Cover-Bild Das Flüstern der Bäume
(37)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 05.10.2020
  • ISBN: 9783328600794
Michael Christie

Das Flüstern der Bäume

Roman
Stephan Kleiner (Übersetzer)

Eine Familie, vier Generationen, schicksalhaft verbunden mit den Wäldern Kanadas

Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …

Michael Christies grandiose Familiensaga ist großes Kino: farbenprächtig, mitreißend, bewegend!

Der Penguin Verlag dankt dem Canada Council for the Arts für die Förderung der Übersetzung. We acknowledge the support of the Canada Council for the Arts. Nous remercions le Conseil des arts du Canada de son soutien.

Das Buch wird klimaneutral produziert.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2020

Tragische Familiengeschichte mit einem ungewöhnlichen Aufbau, die in den Bann zieht und nachdenklich über unsere Zukunft und den Klimawandel macht

0

Jacinda Greenwood arbeitet auf Greenwood Island als Pilger- und Naturführerin. Die kanadische Insel beherbergt ein Luxus-Ferienresort, das den Reichen vorbehalten ist, denn im Jahr 2038 ist die Natur auf ...

Jacinda Greenwood arbeitet auf Greenwood Island als Pilger- und Naturführerin. Die kanadische Insel beherbergt ein Luxus-Ferienresort, das den Reichen vorbehalten ist, denn im Jahr 2038 ist die Natur auf der Erde weitestgehend zerstört. Nur auf Greenwood Island gibt es noch eine größere Anzahl von Bäumen, die vom Welken verschont geblieben sind.
Jacinda ging bisher davon aus, dass die Namensgleichheit ein reiner Zufall ist, doch dann bekommt sie Besuch von ihrem Exfreund, der ihr das Tagebuch ihrer Großmutter übergibt. Sie erfährt darin alles über ihre familiären Wurzeln, die eng mit den Bäumen verbunden sind.

"Das Flüstern der Bäume" erzählt neben dem apokalyptischen Szenario einer zerstörten Natur eine eindrucksvolle Familiengeschichte, die sich über 130 Jahre erstreckt. Die Erzählweise ist dabei ungewöhnlich raffiniert. Angelehnt an die Jahresringe eines Baumstammes, beginnt die Geschichte am Ende im Jahr 2038 und wird sodann rückwärts bis zum Kern im Jahr 1908 erzählt, bevor sie wieder ihre Kreise über die Jahre 1934, 1974 und 2008 zieht, bis sie am Ausgangspunkt, dem äußersten Jahresring 2038 angelangt.

Die Geschichte handelt von den zerstrittenen Brüdern Everett und Harris - einer ein reicher Holzfällerunternehmer, der andere ein straffälliger Eremit, der die Zuckerahornbäume für Sirup anzapft - einem entführten Mädchen, das sich als erwachsene Frau zu einer kompromisslosen Kämpferin für den Umweltschutz entwickelt, die die Bäume mehr liebt, als die Menschen.
Jeder Abschnitt ist, geprägt von den Protagonisten, die gerade im Mittelpunkt stehen, ganz unterschiedlich in seiner Erzählweise. Es sind schockierende Einzelschicksale, deren Leid ungeschönt geschildert wird sowie ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel um ein entführtes Mädchen. Eine Einteilung in Gut und Böse ist schwer möglich, denn jeder Charakter hat seine Ecken und Kanten und weder nur gute oder nur schlechte Seiten. Durch den empathischen Schreibstil ist es jedoch möglich, sich in jede einzelne Figur hineinzuversetzen und Verständnis für ihre Motivation und ihr Handeln aufzubringen. Auch wenn die einzelnen Abschnitte jahrelang auseinanderliegen, sind sie inhaltlich doch eng miteinander verbunden und entwickeln eine Sogwirkung. Obwohl man weiß, wie die Geschichte endet, ist es spannend zu erfahren, welche Ereignisse und Entscheidungen der Vorfahren Jacindas dazu geführt haben, dass sie allein auf Greenwood Island ist und bisher ihre Familiengeschichte und eigene Herkunft nicht kannte.

"Das Flüstern der Bäume" ist eine tragische Familiengeschichte, die ungewöhnlich aufgebaut ist und den Leser durch diese Erzählweise in den Bann zieht und gleichzeitig mit der recht düsteren Aussicht auf eine Zukunft, in der die unberührte Natur nur noch reichen Urlaubern vorbehalten ist, schockiert und zum Nachdenken anregt, ob der Klimawandel noch zu stoppen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2021

Öko-Epos der Aufmerksamkeit verdient

0

Das Flüstern der Bäume von Michael Christie umfasst das komplexe Familienkonstrukt der Greenwoods. Zwischen den Jahren 1908 und 2038 wird über vier Generationen hinweg eine Geschichte über das Baumsterben, ...

Das Flüstern der Bäume von Michael Christie umfasst das komplexe Familienkonstrukt der Greenwoods. Zwischen den Jahren 1908 und 2038 wird über vier Generationen hinweg eine Geschichte über das Baumsterben, Ressourcenverschwendung, Hippies, Kontraste wie Armut und Reichtum und vieles mehr behandelt. Wie Jahresringe eines Baumes durchziehen die Epochen die Buchseiten. Wie die Bäume, die die Geschichte dominieren, immer im Hintergrund mit ihren verworrenen und verzweigten Wurzeln, so ist auch der Stammbaum der Greenwoods verworren.
Schauplatz ist hauptsächlich eine Insel vor der Küste von British Columbia, auf der hoch aufragende Douglasien inmitten dichter Primärwälder wachsen. Die Geschichte verlagert sich aber auch in andere Gebiete Kanadas.
Christie hat ein wunderschönes Werk geschaffen. Neben seinem klaren Schreibstil sticht für mich aber die Tatsache hervor, dass wir in Bezug auf die Natur wenig Perspektiven haben. Wenn wir weiter machen wie bisher, rennen wir in eine Katastrophe. Wie die Vergangenheit und die Gegenwart die Zukunft beeinflussen hat mich besonders von Christie überzeugt.
Aber nicht nur Ökotourismus, Verschwendung und Naturkatastrophen machen die Geschichte zu dem was sie ist. Es geht auch um die Frage, was eine Familie ausmacht und ob sie über mehr als nur einen Stammbaum zu definieren ist.
Von mir gibt’s hier eine ganz klare und große Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2021

Packende Familiensaga zum Thema Umweltschutz

0

REZENSION – Nach seinem gleich für den kanadischen Giller Prize nominierten Romandebüt „If I fall, if I die“ (2015) wurde nun mit „Das Flüstern der Bäume“ der zweite, ebenfalls für den höchstdotierten ...

REZENSION – Nach seinem gleich für den kanadischen Giller Prize nominierten Romandebüt „If I fall, if I die“ (2015) wurde nun mit „Das Flüstern der Bäume“ der zweite, ebenfalls für den höchstdotierten Literaturpreis Kanadas nominierte Roman von Michael Christie verdient auf Deutsch übersetzt. Es ist die über vier Generationen überaus spannend erzählte Familiengeschichte der Greenwoods, die im Zukunftsjahr 2038 beginnend bis ins Jahr 1908 zurückreicht. Doch im Kern dieser ungewöhnlichen Familiensaga mit ihren problematischen Schicksalen geht es eigentlich um Umweltschutz, um die Ausbeutung der Natur durch den Menschen, den Klimawandel und das aktuelle Baumsterben.
Christie vergleicht die Familie mit einem Wald. Ähnlich solcher Ansammlung von Bäumen, die durch Wurzelwerk miteinander verbunden sind, ist für den Autor auch die Familie ein Verbund von Einzelwesen wie „im Wind hilflos kreiselnde Samen“ - hilflos kreiselnd wie jeder Greenwood zu seiner Zeit, doch alle schicksalshaft verbunden mit den Wäldern Kanadas. Christies Geschichte beginnt in nicht allzu ferner Zukunft des Jahres 2038. Papier ist schon Mangelware und Bücher sind wertvolle Raritäten. Die junge Botanikerin Jacinda Greenwood arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, einer wegen ihrer jahrhundertealten Bäume geschützten Insel, „der höchsten Konzentration von Biomasse auf dem gesamten Planeten“. Reiche Festlandbewohner pilgern zur Erholung in diese Oase, denn auf dem Festland sind „so viele der großen Bäume nun verschwunden, ersetzt durch vollklimatisierte Türme aus Glas und Stahl“. Der Sandstaub über dem dürren, ausgetrockneten Festlandboden macht das Leben im Freien fast unmöglich, viele Bewohner leiden an Asthma. Doch selbst diese sauerstoffreiche Insel dient unter dem täuschenden Etikett des Umweltschutzes mit dem Angebot des „Waldbadens“ als Pilgerstätte der „Baumunterhaltungsbranche“ längst der kommerziellen Nutzung durch die Großindustrie.
Jacinda Greenwood ist vaterlos aufgewachsen, weiß nichts von ihren Vorfahren. Erst das kürzlich aufgefundene Tagebuch ihrer Urgroßmutter ist für sie Auslöser, sich intensiver mit der Familiengeschichte zu befassen. Wie an den Jahresringen einer Baumscheibe von außen zum innersten Kern führt uns der Autor aus dem Jahr 2038 generationsweise zurück in die schicksalshaften Zeiten des umweltzerstörenden „großen Welkens“ (2008), weiter durch die Hippie-Ära und Zeit der Protestbewegung (1974) sowie die Jahre der Weltwirtschaftskrise (1934) bis ins Jahr 1908. Damals wurden zwei Waisenjungen kurzerhand zu Brüdern erklärt, denen man den Namen Greenwood gab. Über die Jahresringe geht es dann wieder von innen nach außen zurück ins Jahr 2038. Wir lernen die Vertreter der Greenwood-Generationen – die junge Jacinda, ihren Vater Liam, Großmutter Willow bis zu Harris und Everett kennen – und für jeden ist der Wald auf Greenwood Island bedeutsam als Ort des Überlebens, als Versteck, für das persönliche Glück oder Unglück. Autor Michael Christie, der selbst mit seiner Familie auf einer kanadischen Insel in einem selbst gezimmerten Holzhaus lebt, schildert anhand der teilweise ergreifenden Schicksale seiner Protagonisten den noch vor Jahrzehnten als selbstverständlich hingenommenen Raubbau an der Natur und das viel zu spät einsetzende Umdenken bis auch die letzten Oasen gesunder Natur zu schwinden scheinen.
„Das Flüstern der Bäume“ ist eine empfehlenswerte, packend geschriebene Familiensaga mit äußerlich stark erscheinenden, doch in ihren verborgenen Schwächen berührenden Charakteren. Michael Christie weiß trotz seiner ängstigenden Botschaft mit seinem Roman durchaus auch zu unterhalten. Nur am Ende bleibt ein mulmiges Gefühl zurück: Kann das Baumsterben noch aufgehalten und die Natur gerettet werden? Der Autor bleibt uns die Antwort schuldig.

Veröffentlicht am 16.12.2020

Nimmt gefangen, erfordert aber Durchhaltevermögen

0

Allgemeines:

Michael Christie, ist in Thunder Bay, Ontario, geboren. Er studierte Psychologie und arbeitete in der Obdachlosenhilfe. Mit Das Flüstern der Bäume legt er seinen zweiten Roman vor, der mehrfach ...

Allgemeines:

Michael Christie, ist in Thunder Bay, Ontario, geboren. Er studierte Psychologie und arbeitete in der Obdachlosenhilfe. Mit Das Flüstern der Bäume legt er seinen zweiten Roman vor, der mehrfach nominiert wurde, u.a. für den bedeutendsten kanadischen Literaturpreis, den Scotiabank Giller Prize.

Das Flüstern der Bäume ist auf Deutsch am 05.Oktober 2020 im Penguin Verlag als Hardcover erschienen und umfasst 559 Seiten.

Inhalt:

„Eine Familie, vier Generationen, schicksalhaft verbunden mit den Wäldern Kanadas

Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …

Michael Christies grandiose Familiensaga ist großes Kino: farbenprächtig, mitreißend, bewegend!“ (Quelle: Random House)


Meine Meinung:

Das Thema von Das Flüstern der Bäume hat mich sofort interessiert. Auch die guten Kritiken im Feuilleton diverser Zeitungen haben mich neugierig werden lassen. Sehr schnell musste ich aber bemerken, dass dieses Buch sich zwar grundsätzlich gut liest, die Thematik Umweltschutz und Artensterben aber von Maja Lunde in Die Geschichte der Bienen, Die Magie des Wassers oder von Annie Proulx Aus hartem Holz aus meiner Sicht bereits sehr gut oder besser erzählt wird. Selbst der Aufbau des Buches ist den Büchern von Maja Lunde sehr ähnlich, so gibt es verschiedene Zeitebenen wie die Zukunft die Gegenwart und die Vergangenheit.

Aber zurück zum Buch. Beginnend im Jahr 2038 werden wir in eine Welt entführt, die uns zu denken geben sollte. Eine sehr merkwürdige Welt, in der die Realität auf den Kopf gestellt wird. So gibt es Arbeitsbereiche, in denen die Menschen in ihren Rechten stark eingeschränkt werden. Nur wer wirklich viel Geld hat, hat andere Möglichkeiten zu leben. Mich erinnert das sofort an George Orwells „Big Brother is watching you“. In dieser Welt beginnt die Geschichte. Michael Christie führt uns dann über die Jahre 2008, 1974,1934 und 1908 durch die Leben der Mitglieder der Familie Greenwood. Dabei geht es einmal zurück und dann wieder in umgekehrter Reihenfolge in das Jahr 2038. Dieser Aufbau des Buches macht das Lesen wirklich anstrengend. Kaum hat man sich mit einem Familienmitglied in seiner Zeit vertraut gemacht, geht es weiter mit einem anderen, in der Regel dem Vorgänger. Aber man wird komplett in einen neuen Erzählrahmen katapultiert und muss sich wieder neu orientieren. Da alles wirklich gut erzählt wird, geht das einigermaßen zügig, aber selbst mir als Vielleserin ist das oft zu anstrengend. Man ist fast gezwungen, das Buch möglichst ohne Pausen zu lesen, da man sonst schnell die Orientierung verliert und wieder zurückblättern muss. Das schmälert den Lesegenuss sehr.

Die Protagonistin Jake Greenwood lebt in der Zeitebene 2038. Sie führt sogenannte Gruppen von Pilgern an ausgewählte Plätze auf Greenwood Island. Sie darf Ihnen die schönsten Bäume dort zeigen, es ist ihr aber untersagt, auf Umweltschäden und deren Ursachen hinzuweisen. Jake ist auch anderen Beschränkungen unterworfen, die nur angerissen werden, aber beim Lesen ein mulmiges Gefühl hinterlassen. Greenwood Island scheint im Jahr 2038 eine grüne Oase inmitten von Umweltkatastrophen zu sein. Genaueres erfährt man zunächst nicht. Jake ist bewusst, dass ihr Nachname mit dem Namen der Insel korrespondiert, zieht daraus aber keine Rückschlüsse auf ihre Herkunft. Der Leser ahnt schon bald einen Zusammenhang, wie dieser zu sehen ist, entwickelt sich in der weiteren Handlung. Man erfährt nach und nach mehr über Jakes Familiengeschichte, die Insel aber bleibt ein Mythos – oder nicht? Dieses Buch hat auch große Geheimnisse!

Insgesamt wird hier eine mal mehr mal weniger spannende Familiengeschichte in einer schönen Sprache erzählt. Alle Familienmitglieder eint die große Liebe zur Natur, insbesondere zu den Bäumen.

Trotz der Sprünge in den Erzählzeiten ist man von diesem Buch gefesselt, weil man unbedingt wissen will, wie es ausgeht. Die Art und Weise wie Christie schreibt, nimmt einen einfach gefangen.

Fazit:

Ein Buch, das man nur beginnen sollte, wenn man bereit ist, durchzuhalten.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Jahresringe

0

"Je betrunkener er wird, desto stärker wird ihm bewusst, dass seine Mutter ihr Leben lang vor einer Gebrochenheit geflohen ist, einer Gebrochenheit, die von den gebrochenen Menschen vor ihr an sie weitergegeben ...

"Je betrunkener er wird, desto stärker wird ihm bewusst, dass seine Mutter ihr Leben lang vor einer Gebrochenheit geflohen ist, einer Gebrochenheit, die von den gebrochenen Menschen vor ihr an sie weitergegeben wurde, und dass sie etwas von dieser Gebrochenheit an ihn weitergegeben hat, wie Kohlen, die man aus einem Feuer nimmt, um ein weiteres zu entfachen. Und dass er mit seinem eigenen Kind dasselbe machen würde, wenn er je eins hätte.“

Nach dem Lesen dieses sprachlich herausragenden Romans werde ich Holz wohl für immer mit anderen Augen betrachten, derartig ungewöhnliche und poetische Worte findet der Autor dafür.

Im Jahr 2038 sind Bäume eine Rarität geworden. Jacinda Greenwood verdient ihr Geld als Führerin auf einer abgeschiedenen amerikanischen Insel, auf der es noch eine sogenannte Baumkathedrale gibt, zu der täglich reiche Menschen pilgern, auch wenn Flüge extrem teuer geworden sind. Wie sehr Jacinta und ihr Name Greenwood mit der Insel verbunden ist, ahnt weder Jacinda noch der Leser. Doch der Autor nimmt uns mit in die Vergangenheit zu einer Reise in ihre Familiengeschichte, als reise man immer tiefer in die Jahresringe eines Baumes. Nach und nach entfaltet sich die Tragik der Familie Greenwood. Dies ist so raffiniert konstruiert, dass mich die Geschichte nach einigen Anfangsschwierigkeiten immer mehr gefesselt hat, auch wenn die Protagonisten nicht unbedingt Sympathieträger sind und eine Identifikation erschweren.  Stilistisch wird der Autor bereits mit John Steinbeck verglichen, so dass man hier durchaus einen modernen Klassiker vor sich haben könnte.

 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere