Wie wir da so friedlich inmitten des Chaos standen, atmete ich tief diesen Duft ein, den er verströmte, nach würziger Seife und etwas, das durch und durch einfach nur er war. Bei ihm kam ich zur Ruhe. Wie dumm war ich gewesen zu glauben, dass ich ohne ihn überleben könnte. Meine Ängste hatten mich blind gemacht [...]
Inhalt:
Sky Bright, hat in ihrem jungen Leben, mehr Schmerz erfahren, als für eine einzelne Person gut wäre. Als junges Mädchen, von gerade einmal sechs Jahren, wurde sie vor einem Supermarkt ausgesetzt. Von da an ging es für das junge, sehr verängstigte und wortkarge Mädchen, von Heim zu Heim, bis sie schließlich mit zehn Jahren von einem liebevollen Künstlerpaar adoptiert wurde: Sally und Simon Bright. Seitdem versucht Sky, Tag für Tag, durch den Alltag einer normalen Familie, zurück ins Leben zu finden. Doch dies ist gar nicht so einfach wie erwartet, denn die Vergangenheit lastet wie ein schwerer, undurchdringlicher Schatten auf ihr. Es belastet Sky, dass sie keine Erinnerung mehr hat und von Albträumen gequält wird.
Als ihre Eltern sich dann auch noch entscheiden von England nach Amerika zu ziehen, hat das junge Mädchen zunächst große Ängste. In einer kleinen Stadt, namens: "Wrickenridge", mitten in den Bergen von Colorado, ist Sky erneut der Außenseiter, erneut die Neue und muss ganz von Vorne anfangen. Doch entgegen all ihrer Erwartungen, findet sie schnell Anschluss und auch sonst, kann sie sich gut in die Schule eingliedern. Nur Einer macht es ihr schwer: Zed Benedict. Unnahbar, arrogant und eingebildet, begegnet der "Bad Boy", Sky, Tag für Tag. Dabei scheint er ein dunkles Geheimnis zu wahren. Doch dann kommt der Moment, an dem sich alles verändert - für Sky, für Zed. Denn Zukunft und Vergangenheit brechen über ihnen zusammen und zeigen: Die Beiden sind durch ein undruchdringliches Band miteinander verbunden.
Idee/Umsetzung:
Mitlerweile gibt es einige Buchideen und vorallem Abläufe, die sich in der Jugendliteratur, immer und immer wiederholen. Ich weiß nicht warum soviele Autoren mit der gleichen Ausgangsgeschichte starten: Neue Schülerin, verliebt sich in den "Bad Boy" der Schule, der zuvor nie jemanden an sich heran gelassen hat. Dieser zeigt, entgegen aller Erwartungen, sehr großes Interesse an der Neuen, verbirgt aber ein dunkles Geheimnis. Wie oft mir diese Idee in den letzten Jahren untergekommen ist, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Aber als ich das Buch begann, war ich geplagt von Ängsten. Ich sehnte mich nach etwas Neuem, hatte aber nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, große Befürchtungen. Schließlich hat keiner daran Interesse, Geschichten zu lesen, die Anderen gleichen. Aber bei "Finding Sky", war es, entgegen jeder Erwartung anders. Dabei lässt einen die Geschichte, nach der letzten Seite, in einem großen Zwiespalt zurück. Vorallem die Beschreibung der Liebesszenen zwischen Sky und Zed, haben mir teilweise eine Gänsehaut über gejagd, einfach weil sie von Liebe und Zärtlichkeit nur so trotzen. Aber dann gab es auch einige, sehr schwache Momente, die unerklärlich und unergründlich waren. Die Autorin hat zwar ein gewisses Talent, bestimmte Szenen voller Liebe, Freundschaft und Familiengefühl zu füllen, doch ein sanfter Übergang in andere Situationen/ Handlungen, gelang ihr leider nicht. So blieb ich oft, nachdem ich ein sehr berührendes und bewegendes Kapitel gelesen hatte, voller Enttäuschung zurück, weil Joss Stirling diesen Moment, durch eine widersprüchliche Szene zerstörte.
Dabei hat ihre Grundidee durchaus ein großes Potential. Sie hat in ihrem Werk, neue, interessante Wesen geschaffen: Die Savants. Savants sind Geschöpfe, die durch Telepathie miteinander kommunizieren können. Zudem hat jeder Einzelne von ihnen, eine ganz eigene Gabe, die ihn auszeichnet. Savants haben im Leben nur ein wirkliches Ziel: Sie müssen ihren Seelenspiegel finden. Ihr Seelenspiegel ist das passende Gegenstück zu ihnen, der perfekte Partner, durch den sie sich erst vollkommen und ganz fühlen. Doch nur wenige von ihnen, finden ihren Seelenspiegel. Wer also ein Leben, ohne seinen perfekten Partner fristen muss, zerfällt schon nach kurzer Zeit, in eine sehr dunkle Phase. Das Vermissen, die Sehnsucht und der Schmerz, nicht vollkommen zu sein, setzt ihnen sehr stark zu und wenn ein Savant nicht aufpasst, kann ihn dies schnell auf die Seite des Bösen ziehen, denn dadurch verliert er sein inneres Gleichgewicht.
Die Idee finde ich individuell und es hat mir Spaß gemacht, mit jeder Seite, mehr über die Savants zu erfahren. Doch wie schon erwähnt, hat die Autorin, dieser Idee, an einigen Stellen, ihre Magie entzogen.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Joss Stirling ist angenehm, sehr jugendlich, frisch, aber vorallem: sehr mitreißend. Die Zeit verstreicht, die Seiten fliegen dahin, aber man merkt gar nicht, wie schnell man sich durch die Geschichte bewegt. Dies liegt wohl daran, dass Joss Striling sich auf die wesentlichen Szenen beschränkt und unnötige Passagen ausblendet. Dabei ist mir besonders die leichte, lockere und witzige Schreibweise aufgefallen, die J. Stirling immer mal wieder, ganz selbstverständlich in die Geschichte einfließen lässt und damit ihre Leser zum Schmunzeln bringt.
Charaktere:
Die Charakter in "Finding Sky", vermitteln jene Kritik, die mich die ganze Geschichte lang, mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge begleitet hat. Denn zwar hat die Autorin, mit sehr starken Figuren begonnen, hat diese Stärke dann aber durch Widersprüchlichkeit geschmälert.
Sky ist im Vergleich zu anderen Figuren, in anderen Büchern, besonders. Denn sie wird durch einen dunklen, unergründlichen Fleck in ihrer Vergangenheit begleitet und hatte eine schwere Kindheit. Auch wenn sie sehr verschlossen ist, so lernt man sie als Leser, schon nach wenigen Seiten lieben. Auch Zed, der zweite Protagonist, strahlt etwas Angenehmes am Anfang aus. Er ist der typische "Bad Boy" und gerade dies macht ihn anziehend und beliebt, vor allem bei jungen, weiblichen Leserinnen. Aber dann kommt genau, jener, alles zerstörende Moment, mit dem die Autorin das ganze Gefühl für das Buch niederreißt. Es geht damit los, dass Zed von der einen auf die andere Seite, ohne wirklichen, nachvollziehbaren Grund, verweichlicht. Ganz plötzlich wird er vom "Bad Boy" zum "Schoßhündchen". Als Leser bleibt man völlig perplex zurück und fragt sich, wo der alte, viel beliebtere Zed hin ist. Auch bei Sky schleichen sich diese Momente ein, die ihre ganze Figur, als sehr fragwürdig erscheinen lassen. Diese, nicht nachvollziehbare Widersprüchlichkeit der Figuren, hat dem Buch, in meinen Augen, sehr viel Potential geraubt und mich oft, sehr frustriert und unmotiviert zurückgelassen.
Cover/Innengestaltung/Titel:
Das Cover des Buches ist ein wirklicher Blickfang und gefällt mir sehr gut. Zudem passt der Titel auch zur Geschichte, weil jeder Savant seinen Seelenspiegel sucht und demnach auch Sky "gesucht" wird. Auch auch ihre Vergangenheit, an die sich das Mädchen nicht mehr erinnert, muss in gewisser Weise "gesucht" werden. Sie muss zu sich selbst finden, sie muss "Sky finden".
Die Innengestaltung des Werkes ist schlicht, passt aber zum Cover. Kleine Verzierungen, leiten jedes Kapitel mit ein.
Fazit:
Es gibt Bücher, an die hat man von Anfang an sehr hohe Erwartungen und es gibt jene, bei denen man sie eben nicht hat. "Finding Sky" von Joss Stirling, war für mich eines dieser Werke, bei denen ich sehr skeptisch und mit kleinen, sehr überschaubaren Vorstellungen an die Geschichte heran gegangen bin. Dabei wurde ich auf sehr unterschiedliche Weisen überrascht. Durch eine sehr starke Grundidee, mit einem jugendlichen, frischen und leicht witzigen Schreibstil, überzeugt die Autorin mit einem temporeichen Werk. Seite um Seite, wird man immer tiefer in ein Abenteuer gerissen, welches besonders durch herzliche Liebeleien der beiden Protagonisten und generell, sehr liebevolle Beschreibungen der Beziehungen, seine Höhepunkte erreicht. Jedoch neigt die Autorin dann dazu, diese besagten, sehr bewegenden Momente, durch widersprüchliche Handlungen und Aussagen zu entkräften. Damit reißt sie ihre Leser immer und immer wieder in einen sehr großen Zwiespalt. Der Widerspruch von Charaktereigenschaften, wie auch verschiedener Handlungen, bescheren diesem Auftakt von Joss Stirling, dann einen sehr bitteren Nachgeschmack. Deshalb lege ich euch die Geschichte nur bedingt ans Herz. Wer auf der Suche nach einer schönen, berührenden Liebesgeschichte ist, die durch eine originelle Grundidee gestürtzt ist und kein Problem mit einigen Ungereimtheiten hat, der wird sich durchaus von diesem Werk überzeugen lassen können. Für mich wiegen sich Stärken und Schwächen der Geschichte gegeneinander auf. Trotzdem werde ich auf den Folgeband warten, denn in meinen Augen, ist noch viel Potential vorhanden, es muss nur richtig genutzt werden.