihn als Hilfskraft gearbeitet. Er, so scheint es, will nun im hohen Alter die Lasten von seinen Schultern abwerfen und für Aufklärung sorgen.
Begeistert und fasziniert von dem Inhalt des Manuskriptes möchte Katz Flynn unter Vertrag nehmen und den Rest der Story lesen. Er wird hier nur vor das große Problem gestellt, dass Flynn in der Zwischenzeit verstorben ist und niemand weiß wo er das komplette Manuskript versteckt hat. Katz beauftragt daraufhin John Keller, einen Reporter, mit der Recherche- und Sucharbeit und möchte, dass dieser jeder erdenklichen Spur nachgeht und alle Beteiligten von damals aufsucht und befragt. Doch je mehr Beteiligte, Verdächtige und Angehörige Keller befragt, desto mehr Fragen treten auf und umso undurchsichtiger wird der ganze Fall.

Für den Leser bietet dieses Buch nicht nur viel Spannung und Rätselraten, sondern auch viel Verwirrung und Denkarbeit. Zunächst liest der Leser das Teil-Manuskript von Flynn mit und lernt so alle Protagonisten kennen. Sofort versucht man hier die Handlungen ebendieser zu analysieren und fragt sich schon zu Beginn wer vielleicht der Mörder oder die Mörderin sein könnte. Im weiteren Verlauf begleitet der Leser Keller bei seinen Befragungen und möchte auch hier alle Puzzleteile zusammenfügen und dem Täter/der Täterin auf die Schliche kommen. Doch so einfach ist das nicht. Das Buch ist so intelligent geschrieben und so spezifisch aufgebaut, dass man die Story einfach nicht durchschauen kann. Es entsteht ein Verwirrspiel auf höchstem Niveau.
Als Leser muss man regelrecht bei der Stange bleiben, um nicht den Anschluss oder gar wichtige Hinweise zu verpassen. Dies kann sich ein wenig anstrengend auf den Lesegenuss auswirken, aber dafür wird man mit einer dramatischen, unterhaltsamen und bemerkenswerten Story belohnt.
Durchweg fragt man sich, was nun die Wahrheit und was nur Fiktion ist? Wer sagt die Wahrheit, wer versucht zu manipulieren, wer spielt ein falsches Spiel und wer will von sich ablenken? Wer kann das, was damals in der Mordnacht geschehen ist noch exakt wiedergeben und wessen Erinnerungen sind über all die Jahre tatsächlich verblasst?

Die Perspektivenwechsel in den Abschnitten und die Menge an Charakteren haben mir keine Probleme bereitet und der Spannungsbogen blieb bis zuletzt erhalten. Ein nebulöses, fesselndes und aufregendes Buch mit absoluter Leseempfehlung.