Der brillante Mathematiker Andrew Martin hat einen Beweis gefunden, der die Menschheit enorm voranbringen würde. Doch eine außerirdische Lebensform ist der Überzeugung, die Menschen auf der Erde wären mental für diesen Fortschritt nicht bereit. Deshalb wurde einer von ihnen auf die Erde geschickt, in den Körper von Andrew Martin, um die Veröffentlichung des mathematischen Beweises zu verhindern.
Das Buch ist ein Bericht, eine Erzählung des Außerirdischen darüber, wie er seine Zeit auf der Erde erlebte. Deshalb gibt es zu Beginn zwei Vorworte, einmal für uns Menschen und nochmals für die Vonnadorianer, seine eigene Lebensform. Schon hier erhält man einen Eindruck, was diese Außerirdische charakterisiert. Zum einen sind sie viel intelligenter als die Menschen und nehmen z. B. Bücher durch einen Chip auf, den sie schlucken und so in Sekundenschnelle das Buch „gelesen“ haben.
》Die Liebe ist beängstigend, weil sie eine extrem starke Sogkraft hat, wie ein ultramassives Schwarzes Loch, das von außen ganz harmlos wirkt, aber von innen jede noch so vernünftige Tatsache in Frage stellt, die man kennt. Man verliert sich, wie ich mich verlor, in der wärmsten aller Annihilationen. 《 S. 235
Da der Vonnedorianer das Leben von Andrew übernimmt, geht es auch um Mathematik, was die Geschichte mit faszinierenden Details für Mathematikliebhaber aufwertet. Für solche Leser, die Zahlen nichts abgewinnen können, macht es das Buch jedoch nicht weniger schön. Die teilweise schon philosophische Betrachtung über das Leben von uns Menschen und essentiellen Themen, die oft angesprochen werden, ließ mich das Buch langsamer lesen. Es gibt so viele Dinge, die man einfach aufnehmen und darüber nachdenken möchte.
„In diesem Buch geht es darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“, schreibt der Vonnadorianer zu Beginn des Buches und das fasst es perfekt zusammen. Der Außerirdische irrt am Anfang nackt auf einer Straße umher, da er nicht weiß, welche Regeln auf der Erde herrschen. Er sieht zunächst das komische Aussehen der Menschen, da uns die Nase aus dem Gesicht ragt, die lästige Nahrungsaufnahme um den Körper funktionsfähig zu halten und dass wir uns an Dinge und Menschen binden, die uns wichtig sind. Dies hat Matt Haig sehr gut dargestellt, da die Personen des Buches anfangs tatsächlich sachlich und auf das nötigste reduziert betrachtet wurden. Nach und nach lernt der Vonnadorianer aber unsere Lebensform kennen. Er erfährt, was den Menschen ausmacht. Er versteht, warum es uns ausmacht.
》Das also passiert, dachte ich bei mir [...], wenn man auf der Erde lebt. Man zerbricht. Man hält die Wirklichkeit in Händen, bis man sich verbrennt, und dann lässt man den Teller fallen. [...] Ja, jetzt war mir alles klar. Ein Mensch zu sein treib einen in den Wahnsinn. 《 S. 61
Fazit:
In "Ich und die Menschen" übernimmt ein Außerirdischer den Körper und das Leben des Mathematikers Andrew. Das macht es aber nicht unbedingt zu einem SciFi-Roman, sondern eher zu einer Geschichte über die Menschheit – über die Dinge, die uns ausmachen, die uns zu etwas besonderen machen; über viele Facetten unseres Lebens, die fragwürdig oder auch einfach nur wunderbar sind.