Hart, härter, gnadenlos!
Mit diesem Roman lernt der Leser mögliche Hintergründe kennen, die dazu führen, dass ein Familienvater zum Verbrecher wird.
Im Mittelpunkt des Romans steht Beauregard, Inhaber einer Autowerkstatt, verheiratet, ...
Mit diesem Roman lernt der Leser mögliche Hintergründe kennen, die dazu führen, dass ein Familienvater zum Verbrecher wird.
Im Mittelpunkt des Romans steht Beauregard, Inhaber einer Autowerkstatt, verheiratet, eine Tochter und zwei Söhne. Die Mutter hat Beauregard in einem Seniorenheim untergebracht. Sein Vater ist bereits tot. Er ist Afro-Amerikaner. Der Roman startet mit einem illegalen Autorennen. Beauregard nimmt mit Kelvin, seinem Cousin und Angestellten daran teil. Er braucht dringend das Geld, um die Pacht für seine Werkstatt und das Schulgeld bezahlen zu können. Und dann kommt auch noch das Seniorenheim und verlagt $48.000 von ihm, weil die Mutter falsche Angaben gemacht hatte. Doch schon kurz nach dem Autorennen wird klar, dass er von dem Veranstalter des Rennens betrogen wurde. Dieser Veranstalter organisiert landauf und landab solche rennen nur, um Leute abzuziehen und zu betrügen. Es steckt eine Masche dahinter.
Das Ziel des Protagonisten Beauregard ist von vornherein sehr klar: nie mehr in den Knast, nie mehr Verbrechen, nur noch legal Geld verdienen und sich um die Familie kümmern. Raus aus dem Stigma, dass alle Farbigen nur Verbrecher sein können. Doch obwohl er die Autowerkstatt schon einige Zeit besitzt, muss er sich eingestehen, dass es nicht so einfach ist, eine Familie auf legale Weise zu ernähren. So häufen sich immer mehr Probleme auf. Sein finanzieller Engpass wird immer größer.
S. A. Cosby, selbst ein Afro-Amerikaner, schildert die Situation gnadenlos. Die Dialoge sind voller Slang. Der Protagonist ist sehr sympathisch und als Leser wünscht man ihm das beste. Dennoch sieht man, wie er in den Strudel des Verbrechens hineingezogen wird. Behörden, Versicherung etc. Es scheint keine Möglichkeit zu geben, aus dem Teufelskreis auszubrechen.
Blacktop WastelandBlacktop Wasteland
Ich habe mit diesem Roman, den ich im Original gelesen habe, eine sehr schmutzige Seite Amerikas kennengelernt. Die Geschichte wird aus einer Perspektive erzählt, die man selten in Romanen geboten bekommt. Man kennt ähnliche Bilder aus den Nachrichten und sieht die Farbigen oft in den Gangs. Aber wie sie in die Gangs getrieben werden, wird oft nicht ausgesprochen. Ich las in diesem Roman, wie das Gegenteil praktiziert wird.
Es hat mich fasziniert. Die Gründe für den Abwärtsstrudel zu erfahren, hat mir haben mir sehr gut allen. Selbstredend, dass die Geschichte von Beauregard sehr spannend ist.
Diesen Roman als Kriminalroman zu bezeichnen, würde ihm nicht gerecht werden. Denn er ist überwiegend weitaus mehr als nur das. Es geschehen zwar Verbrechen, er ist ein Verbrecherroman und der Leser verlässt das Milieu der Verbrechen nicht, aber er ist auch ein großer Familienroman, denn in ihm geht es ausschließlich darum, wie ein Mann versucht, alles für seine Familie zu tun. Jeder Schritt ist abgestimmt auf den Zusammenhalt seiner Familie. Lediglich die Umstände, in denen dies bewältigt werden muss, sind desaströs.
Ein höchst empfehlenswerter Roman für alle, die mal hinter die Kulissen der Verbrechen schauen wollen deren Sicht.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2021