Auf der Suche
Ich würde das Buch nicht als Thriller bezeichnen, wohl nicht mal als Krimi. Es zeigt ein Bild des Landes und einiger seiner Bewohner mit landestypische, aber auch weltweiten zwischenmenschlichen und sozialen ...
Ich würde das Buch nicht als Thriller bezeichnen, wohl nicht mal als Krimi. Es zeigt ein Bild des Landes und einiger seiner Bewohner mit landestypische, aber auch weltweiten zwischenmenschlichen und sozialen Problemen.
Die beiden kleinen Mädchen Aljona und Sofija sind, weil ihre Mutter als Journalistin arbeitet, während der Ferien auf sich allein gestellt. Sie verbringen den Tag am Meer und trotz aller Warnung, steigen sie zu einem fremden Mann in das Auto. Da vor vier Jahren bereits eine junge Frau verschwand, gibt es immer wieder Vergleiche zwischen den Fällen, obwohl sie eigentlich sehr unterschiedlich sind.
Die Kapitel sind mit fortlaufenden Monatsnamen überschrieben und erzählen von einigen Leuten, die in Kamtschatka leben. Zum Glück gibt es vorne im Buch eine Aufstellung der Hauptpersonen, denn einige Erzählungen sind für mich sehr verwirrend gewesen und ich musst immer mal wieder nachschauen, in welchem Verhältnis die Figuren stehen. Vieles gab auch für den eigentlichen „Fall“ keinen Sinn.
Es wurden einige Lebensläufe oder nur Episoden aus dem Leben dieser Menschen erzählt. Immer wieder gab es Verbindungen zur indigenen Urbevölkerung, die nach der Auflösung der UdSSR wohl nach ihren Wurzeln suchen und die alte Bräuche wieder aufleben lassen.
Ich musste mich erstmal über Kamtschatka informieren, das Land war Sperrgebiet und kannte deshalb keine Fremden, jetzt reisen Kreuzfahrschiffe dort hin und Ausländer kommen auf die abgelegene Halbinsel. Auf der anderen Seite werden auch die Ureinwohner mit Argwohn angesehen. Keine einfache Situation, einige trauern noch dem Kommunismus nach.
Das Buch ist sehr gut zu lesen, wenn es auch ungewöhnliche Sätze wie „Der Geruch seiner Zahnpasta glitzerte zwischen ihnen“ gibt. Die Sprache ist sehr korrekt, so wird immer von Indigenen gesprochen, obwohl ich denke, dass die Russen für diese Bevölkerungsgruppe, auf die sie herabsehen, abfälligere Begriffe nutzen.
So sind in diesem Buch alle auf der Suche, nach den verschwundenen Mädchen, der verlorenen Tochter, aber auch nach Identität und Werten.