Die letzten Jahre von Richard Löwenherz
Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors ...
Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors über Richard I., auch Löwenherz genannt, entschieden und mich bei Lovelyboks beworben. ich hatte Glück und durfte mitlesen. Zusätzlich wohne ich in der Nähe der Burg (heute eine Ruine) Dürnstein, wo Richard einst gefangen gehalten wurde. Dazu gibt es auch eine Sage über den Minnesänger Blondel, der ihn angeblich gefunden haben soll...
Mac P. Lorne schreibt in seinem Roman allerdings nicht über den Kreuzzug oder die Gefangenschaft, sondern über die Zeit danach. Nur wenig liest man bisher über das Leben von Richard Plantagenet, genannt Löwenherz, aus dieser Zeit. Als der König endlich aus seiner Gefangenschaft entlassen wird und in seiner Heimat Aquitanien ankommt, muss er feststellen, dass die Gebiete, die er von seinem Vater Henry II. geerbt hat, alle vom französischen König Philipp II. besetzt sind. Sein Bruder John hat nicht nur die Staatskasse geleert, sondern er hat auch dafür gesorgt, dass der Großteil der Ländereien an Philipp übergingen. Richard plant einen Rückeroberungsfeldzug. Dieser Kampf verlangt ihm alles ab, doch ihm gelingt es tatsächlich seine Ländereien zurückzuerobern....
Ich muss zugeben, dass mich der erste Abschnitt noch nicht wirklich fesseln konnte. Die Rückeroberung der Gebiete im heutigen Frankreich nehmen den Großteil des Buches ein. Eine Schlacht jagt die nächste. Doch mit der Zeit lernt man dahinter zu blicken und lernt Löwenherz immer besser kennen. Er wird zum Menschen für den Leser, der seine Mutter verehrt und sich immer wieder von ihr Ratschläge geben lässt. Das Verhalten seiner Frau Berengaria von Navarra lässt ihn verzweifeln und vorallem die große Frage seiner Nachfolge bereitet ihm schlaflose Nächte und lässt ihn bis zu seinem Tod nicht los. Die Feindschaft zwischen Richard und seinem Bruder John Ohneland ist wohl jedem bekannt, der die Robin Hood Filme gesehen hat. John nimmt im Roman nur einen kleinen Teil ein.
Die Darstellung von Richard I. fand ich sehr gelungen. Natürlich weiß heutzutage niemand mehr, wie er tatsächlich war, doch sein Ruf, der bis heute nachhallt, hinterlässt einige Einblicke in den Charakter: ein waghalsiger Kämpfer, ungeduldig, jähzornig, egozentrisch und verschwenderisch, aber auch sehr auf die Ritterehre bedacht und ein großartiger Feldherr und Stratege. Seine blutigen Kämpfe und Morde gegenüber dem Volk lassen dieses ausbluten und mit Wales und Schottland hatte er überhaupt nichts am Hut. Wozu gab es Verwalter für diese Ländereien?
Wie jeder Mensch hatte er seine guten und schlechten Seiten. In "Der englische Löwe" lernen wir ihn durch den Autor noch etwas besser kennen und verstehen viele seiner Reaktionen und Eigenheiten - wenn auch nicht alle.
Mac P. Lorne zeigt viele Facetten des Königs - sein Verhältnis zur Kirche, zum deutschen Kaiser, zu seiner Ehefrau und zu England, das ihm relativ egal war. Sein Herz schlug für Aquitanien.
Interessant fand ich auch die Figur von Philipp II. Er scheint mir das Gegenteil von Richard gewesen zu sein. Er war ein Feigling, der nie direkt in die Kämpfe eingriff, aber ein gewitzter Stratege, der sich einiges von Richard abschauen konnte. Die Unfähigkeit von John spielte ihm zusätzlich in die Hände.
Schreibstil:
Mac P. Lorne erzählt hier sehr nüchtern und teilweise auch trocken über die letzten fünf Jahre von Richard I., König von England. Damit tat ich mich anfangs auch etwas schwer, denn es gab kaum Spannungsbögen, was sich in der zweiten Hälfte etwas ändert. Es wird gänzlich aus der Perspektive von Richard erzählt und wirkt dadurch etwas eindimensional. Abhilfe schafft der Autor mit vielen Dialogen, die die Geschichte etwas auflockern.
Fazit:
Mac P. Lorne entwirft ein Bild über die letzten fünf Jahre von Richard Plantagenet, dem englischen König, welches ihn so beschreibt, wie er wirklich gewesen hätte sein können. Ein charismatischer Mann, der jedoch im Laufe der Jahre überzeichnet wurde.