Cover-Bild Der Trafikant
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 04.11.2013
  • ISBN: 9783036959092
Robert Seethaler

Der Trafikant

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik - einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft - sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von ihm. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig fühlen sich beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse. Und schon bald werden Franz, Freud und Anezka jäh vom Strudel der Ereignisse mitgerissen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein leichtfüßiger sowie tiefgründiger Coming of Age-Roman

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Inhalt: Als der Gönner von Franz Huchel und seiner Mutter stirbt, muss der siebzehnjährige Franz eigenes Geld verdienen. Dafür schickt in seine Mutter nach Wien, zum Trafikanten Otto Trsnjek. Dort angekommen ...

Inhalt: Als der Gönner von Franz Huchel und seiner Mutter stirbt, muss der siebzehnjährige Franz eigenes Geld verdienen. Dafür schickt in seine Mutter nach Wien, zum Trafikanten Otto Trsnjek. Dort angekommen übt sich Franz aber nicht nur in die Arbeit eines Trafikanten ein; er verliebt sich auch – in die rätselhafte Anezka. Außerdem lernt er den bekanntesten Kunden der Trafik näher kennen: Sigmund Freud. Allerdings: Nicht alles ist positiv in Wien; die Nationalsozialisten greifen langsam, aber sicher nach der Macht…

Persönliche Meinung: „Der Trafikant“ ist ein historischer Coming of Age-Roman von Robert Seethaler. Erzählt wird die Handlung von einem auktorialen Erzähler, der aber meist in die Perspektive von Franz Huchel schlüpft. Franz ist, gerade zu Beginn der Handlung, ein eher unbedarfter Jüngling, der lediglich den dörflichen Mikrokosmos kennt und von der Donaumetropole Wien überwältigt ist. Mit der Zeit – vor allem durch seine beiden „Ersatzväter“ Otto und Sigmund Freud – reift er heran, wächst über sich hinaus und lernt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Ein kleines Highlight sind für mich dabei die Dialoge, die Franz mit Sigmund Freud führt. Freud tritt hier nicht als verknöcherter, ernster Professor auf, sondern gibt dem jungen Franz handfeste, praxisnahe Ratschläge für dessen Leben (Die Szenen mit Freud werden meist mit einem Augenzwinkern erzählt). Generell ist der Erzählstil von „Der Trafikant“ poetisch und leichtfüßig, sodass der Roman sich flüssig lesen lässt. Der historische Hintergrund, vor dem die Handlung erzählt wird, ist die Eingliederung Österreichs in das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938. Diese Eingliederung, zu deren Fortgang mehrfach Querverweise im Roman gemacht werden, wird stimmig in die Handlung eingefügt. Hierzu nur so viel: Die Eingliederung – und damit einhergehend der offene Nationalsozialismus/der Antisemitismus in Wien – wird nicht ohne Konsequenzen für die Protagonisten von „Der Trafikant“ bleiben. Insgesamt ist „Der Trafikant“ ein kurzweiliger historischer Coming of Age-Roman, der zudem insbesondere durch seinen historischen Kontext eine große Tiefe besitzt.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Zwischen Tageszeitungen und Zigarren

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Franz Huchel lebt mit seiner Mutter im Salzkammergut. Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtern, schickt die Mutter ihn nach Wien zu Otto Trsnjek, der eine Trafik betreibt, einen kleinen ...

Franz Huchel lebt mit seiner Mutter im Salzkammergut. Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtern, schickt die Mutter ihn nach Wien zu Otto Trsnjek, der eine Trafik betreibt, einen kleinen Tabak- und Zeitungsladen. Dort wird der 17-Jährige zum Lehrling und eignet sich schnell an, was er für die Stammkundschaft wissen muss: Was in welcher Zeitung steht und die jeweiligen Vorzüge der verschiedenen Tabaksorten. Er begegnet Professor Freud und verliebt sich in ein undurchsichtiges Mädchen, das ihn nach der ersten Begegnung sitzen lässt. Seine verwirrenden Gefühle versucht er mit Hilfe des Arztes und Psychologen Freud zu ordnen. Was sich im Hintergrund anbahnte, bricht nun brutal in die kleine Idylle der Trafik ein: Im März 1938 marschieren deutsche Wehrmachtstruppen in Österreich ein.

Ein sehr berührendes Buch über einen Jungen vom Land, der in der Großstadt seine Unschuld verliert - auf unterschiedliche Weise. "Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es diesen Buden nicht mehr gab. Weg war der." (S. 236) In diesem Roman wird viel gesprochen und geschrieben. Franzl diskutiert mit seinem Chef und mit Freud, schreibt der Mutter und erhält Antworten von ihr. Das war mir stellenweise etwas zu viel "Theorie", dennoch ist der Roman nicht dialoglastig. Die Handlung schreitet voran und entlarvt dabei immer mehr, dass weite Teile der Bevölkerung den "Anschluss" befürworteten und den unverhohlenen Terror, der sich auf den Straßen breit macht. Die kleine Trafik und ihr Trafikant stehen zunächst für einen Ort, der Weltoffenheit repräsentiert, mit den verschiedenen Tageszeitungen, Meinungen und dem so unterschiedlichen Publikum; später zentriertes es sich symbolisch auf ein kleines Bollwerk. Gab es zwischendrin kleine zähe Stellen, hat mich das Ende wieder komplett versöhnt.

Die Sprache von Seethaler lässt einen durch die Seiten gleiten und unversehens ist die eindringliche Geschichte nach 250 Seiten zu Ende. Ein Roman, den ich sehr empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Berührend

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Die Geschichte des jungen Franz, seiner Liebe zu Anezka und seiner Freundschaft mit Sigmund Freud im Wien der Dreißigerjahre.

Franz geht nach Wien um als Trafikant zu arbeiten, bei Otto einem alten Freund ...

Die Geschichte des jungen Franz, seiner Liebe zu Anezka und seiner Freundschaft mit Sigmund Freud im Wien der Dreißigerjahre.

Franz geht nach Wien um als Trafikant zu arbeiten, bei Otto einem alten Freund seiner Mutter. In der Trafik lernt er eine Menge Leute kennen, unter anderem Sigmund Freud von der von Anfang an begeistert ist, weil er schon auf dem ersten Blick wie ein echter Professor wirkt. Im Prater lernt Franz Anezka kennen, er ist bezaubert von ihr und ist sofort verliebt. Seit diesen Moment geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Weil er nicht mit diesen neuen Gefühlen umgehen kann sucht der junge Franz Rat bei Professor Freud und zwischen ihnen entwickelt sich eine ganz eigene Art von Freundschaft. Währenddessen kommen die Nazis nach Wien und sein Leben wird noch komplizierter, obwohl das Erwachsenwerden schon kompliziert genug wäre.

Robert Seethaler schreibt so wunderbar und bildhaft, dass ich mich sofort in dieses Buch verliebt habe.
Da das Buch in Wien meiner Heimatstadt spielt bin ich mit Franz durch die Straßen gegangen, unter anderem in die Berggasse wo die Wohnung von Sigmund Freud wirklich war.
Franz habe ich sofort verstanden und mit ihm gelitten, geschmunzelt und nachgedacht. Er ist ein Junge der alleine in der Großstadt zurechtkommen muss.
Freud konnte ich mir auch sofort bildhaft vorstellen und miterleben wie so ein junger Bursche ihm wieder seine Jugend zurückbringt.
Otto der Trafikant ist großartig, für ihn ist jeder Mensch wichtig und er will sich um alle seine Kunden gleich gut kümmern, obwohl es ihm auch Schwierigkeiten einbrachte, aber er blieb sich immer treu.
Anezka mochte ich überhaupt nicht, sie nutz alle nur zur ihren Besten aus und nur sie selber ist sich wichtig.

Das Buch hat überhaupt keine Eile und trotzdem passiert so viel.
Es spricht eine wichtige Zeit für Wien aus einer anderen Perspektive an, regt zum Nachdenken an.
Fazit: Ein Meisterwerk, dass mir im Gedächtnis bleiben wird. Die Geschichte ist wunderbar und ich lege es jedem ans Herz.

Veröffentlicht am 02.09.2020

Traurig, jedoch lesenswert: "Der Trafikant"

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Dieser traurige, jedoch lesenswerte Roman ":Der Trafikant" von Robert Seethaler beschreibt die fiktive Freundschaft eines Jugendlichen mit Sigmund Freud (06. 05. 1856 - 23. 09. 1939) in Wien z. Zt. des ...

Dieser traurige, jedoch lesenswerte Roman ":Der Trafikant" von Robert Seethaler beschreibt die fiktive Freundschaft eines Jugendlichen mit Sigmund Freud (06. 05. 1856 - 23. 09. 1939) in Wien z. Zt. des Anschlusses von Österreich an Nazideutschland.

Eine Trafik nennt man in Österreich einen kleinen Laden, in dem hauptsächlich Tabakwaren und Presseerzeugnisse, aber auch Lose, Briefmarken, Fahrscheine, Ansichtskarten, Schreib-, Schul- und Bürobedarf erstanden werden können, der Betreiber ist ein Trafikant. Der aus dem Salzkammergut stammende 17jährige Franz Huchel absolviert in Wien beim Trafikanten Otto Trsnjek eine Ausbildung, während derer er auch erste sexuelle und emotionale Erfahrungen sammelt und sich darüber mit dem berühmten österreichischen Arzt, Neurophysiologen, Tiefenpsychologen, Kulturtheoretiker und Religionskritiker Prof. Dr. Sigmund Freud austauscht, der dem jüdischen Glauben angehört, wenn er diesen auch nicht streng praktiziert. In Anbetracht des historischen Hintergrundes erwartet man hier natürlich keine heitere Unterhaltung, dennoch gingen mir manche Geschehnisse ziemlich unter die Haut

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Veröffentlicht am 31.07.2019

Sprachgewaltig und berührend zugleich...

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Ich habe sehr viel Gutes über den Film gehört, wollte aber zuerst das Buch lesen und so begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um den jungen Franz, der nach Wien zieht, um Lehrling in einer ...

Ich habe sehr viel Gutes über den Film gehört, wollte aber zuerst das Buch lesen und so begann ich mit der Lektüre.

In der Geschichte geht es um den jungen Franz, der nach Wien zieht, um Lehrling in einer Trafik zu werden. Schnell gewöhnt er sich an das Leben in der Stadt. Doch dann erlebt er zwei Begegnungen, die sein Leben für immer verändern: er begegnet Sigmund Freud und der Liebe in Form einer hübschen Böhmin. Wie wird er mit seinen neuen Erkenntnissen umgehen?

Zunächst einmal muss ich den tollen Schreibstil des Autos loben. Er verwendet so gekonnt sprachliche Bilder, dass es einem leicht fällt sich alles vorzustellen und man regelrecht beschwingt die Seiten liest. Für mich schon allein aufgrund der Wortwahl ein Genuss.

Franz als Figur hat mir immens gefallen. Man spürt seine Jugendlichkeit auf jeder Seite, denn er möchte was erleben und dafür geht er gern auch Risiken ein. Ich mochte, dass er seine Heimat vermisst auch wenn es ihm in der neuen Umgebung gut geht. Seine Entdeckung der Liebe hat mich an meine Jugend erinnert, was ich sehr mochte.

Die Briefe zwischen Mutter und Sohn fand ich einfach nur schön, weil es so etwas heute schlichtweg nicht mehr gibt, was echt schade ist.

Zudem fand ich, dass es Seethaler sehr gut gelungen ist die damalige Zeit darzustellen, die unterschwellige Feinseligkeit und wie sich die Lage für manche Menschen immer mehr zuspitzt.

Die Treffen mit Freud habe ich als sehr realistisch empfunden, schließlich hat er ja wirklich dort gewohnt und warum sollte er nicht auch mal einem jungen Burschen einen guten Rat geben?

Fazit: Ein toller Roman, der mich sehr gut unterhalten und zudem im Inneren berührt hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus und jetzt freue ich mich erst Recht auf den Film.