Ein heftiges Buch mit wichtigen Themen, aber einem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil
Triggerwarnung: Vergewaltigung, toxische Beziehung!
Tomas ist ein reicher Großbauer aus Spanien und eigentlich mit seinem Leben zufrieden. Doch dann erhält er die Diagnose Krebs. Er macht die Therapien, ...
Triggerwarnung: Vergewaltigung, toxische Beziehung!
Tomas ist ein reicher Großbauer aus Spanien und eigentlich mit seinem Leben zufrieden. Doch dann erhält er die Diagnose Krebs. Er macht die Therapien, die ihm verordnet werden, aber wirklich etwas ändern will er nicht. Bis er in der Dorfkneipe Suiza kennenlernt. Eigentlich heißt sie gar nicht so, aber jeder nennt sie bei diesem Namen. Sie sagen auch sie sei Schweizerin und dumm. Für Tomas zählt nichts davon. Ein Blick auf sie und er weiß, dass er sie haben muss. Eines Abends nimmt er sie einfach mit auf seinen Hof und er will nur eins: Suiza behalten.
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fand den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig. Er ist nicht so ganz meins. Ich fand ihn ziemlich distanziert und es war nicht immer ganz leicht den Überblick zu behalten. Auch die Wortwahl war immer wieder sehr gegensätzlich von hochgestochen, hochtrabend zu plötzlich sehr umgangsprachlich und derb.
Tomas konnte ich leichter folgen als Suiza. Sie springt sehr und wirft einem plötzlich Informationen vor die Füße, komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Andererseits ist es wichtig, auch Infos von ihr zu bekommen. Suiza ist nicht dumm, aber „anders“.
Die „Beziehung“ von Tomas und Suiza ist von Anfang an anders. Tomas ist besessen von ihr, er stürzt sich richtig auf sie und vergeht sich an ihr. Suiza wehr sich nicht, sie hat sich wohl noch nie gewehrt. Aber sie gibt auch nicht ihr deutliches Einverständnis, zumindest nicht immer. Bei Tomas merkt man immer wieder wie er hin und her schwankt. Mal will er Suiza glücklich sehen und im Endeffekt eine „normale“ Beziehung mit ihr, dann wieder möchte er sie beherrschen und unterwerfen. Ich bin mir die ganze Zeit nicht sicher gewesen, ob er sie als Frau sieht oder nicht doch als Besitz.
Über Suiza erfährt man sehr wenig. Je länger sie bei Tomas ist, desto mehr ihrer Talente und Neigungen werden bekannt und man merkt schnell, dass sie keineswegs dumm ist, aber auch nicht so wie jeder andere. Sie ist unschuldiger in ihrem Wesen. Freundlich, ruhig, zurückhaltend, aber es wird schnell deutlich, dass sie in ihrem Leben nie geliebt worden ist und sich verzweifelt danach sehnt. Sie fühlt sich nicht entführt von Tomas oder beherrscht. Sie möchte, dass er sie „behält“, aber es stellt sich dabei eben die Frage, inwieweit sie sich selbst überhaupt als Person sieht, oder ob sie sich als „Ding“ wahrnimmt, dass benutzt und irgendwann weggeworfen wird.
Tomas kann ein ziemlicher A… sein. Er stellt seine Begierde für Suiza und ihren Körper über alles andere und immer wieder verliert er auch die Kontrolle. Gleichzeitig begleitet man ihn auch bei seinem Kampf gegen den Krebs und fragt sich, ob Suiza nicht auch deswegen bei ihm ist, weil er sich in dieser schweren Zeit der Krankheit, die er ja vielleicht auch nicht überlebt, etwas „gönnen“ will.
Man merkt am Beispiel von Tomas sehr schön das Thema der toxischen Beziehung. Von seiner Seite aus beginnt alles mit Besessenheit. Suiza ist ein Objekt, Beute, für ihn. Man erfährt aber auch nicht, ob er diese Sicht jemals komplett ablegt. Er schwankt immer wieder. Suiza scheint nicht zu wissen, dass es auch eine andere Art „Beziehung“ gibt. Sie wurde schon so oft von Männern einfach zur Befriedigung ihrer Triebe benutzt, sie wehrt sich ja auch gar nicht, und man fragt sich, ob das so ist, weil sie einfach nichts anderes kennt.
Hinzu kommt noch, dass der größte Teil der Männer in dem Dorf in der Steinzeit stehen geblieben zu sein scheinen, wenn man sie so reden hört. Da möchte man als Frau echt gern reihum mit der Bratpfanne draufhauen.
Das Ende ist halboffen und sehr provokativ. Ich hätte es mir anders gewünscht, aber es passt wirklich zum Buch.
Fazit: Das Buch ist keinesfalls „einfach“. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, ich mochte ihn nicht so wirklich, aber der Inhalt ist wirklich sehr wichtig. Es geht um toxische Beziehungen, Besessenheit, die Frage nach der Freiwilligkeit und noch einige mehr, die ich nicht erwähnen kann, ohne zu spoilern.
Tomas ist nicht wirklich sympathisch. Man weiß oft nicht, was man von ihm halten soll. Ist er der „böse“ oder meint er es irgendwie doch gut? Ist er ein Narzist oder einfach nur irre? Hat er wirklich Gefühle für Suiza oder ist sie für ihn nur ein Objekt, das er besitzen will? Und was ist mit Suiza? Je mehr man über sie erfährt, desto sympathischer wird sie. Trotzdem wird deutlich, dass sie verdammt viel durchgemacht hat und viel zu oft ungeliebt ihr Dasein fristen musste oder Beute war.
Es werden viele kontroverse Themen verarbeitet und auch das Ende ist kontrovers und noch dazu halboffen. Das Kopfkino ist hier am schlimmsten. Man weiß nicht zu 100% genau, wie es endet, macht sich aber so seine Gedanken.
Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Es hat mich teilweise echt mitgenommen und ich finde die Themen, die behandelt werden echt mega wichtig, aber der Schreibstil war einfach nicht meins.