Schnell-Leserunde zu "Die Rebellion der Alfonsina Strada" von Simona Baldelli

Einfühlsam und mitreißend erzähltes Porträt
Cover-Bild Die Rebellion der Alfonsina Strada
Produktdarstellung
(23)
  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Simona Baldelli (Autor)

Die Rebellion der Alfonsina Strada

Roman

Karin Diemerling (Übersetzer)

Ein Rebel Girl auf Rädern - Alfonsina Strada ist die einzige Frau, die je beim Giro d'Italia an den Start ging

Schon als kleines Mädchen hat Alfonsina Strada einen großen Traum: Fahrrad zu fahren und das möglichst schnell. 1891 als eines von vielen Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen im norditalienischen Dörfchen Fossamarcia geboren, saust sie auf dem alten Drahtesel ihres Vaters heimlich durch die Nacht. Trotz Verbots meldet sie sich zu Rennen an, gewinnt und will noch mehr: am großen Giro d’Italia teilnehmen, für den jedoch nur Männer zugelassen sind. Mit Mut, Fantasie und dem unerschütterlichen Glauben an sich selbst bereitet sie sich auf den Coup ihres Lebens vor ...

»Eine mitreißende Geschichte, die allen Frauen Mut macht, sich nicht unterkriegen zu lassen« Freundin

»Dieser großartige biografische Roman über die mutige Träumerin ist mehr als eine inspirierende Anregung. Unbedingt lesen!« Mainhattan Kurier

»Dieses Buch hat Tiefgang, gibt Einblick in vergangene Zeiten und in ein mutiges, ungewöhnliches Leben einer starken Frau.« Miss Move

»Die Geschichte der Alfonsina Strada (sie!) macht Mut, das zu tun, wofür das Herz schlägt. Der Roman vermittelt ein fein skizziertes Bild davon, wie schwer das manchmal ist. Und wie lohnend.« My Bike

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.03.2021 - 04.04.2021
  2. Lesen 19.04.2021 - 25.04.2021
  3. Rezensieren 26.04.2021 - 09.05.2021

Bereits beendet

Schlagworte

Starke Frau Pionierin Teufel im Rock Diavolo in gonnella rebel girl Rebellin Galionsfigur Ikone Radsport Frauenradsport Rennradfahrerin Rennradfahren Giro d’Italia Giro d’Italia 1924 Grand Tour Giro di Lombardia Gazzetta dello Sport Emilio Colombo Radrennen Sportkarriere Show-Rennen Stundenweltrekord Eugenio Sidoro Margherita Hack Lebenstraum Feminismus Feministin Frauenrechte Selbstfindung Italien Mailand Glück Liebe Freundschaft Ruhm Siegerin Medaille Trophäe Têtes de Bois Sonstige Belletristik

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 29.04.2021

Auf dem Rad zur Freiheit

0

Alfonsina Strada, Protagonistin der Romanbiographie von Simona Baldelli, ist eine Radsport-Pionierin, der es gegen widrigste Umstände gelingt, ihren Traum zu verwirklichen. In ärmste Verhältnisse hineingeboren, ...

Alfonsina Strada, Protagonistin der Romanbiographie von Simona Baldelli, ist eine Radsport-Pionierin, der es gegen widrigste Umstände gelingt, ihren Traum zu verwirklichen. In ärmste Verhältnisse hineingeboren, aufgewachsen in einer Zeit, in der Frauen noch kaum über Unabhängigkeit verfügten, bringt Alfonsina sich selbst das Radfahren bei, entdeckt ihre Leidenschaft für den Sport und fährt so der Freiheit entgegen.

Weder die Autorin Simona Baldelli noch Alfonsina Strada sagten mir vor der Lektüre des Romans etwas – eins ist nun aber klar: beide Frauen werde ich so schnell nicht vergessen, denn der Roman hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich habe ein Faible für Romane, die auf wahren Begebenheiten und realen Personen basieren, bin aber stets sehr kritisch, weil die Einbindung von historischen Figuren manchmal auch ziemlich schiefgehen und dann sehr gewollt und künstlich wirken kann. Wenn, wie hier, die Persönlichkeit eher unbekannt ist, empfinde ich Romanbiographien als sehr begeisternd, vor allem auch weil man viel Neues lernen kann.

Simona Baldellis Blick auf Alfonsina ist ein feministischer, der deutlich die Widrigkeiten, Hindernisse, Limitierungen in einem Frauenleben im Italien zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufzeigt. Angesichts all der Anfeindungen, denen sich die Protagonistin ausgesetzt sieht, ist es äußerst bemerkenswert, dass sie unbeirrt ihren Weg verfolgt und sich nicht mit der von ihren Eltern angestrebten Zukunft als Näherin zufriedengibt. Positiv hervorzuheben ist, dass Baldellis Darstellung der Diskriminierungen durchaus nuanciert erfolgt. Es gibt keine einseitige Demütigung ausschließlich durch Männer, vielmehr sind es ebenso zahlreiche Frauen, die Alfonsina das Leben schwer machen, zugleich erhält sie von vielen Männern sehr viel Unterstützung und Zuspruch.

Die Figurenzeichnung ist sehr lebendig und mitreißend. Alfonsina wird detailliert ausgeleuchtet und steht klar im Mittelpunkt ihrer Geschichte. Dieser Fokus geht leider etwas zu Lasten der Nebenfiguren, hier hätte ich mir zeitweise doch etwas mehr Tiefe und Erzählzeit gewünscht. Beispielhaft ist für mich die Episode, in der Alfonsina einen längeren Zeitraum intensiv mit ihrer Mutter verbringt. Diese Passage ist für den Roman sehr bereichernd und schenkt der menschlichen Seite Alfonsinas Feinheiten, die aus dem Sportlerinnenleben so nicht ersichtlich sind. Speziell in Bezug auf die Ehemänner greift der Roman in der Figurenzeichnung viel zu kurz. Während der erste Mann zumindest noch zu Beginn seine kindlich-infantile Unterstützerrolle spielen darf, wird der zweite fast völlig ausgespart. Selbst wenn dies eine bewusste erzählerisch Entscheidung war, damit Alfonsina nicht das Rampenlicht teilen muss, hat mir dies nicht behagt. Man sollte auch für einen feministischen Blick nicht alle Männer komplett wegschreiben. Schwierig ist für mich auch die esoterische Zusatzkomponente, die Baldelli einbaut. Alfonsina erscheinen in Krisensituationen immer tote Seelen, die sie motivieren, anklagen etc. Etwas dosierter und ohne die prominente Beteiligung der russischen Zarenfamilie hätte ich gut damit leben können, so war es mir einfach zu viel.

Der Romanaufbau ist insgesamt sehr gelungen und sorgt für viel Abwechslung, allerdings sind die Zeitebenen und -sprünge manchmal etwas verwirrend. So spielt der Roman zu einem Großteil in den 1920ern; es gibt aber auch Passagen, die mit 1959 überschrieben sind, und kursiv gedruckte Kapitel, die im Jahr 2017 angesiedelt sind. Da aber die 1959er-Episoden ebenfalls immer in die 20er-40er zurückspringen und dies nicht unbedingt chronologisch an die vorangegangen, historischen Kapitel anschließend, gerät man als Leser schon mal aus dem Takt.

Erzählerisch ist der Roman unglaublich mitreißend, inspirierend und faszinierend. Obwohl ich selbst nicht sonderlich am Radsport interessiert bin, haben mich die Beschreibungen der Radrennen, vor allem des Giro d’Italia begeistert (hier hätte ich eine Karte im Anhang ganz schön gefunden). Die Autorin schafft es, die Facetten und die Landschaften eines solchen Rennens vor dem inneren Auge erstehen zu lassen.

Trotz der genannten Kritikpunkte bin ich wirklich sehr glücklich und zufrieden mit dem Roman, der mich auf vielen Ebenen sehr begeistert hat und noch immer beschäftigt. Dieser Roman ist für alle eine Leseempfehlung, die starke Frauenfiguren, biographisch inspirierte Texte und die 1920er Jahre mögen. Wie in Maria Peters „Die Dirigentin“ wird hier einer unbekannteren Frau ein Denkmal gesetzt, dass auf die durchaus schmerzhaften Einzelschicksale von Frauen verweist, die in ihrer Gesamtheit aber die Frauenbewegung ein Stück weit vorangebracht haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 28.04.2021

Der Teufel im Rock

0

Fahrrad fahren – für uns heute eine vollkommen natürliche Bewegungsform und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch Anfang des letzten Jahrhunderts sah das noch ganz anders aus. Zumindest für Frauen ...

Fahrrad fahren – für uns heute eine vollkommen natürliche Bewegungsform und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch Anfang des letzten Jahrhunderts sah das noch ganz anders aus. Zumindest für Frauen in Italien. Es war verpönt und Frauen, die es wagten, wurden auch schon mal mit Schimpfworten betitelt. „Hure“ oder „Irre“ waren nicht selten eins davon. Vorurteile und Aggressionen waren also an der Tagesordnung. Doch eine Frau hat dem getrotzt und die Radsportgeschichte in Italien stark beeinflusst. Alfonsina Strada (1891-1959) war eine der ersten Rennradfahrerinnen und als „Teufel im Rock“ wurde sie bekannt. Mit 13 Jahren gewann sie ihr erstes Rennen und ließ sich ab dem Zeitpunkt nicht mehr aufhalten. Simona Baldelli widmet sich in dieser Romanbiografie einer starken und mutigen Frau, die in ihrem Leben viele Schicksalsschläge zu verkraften musste, aber ihr Ziel nie aus den Augen verloren hat. Mit einer Familie im Rücken, die sie als Irre abstempelte, wird sie schnell erwachsen und dank eines tollen Mannes an ihrer Seite, der sie in ihrem Tun unterstützt, verfolgt sie schließlich ihren Traum. Rennradfahrerin zu werden. Doch nicht nur die Gesellschaft macht es ihr schwer, auch der zweite Weltkrieg hinterlässt seine Spuren. Sie lässt sich jedoch nicht aufhalten und fährt schließlich 1924 beim „Giro d’Italia“ mit.

Mich erschreckt es immer wieder aufs Neue, wie Frauen in den letzten Jahrzehnten, gar Jahrhunderten degradiert und als schwach abgestempelt wurden. Von Kirche, Politik und den Familien selbst. Die Autorin hat dieses vorherrschende Frauenbild gekonnt in den Roman einfließen lassen. Das hat es mir als Leserin ermöglicht, das Leben von Alfonsina besser zu verstehen und nachzufühlen.

Mit diesem leichtgängig geschriebenen Roman setzt die Autorin dieser einzigartigen Radsportlerin ein Denkmal und macht ihre Geschichte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Absolut empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 28.04.2021

Von einer mutigen Frau oder der puren Eleganz der Auflehnung

0

Alfonsina wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie bekommt nichts geschenkt, weder ausreichend Essen, um anständig satt zu werden noch genügend Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe von ihren Eltern. ...

Alfonsina wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie bekommt nichts geschenkt, weder ausreichend Essen, um anständig satt zu werden noch genügend Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe von ihren Eltern. Ein umso größerer Zufall ist es dann, dass sie eines Tages ihre Liebe zum Fahrrad fahren entdeckt. Auf dem klapprigen Rad ihres Vaters übt sie bereits als junges Mädchen nachts, da sportliche Betätigung im Italien des beginnenden 29. Jahrhunderts nur dem männlichen Geschlecht vorbehalten ist. Lang kann sie ihre Ausflüge jedoch nicht vor ihrer Familie verheimlichen. Sie erntet Spott und auch den ein oder anderen Schlag von ihren Eltern. Allerdings lässt sich Alfonsina von nichts und niemandem das Radfahren verbieten und nimmt bald schon an den ersten Wettbewerben teil. Trotz des gesellschaftlichen Drucks trainiert Alfonsina diszipliniert Tag für Tag für ihren Traum bis sie am Ende als erste und einzige Frau am Giro d‘Italia teilnimmt, zur Radfahrikone eines Landes und Vorreiterin einer neuen, frauenbezogeneren Ära wird.

Die Umsetzung dieses Portraits ist perfekt gelungen. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen und man meint die Autorin hätte Alfonsina Strada persönlich gekannt.
Ein weiteres großes Lob ist die Auswahl des Themas Wert. Große Namen der Frauenbewegung und Emanzipation wie Marie Curie und Alice Schwarzer sind wohl den meisten ein Begriff, von Alfonsina Strada hatte ich allerdings noch nie gehört. Was schade ist, da sie eine tolle Persönlichkeit gehabt zu haben scheint und sehr viel für die Emanzipation der Frau auf ihrem Gebiet nachhaltig getan hat ohne dieses Ziel konkret zu verfolgen. Sie hat einfach getan was sie liebte und mit ihrer Passion und Willensstärke andere mitgerissen.

Die Charakterisierung der Alfonsina ist der Autorin hervorragend gelungen. Zunächst noch etwas eingeschüchtert aber schon voller Tatendrang entwickelt Alfonsina sich zu einer unabhängigen, starken jungen Frau, die den Männern zeigt, dass Frauen zu unrecht als „schwaches Geschlecht“ dargestellt werden.

Auch der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Das einzige Problem, das ich mit diesem Buch hatte waren die Sprünge in der Zeit. Oft haben sie mich mehr verwirrt als mir geholfen Zusammenhänge zu erkennen. Daher mein Tipp: Von Anfang an aufmerksam auf die Zeitangaben achten und ggf. Notizen machen, sonst wird es meiner Meinung nach kompliziert der Geschichte zu folgen.

Alles in allem ist „Die Rebellion der Alfonsina Strada“ ein großartiges Werk, das von einer unglaublichen Persönlichkeit der Zeitgeschichte handelt und von jeder Frau und jedem Mädchen, das Probleme damit hat ihren Platz in der Welt zu finden, gelesen werden sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 28.04.2021

Eine emotionale und lehrreiche Ausfahrt mit der Königin der Tretkurbel

0

SPOILER WARNUNG

Zusammenfassung:

Im Buch ,,Die Rebellion der Alfonsina Strada" begleiten wir Alfonsina durch ihr Leben. Das Buch startet und endet mit ihrem letzten Lebenstag. Zwischendurch lernt man ...

SPOILER WARNUNG

Zusammenfassung:

Im Buch ,,Die Rebellion der Alfonsina Strada" begleiten wir Alfonsina durch ihr Leben. Das Buch startet und endet mit ihrem letzten Lebenstag. Zwischendurch lernt man Alfonsinas Geschichte durch viele kleine Zeitsprünge kennen. Alfonsina wohnt in einem kleinen schäbigen Vorort Mailands mit ihrer große Familie. Da sie sich selbst das Radfahren beibringt und sich so von ihrem vorgesehenen Weg als Hausfrau und Mutter abwendet, wird sie von ihrem Umfeld verachtet. Alfonsina kämpft für ihr Glück, da das Fahrradfahren im frühen 20. Jahrhundert für Frauen noch verboten ist. Man erfährt wie alles beginnt, ihre ersten Erfolge, ihre ersten Misserfolge, ihre größten Herausforderungen und auch, wie der Krieg ihr Leben beeinflusst. Da durch den erstem Weltkrieg keine Radrennen und sonstiges stattfinden können reist sie nach Paris und arbeitet dort in einem Zirkus. Ihr erster Mann, Luigi Strada, ist in einer Nervenanstalt und stirbt dort auch nach mehreren Jahren. Er spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben, da er sie immer ermutigt und ihr das Lebensmotto ,,Steig niemals ab" in den Kopf setzt. Alfonsina ist ein Mensch, der mit sich im Reinen ist. Sie liebt sich selbst und das was sie tut, weshalb sie ein gutes Vorbild und sehr inspirierend ist. Sie schwelgt oft in Tagträumen und beschäftigt sich mit ihrer Vergangenheit. Ihre von Hoffnung geladene Art zieht einen einfach in den Bann ihrer Geschichte. Durchweg durch den historisch-biografischen Roman erfährt man interessante Fakten über vergessene Sport-Ikonen, die Russische Zarenfamilie und die Unterdrückung der Frauen. Viele wertvolle Radfahrtipps runden das Erlebnis ab und die Thematisierung der Missstände in Bezug auf die Bildung, sowie die korrupte Kirche, sind interessante Fakten. Insgesamt werden die Strapazen des Leistungssportes, die oft vergessen werden, thematisiert und dem Leser verdeutlicht. Neben den negativen Aspekten lernt man auch die positive Seite, dass die Gegner im Leistungssport sehr tolerant sind und Alfonsina annehmen und respektieren, kennen. Zuletzt kann man sagen, dass sie ihrer Zeit weit vorraus ist, da sie sich für Feminismus einsetzt, obwohl der Begriff noch nicht einmal Gang und Gebe ist.

Meine Meinung:

Insgesamt spricht mich das Buch sehr an. Da ich selbst Leistungssport betreibe und Feministin bin, gefällt mir das Thema natürlich extrem gut. Der Spannungsbogen ist hoch, man möchte wissen wie sie zu dem Namen „Die Königin der Tretkurbel" kommt, wieso der Stock auf ihrem Nachttisch so besonders ist und wie ihr Leben verläuft. Alfonsina ist ein sehr authentischer und liebeswerter Charakter. Sie kämpft immer für ihr Glück und lässt sich nicht von ihrem Weg abbringen, obwohl die Außenwelt sie beschimpft und ausschließt. Die Authentizität wird durch die Selbstzweifel, die sie trotzdem plagen, geweckt. Alfonsina ist durch ihre hoffnungsvolle Art und ihre Selbstzufriedenheit eine wahre Inspiration. Der Schreibstil ist sehr fesselnd und vor allem humorvoll, weshalb das Buch leicht zu lesen ist. Jedoch gefällt mir die Umsetzung der Geschichte nicht so gut. Die Geschichte ist interessant und sehr schön, aber die Zeitsprünge haben mich oft verwirrt. Ich wusste nicht immer, wo im Zeitstrahl von Alfonsinas Leben ich mich gerade befinde, weshalb ich oft zurückblättern musste. Trotzdem hatte ich einen riesen Lesespaß, der durch jede mögliche Emotion geschmückt wurde. Ich habe gelacht, geschmunzelt, war wütend und musste auch die ein oder andere Träne wegdrücken. Die Autorin verwendet viele schöne anregende Sätze und Sprichwörter, weshalb ich aus diesem Buch acht schöne Zitate mitnehmen kann (nach dem Fazit aufgelistet). Das Cover und die Verarbeitung des Buches sind sehr schön. Es gibt ein eingebautes Lesezeichen in Form einer Schnur und unter der Buchjacke sieht das Buch auch hübsch aus. Das Cover zeigt Alfonsina auf ihrem Rennrad.

Mein Fazit:

Ich finde jeder, der am Leistungssport oder unserer heutigen Gesellschaft an sich interessiert ist muss, dieses Buch lesen. Die Rebellion der Alfonsina Strada erklärt Feminismus, Leistungssport und Selbstliebe wie kein anderes Buch. Man versteht es nicht nur, man verinnerlicht die Thematik. Ich empfehle sich beim Lesen einen Zeitstrahl anzulegen, wenn man die Gesamtgeschichte komplett verstehen will. Die einzelnen Zeitsprünge sind aber auch so gut zu verstehen, wenn einem das Gesamtbild nicht so wichtig ist, sondern die einzelnen Geschehnisse zählen. Macht euch bereit für eine emotionale und erlebnisreiche Ausfahrt mit der Königin der Tretkurbel!

Zitate:

„Steig niemals ab, Alfonsina"

„Vielleicht verziehen sie ihr nicht, dass sie sich dort weitergewagt hatte, wo sie selbst aus Trägheit oder Furcht, sich von der Herde zu unterscheiden, Halt gemacht hatten."

„Wie man weiß, trägt der Schuster die schlechtesten Schuhe"

„Heilige Madonna, was sollte sie denn sonst für ein Radrennen anziehen? Einen langen Rock mit Hut und Schleier? Warum fragt niemand die Männer, wieso sie nicht Jackett und Krawatte trugen? Was für eine dämliche Frage."

„Nun brauchte sie nur noch zu fahren und herauszufinden, wohin es sie führte, Meter für Meter, eine Radumdrehung nach der anderen"

„Das entscheidende war, selbst in die Höhe zu streben, nicht andere herabzusetzen."

„Sie schauten sich bloß um, wer noch schlechter war, statt den Blick nach vorn zu richten und etwas Besseres anzuvisieren."

„Denn das Leben war ein Wettkampf“

„'Ihr seid doch die Bekloppten!', platzte Alfonsina heraus. 'Weil ihr euch nicht mal vorstellen könnt, wie schön es ist, etwas aus Freude zu tun, statt aus Zwang.'"

„Die Strapazen. Die Strapazen. Niemand denkt an die Strapazen. Alle haben nur Augen für die Medaillen und Trophäen oder spekulieren über das gewonnene Preisgeld, das immer zu wenig, immer zu schnell weg ist. Man redet über den Applaus, über Schlagzeilen in den Zeitungen, doch die Strapazen werden vergessen. Und die Einsamkeit."

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 26.04.2021

Die vergessene Vorreiterin: Die Königin der Tretkurbel

0

Alfonsina Strada war ihrer Zeit weit voraus, heute bezeichnet man sie bewundernd als willensstarke Frau, die sich ihren Platz in der Männerdomäne des Radrennsports erobert hat! Sie war die einzige Frau ...

Alfonsina Strada war ihrer Zeit weit voraus, heute bezeichnet man sie bewundernd als willensstarke Frau, die sich ihren Platz in der Männerdomäne des Radrennsports erobert hat! Sie war die einzige Frau die je am Giro D’Italia teilnahm! Ach, sie haben diesen Namen noch nie gehört? Was eine Schande, aber so ging es mir vor dem Lesen dieses guten Romanes auch. In „Die Rebellion der Alfonsina Strada“ wird die Lebensgeschichte dieser Dame erzählt. Es beginnt mit ihrem Todestag, den 13 September 1959 und der Text springt munter vor und zurück zu bestimmten Ereignissen und wichtigen Lebenspunkten. In der Summe ist alles wichtige enthalten was ihre Biographie ausmacht und natürlich auch die feinen Nuancen die dazwischen liegen – was wird die gedacht und gespürt haben? Wie erging es ihr?

Simona Baldelli hat sich feinfühlig in die starke Frau mit dem Fahrtwind im Haar hinein gedacht und Fakten in Fiktion verwandelt und uns somit eine wunderbare Frau näher gebracht. Das Einzige was mich störte, waren die zeitlichen Sprünge innerhalb einiger Kapitel. Mag das Kapitel mit 1959 betitelt sein und dann springt sie wiederum in Gedanken in das Jahr 1924 muss der Leser sich manchmal noch mal bewusst machen wo man in ihrem Lebenszeitstrahl gerade steckt. Sonst haben mich die Sprünge nicht gestört, im Gegenteil lockert es die Geschichte doch auf und wird sie nicht stupide vom Anfang bis zum Ende erzählt, hat die Strada doch einige Höhen und Tiefen erlebt.

Ein interessanter literarischer Kniff ist die Art wie sich Alfonsina im Roman mit ihren Toten verständigt. Sie erscheinen ihr ab und an und Alfonsina erzählt ihnen was sie selbst nicht mehr erleben können. Hier handelt es sich hauptsächlich um die toten Geschwister, die durch Krankheiten und Hunger früh verstorben sind.

Was den Schreibstil anbelangt, muss man Simona Baldelli ein großes Lob aussprechen sowie ihrer Übersetzerin Karin Diemerling. Der Roman ist wie eine Daunendecke in die man sich einhüllen mag. Die Gegenwart wird ausgesperrt und man ist mit Alfonsina gedanklich auf dem Rad und saust durch die Zeit. Die Prosa ist fließend und was dem Italienischen scheinbar sehr liegt auch streckenweise poetisch.

Fazit: Sehr gelungen – erfahren sie mehr über eine vergessene Ikone des Radrennsports!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema