Cover-Bild Menschenwerk
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Soziales
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 222
  • Ersterscheinung: 15.03.2019
  • ISBN: 9783746635187
Han Kang

Menschenwerk

Roman | Nobelpreis für Literatur 2024.
Ki-Hyang Lee (Übersetzer)

Nobelpreis für Literatur 2024

»Ich kämpfe, jeden Tag. Ich kämpfe gegen die Schande, überlebt zu haben und immer noch am Leben zu sein. Ich kämpfe gegen die Tatsache, dass ich ein Mensch bin. Und Sie, ebenso ein Mensch wie ich, welche Antworten können Sie mir geben?«
Ein Junge ist gestorben, und die Hinterbliebenen müssen weiterleben. Doch was ist ihnen ihr Leben noch wert? Han Kang beschreibt in ihrem Roman, wie dehnbar die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit sind. Ein höchst mutiges Buch und ein brennender Aufruf gegen jede Art von Gewalt. 

»Han Kang zu lesen ist wie in einen Strudel aus Brutalität und Zärtlichkeit geworfen zu werden, aus dem man durchgeschüttelt, perplex und tief bewegt wieder auftaucht.« Doris Dörrie

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2021

Gwangju - Aufstand 1980

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Han Kangs „Menschenwerk“ spielt 1980 in Gwangju, Südkorea und berichtet vom Gwangju-Aufstand, bei dem Studentenproteste vom Militär niedergeschlagen wurden.
Der Junge Dong-ho versucht zunächst die Leiche ...

Han Kangs „Menschenwerk“ spielt 1980 in Gwangju, Südkorea und berichtet vom Gwangju-Aufstand, bei dem Studentenproteste vom Militär niedergeschlagen wurden.
Der Junge Dong-ho versucht zunächst die Leiche seines beim Aufstand getöteten Freundes zu finden. In den folgenden Kapiteln werden die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Personen berichtet. Danach werden die weiteren Lebenswege der Menschen, die mit Dong-ho während des Aufstandes in Verbindung standen, erzählt. Nach und nach werden dadurch Teile der Geschehnisse offenbart und am Ende fügt sich ein schlüssiges Bild zusammen, was in den Tagen des Aufstandes genau passiert ist.

Han Kang gibt jeder Person mit einem Kapitel eine Stimme und schildert einfühlsam und überzeugend deren Geschichte und Gefühle. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert detailliert und eindringlich Bilder von Leichenbergen und Foltermethoden. Sie geht auf Themen wie Schuld, Vergebung, Tod und Leben mit dem Tod von geliebten Menschen ein.
Mich machte hier Vieles fassungslos, immer wieder finde ich es unglaublich, wozu Menschen fähig sind. Die hier geschilderte Gewalt ist historisch belegt und damit ist dieses Buch ein Zeitzeugnis, eine Mahnung und ein Aufruf gegen die Gewalt und das Vergessen.

Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen, hinterlässt Eindruck und macht noch lange nach dem Lesen nachdenklich.
Mir hat auch gut gefallen, dass man als (westlicher) Leser/in nicht nur etwas über koreanische Geschichte, sondern auch über die koreanische Kultur lernt.

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Beschreibung des Schreckens eines Massakers

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Die koreanische Schriftstellerin Han Kang sieht hin. Sieht genau hin. Beschreibt, was geschehen ist, als in der koreanischen Stadt Gwangju vom 18. bis 27. Mai 1980 Studentenproteste in einem Massaker niedergeschlagen ...

Die koreanische Schriftstellerin Han Kang sieht hin. Sieht genau hin. Beschreibt, was geschehen ist, als in der koreanischen Stadt Gwangju vom 18. bis 27. Mai 1980 Studentenproteste in einem Massaker niedergeschlagen wurden. Dabei geht es Han Kang nicht um das Warum und Wie. Sie konzentriert sich in "Menschenwerk" auf das Massaker selbst. Beschreibt, dass es weh tut. Eine Orgie menschlicher Gewalt. In ihrem Epilog schreibt die Autorin, dem Militär sei es nicht allein darum gegangen, die Lage unter Kontrolle zu bringen: "Vor aller Augen mordeten sie skrupellos und ohne zu zögern". 

Han Kang nun will mit ihrem Buch "Menschenwerk" das damit verbundene Leid ins Rampenlicht setzen. Sie beschreibt, wie Leichen eingesammelt werden, vor sich hinmodern, verbrannt werden, wie sie zur Identifizierung durch die Angehörigen aufgebahrt werden, bis der Platz nicht mehr ausreicht. Sie beschreibt weniger die Gewalt selbst als vielmehr die Wirkung der Gewalt auf die Menschen. 

Im ersten Teil des Romans stehen die Opfer der Gewalt im Vordergrund. Dazu nutzt Han Kang einen klugen Kunstgriff: sie lässt unter anderem die Seele eines Toten berichten, wie sie sich von ihrem irdischen Leben löst und sich auf die Suche nach anderen Seelen macht. 

Im zweiten Teil sind es die Überlebenden, die in den Fokus rücken. Die gefühlte Schande, die es ihnen verbietet, über das zu sprechen, was sie erlebt haben. Die verzweifelte Suche nach den vermissten Söhnen und Töchtern. 

Ausgehend von einem Studenten, der niedergeschossen wurde, lässt die Autorin die Erzählperspektiven immer wieder wechseln bis hin zur Seele eines Verstorbenen als Erzählstimme. Auch die Erzählzeit wechselt. Auf drastische Bilder verzichtet Han Kang in ihren Beschreibungen nicht - "Menschenwerk" fasst vielmehr in die Wunde, Gewalt als "Menschenwerk", als fassungslose Frage, wozu Menschen in der Lage sind. An manchen Stellen des Romans braucht es deshalb schon starke Nerven, um weiterzulesen. 

In "Menschenwerk" gibt es keine Geschichte, die erzählt wird, keine Handlung, keine Helden, es bleibt nur der Schrecken. 

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Veröffentlicht am 04.09.2019

Kompromisslos

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Mein erstes Buch von Han Kang, das ich mir eigentlich nur spontan am Bahnhof mitgenommen habe, weil es so handlich ist. Ich kaufe selten Bücher und lese sie dann sofort recht zügig durch, aber dieses Buch ...

Mein erstes Buch von Han Kang, das ich mir eigentlich nur spontan am Bahnhof mitgenommen habe, weil es so handlich ist. Ich kaufe selten Bücher und lese sie dann sofort recht zügig durch, aber dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Mir fällt es schwer, das Buch zu bewerten, weil ich es schwer greifbar finde. Es kommt tatsächlich gänzlich ohne Humor aus und ist tatsächlich im Gegensatz zum Cover sehr düster und schwer von der Thematik her. Vom Gwangju-Massaker in den 80ern habe ich noch nie gehört, fühle mich aber nach der Lektüre des Buches den Hinterbliebenen dieser Zeit sehr nahe. Die Geschehnisse des Massakers an sich wurden weniger beleuchtet, vielmehr war man bei den Angehörigen, deren Kinder und Geschwister dem Staat zum Opfer gefallen sind. Bemerkenswert, wie Han Kang dieses außerordentliche Zugehörigkeitsgefühl auf diesen wenigen Seiten schafft. Der Umfang des Buches ist meiner Meinung nach überhaupt sehr gut gewählt. Ich hätte zumindest angesichts der Thematik wenig Lust auf einen dicken Wälzer gehabt. Der Schreibstil wurde meiner Meinung nach sehr gut auf dem Cover, das ich mehr und mehr lieben gelernt habe, abgebildet. Er ist sehr poetisch und sehr leicht. Fast als lese man ein Gedicht. Es gibt viel Interpretationsspielraum auf ziemlich wenig Platz. Die Szenen waren gerade zum Ende hin eher collagenartig angeordnet und es war nicht immer leicht, nachzuvollziehen, in welcher Perspektive man sich gerade befindet. Das ist mein einziger Kritikpunkt, der das Lesen aber oft erschwert hat.
Alles in allem ist "Menschenwerk" ein Buch, das mich sehr gefangen genommen und mich einiges gelehrt hat. Da mir der poetische Schreibstil gut gefallen hat, freue ich mich auf weitere Bücher der Autorin.