„Niemand spricht über das Gnadenjahr. Es ist verboten.“
In Garner County heißt es, dass junge Frauen die Macht besitzen, Ehemänner aus ihren Betten zu locken und Jungen in den Wahnsinn zu treiben. Um diese Kräfte zu verlieren, werden sie für ein Jahr in die Wildnis verbannt. Wer zurückkommt, wird verheiratet oder ins Arbeitshaus geschickt. Aber es kommen nie alle lebend zurück. Nur in ihren Träumen ist Tierney James frei, umgeben von Rebellinnen. Doch als ihr Gnadenjahr beginnt, spürt sie erst, wie tief verwurzelt der Hass ist. Denn nicht die Natur oder die tödlichen Wilderer, die ihnen auflauern, sind die größte Gefahr. Es sind die Mädchen selbst.
Der sofortige New York Times Bestseller! Absolut fesselnd! TRIBUTE VON PANEM trifft auf THE HANDMAID’S TALE.
Filmrechte bereits an Universal vergeben – mit Elizabeth Banks als Regisseurin!
In diesem Buch geht es um die Junge Tierney, die in das Grace Year geschickt wird. Das Grace Year ist ein Jahr in dem die Jungen Mädchen, in die Wildnis geschickt werden um ihre "Magie" zu verlieren. Die ...
In diesem Buch geht es um die Junge Tierney, die in das Grace Year geschickt wird. Das Grace Year ist ein Jahr in dem die Jungen Mädchen, in die Wildnis geschickt werden um ihre "Magie" zu verlieren. Die meisten kommen total gebrochen wieder zurück und Tierney hat mal gar keine Lust darauf. Dennoch hat sie keine Wahl und damit beginnt der Wahnsinn.
.
Dieses Buch war ein absolutes Highlight für mich. Es war sowas von Spannend ich konnte es nicht weg legen. Wir begleiten die Mädchen bei einer Außergewöhnlichen, Mystischen und sehr Spannenden Reise. Wir können erleben wie sie Anfangen sich zu verändern und sind am Rätseln woran das liegen kann. Tierney ist eine sehr starke Persönlichkeit und schlägt sich in der Zeit echt gut. Anders kann man es nicht sagen. Ich habe mit ihr gelitten und mich gestärkt. Ich konnte mit ihr jede Prüfung meistern und das weil sie eine so Greifbare Persönlichkeit war. Sie war einfach echt und das fand ich mega gut. Mir hat das Buch so gut gefallen das es 5 Sterne von mir bekommt. Und zudem ist es mal ein Einzelband meines Wissens nach.
Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen ...
Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen vor Eifersucht zum Rasen zu bringen. Sie glauben, unsere Haut verströme ein starkes Aphrodisiakum: das wirksame Elixier der Jugend eines Mädchen im Übergang zur Frau. Deshalb werden wir während unseres sechzehnten Lebensjahres verbannt. Wir sollen unsere magischen Kräfte in die Wildnis entlassen, bevor man uns erlaubt, in die Zivilisation zurückzukehren.
Die Wahrheit über das Gnadenjahr, über das, was in diesen dunklen zwölf Monaten geschieht, verbirgt sich in den vielen Teilchen der Staubfäden, die um sie herumweben, wenn sie sich unbeobachtet glauben.
Aber mir entgeht nichts.
Früher glaubte ich, das sei meine Magie - Dinge sehen zu können, die andere nicht sahen. Dinge, die sie gar nicht wahrhaben wollten. Aber man muss nur die Augen aufmachen.
Meine Augen sind weit offen.
(Seite 9 und 19)
In diesem Jahr gibt es zwölf heiratsfähige Jungen in Garner County - Jungen, die in eine Familie von Stand und Ansehen geboren wurden. Und es gibt dreiunddreißig Mädchen.
Heute werden wir durch die Stadt ziehen und uns den Jungen ein letztes Mal präsentieren, bevor sie sich zu den Männern in der Hauptscheune begeben, um dort über unsere Schicksale zu verhandeln, als wären wir Vieh. Was der Wahrheit ziemlich nah kommt, wenn man bedenkt, dass wir kurz nach unserer Geburt tatsächlich auf der Fußsohle mit dem Siegel unseres Vaters gebrandmarkt werden. Wenn alle Ansprüche geltend gemacht sind, überbringen unsere Väter den wartenden Mädchen in der Kirche die Schleier, setzen den Auserwählten die durchscheinenden Ungetüme wortlos auf. Und morgen früh, wenn wir alle auf den Marktplatz aufgereiht stehen, um in unser Gnadenjahr aufzubrechen, wird jeder Junge den Schleier des Mädchens seiner Wahl lüften, als Eheversprechen, während der Rest von uns komplett überflüssig ist.
(Seite 16)
Eine Ratte im Labyrinth kann überall hingehen, solange sie im Labyrinth bleibt.
(Der Report der Magd von Margaret Atwood)
Autorin:
Mit 16 Jahren verließ Kim Liggett ihre ländliche Heimatstadt im Mittleren Westen, um in New York Karriere als Sängerin zu machen. Sie war Backgroundsängerin für einige der größten Rockbands der 80er Jahre. Sie liebt Tarot-Karten und ist eine leidenschaftliche Sammlerin seltener Parfümfläschchen. In den USA veröffentlichte sie bereits mehrere Jugendbücher.
Übersetzerin:
Birgit Salzmann, geboren 1964, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Anglistik und Romanistik und übersetzt seit vielen Jahren englischsprachige Literatur ins Deutsche. Sie lebt mit ihrer Familie in Marburg.
Bewertung:
Das Cover erinnert mich an ein Sachbuch-Cover, dass den Widerstand von Frauen zeigt. Kein bestimmtes Buch, sondern einfach die Art und Weise des Covers. Es gibt Bücher, die auch mit solchen Handbewegungen geziert sind, alles im Sinne von Frauenbewegungen und Menschlichkeit. Das Cover ist wunderschön und passt hervorragend zur Geschichte, genauso wie der Titel. Ich bin wirklich sehr froh, dass der Originaltitel übernommen wurde. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze ... Ihr Widerstand ist die Liebe ... so ein unnötiger Quatsch. Tierneys Widerstand ist ihr Wille zur Freiheit und Unabhängigkeit. Liebe ist da nur später dabei. Nicht nur diese blöden Sätze, die das Cover verunstalten (warum kann man nicht einfach den Titel Titel sein lassen???), auch noch ständig diese Übertreibungen. 🙄 👎
Richtig cool finde ich, dass die rote Blume auf dem Cover aus der Geschichte entnommen wird: (...) und auch die geheimnisvolle rote Blume sprenkeln den Weg. Fünf Blütenblätter, perfekt geformt, als wäre sie für uns gemacht. Eins für die Mädchen im Gnadenjahr, eins für die Ehefrauen, eins für die Arbeiterrinnen, eins für die Frauen in den Außenbezirken und eins für sie selbst. (Seite 13)
Das Buch ist in den vier Jahreszeiten geteilt worden, allerdings passt das nicht sehr gut. Es vergeht zum Bespiel nur eine Nacht und schon ist Winter. Bei den anderen Jahreszeiten sind die Sprünge auch so gut wie nicht vorhanden. So eine Einteilung ergibt nur Sinn, wenn es große Zeitsprünge gibt. Denn von einem Abend zum anderen Morgen wechselt keine Jahreszeit. Das wäre wirklich Magie. Es gibt keine Kapitel in diesem Buch. Die kapitelähnlichen Blöcke sind mit einer Blume voneinander getrennt. Die Gesamtaufmachung ist gleichmäßig gehalten.
Verheiratet zu werden, ist kein Privileg für mich. Annehmlichkeit hat mit Freiheit nichts zu tun. Es ist ein goldener Käfig, sicher, aber immer noch ein Käfig. Im Arbeitshaus gehört mein Leben wenigstens noch mir. Gehört mein Körper noch mir.
(Seite 18)
Der Erzählstil ist in der Ich-Form von Tierney, der Protagonistin hier. Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Verlauf unheimlich zügig zu lesen. Ich war innerhalb einiger Stunden mit dem Buch durch, ich konnte nicht aufhören, zu lesen. Die Beschreibungen der Gesellschaft sind sehr realistisch und eindrucksvoll. Der Titel und die Geschichte beziehen sich auf das Jahr, indem die Mädchen zusammengepfercht und sich selbst überlassen werden. Die eigentliche Schande ist das System selbst und die Herrenschaft (extra so geschrieben), die es erschaffen hat. Wir lesen ein paar Seiten über die Gesellschaft und wie Tierney und die anderen Mädchen und Frauen leben. Die Vorbereitung auf das Gnadenjahr. Dann folgt das Gnadenjahr selbst und zum Schluss die Rückkehr, die nur ein paar Seiten erfasst.
Tierney ist, wie alle in ihrem Jahrgang, sechzehn Jahre alt. Sie ist das typisch eigenwillige, aber sanftmütige Kind, von dem wir oft in Romanen lesen. Sie lebt reflektiert und stellt die Gesellschaft und ihr frauenfeindliches System infrage.
Es gibt viele Nebencharaktere, daher finde ich es mühselig, auf jede einzelne Figur einzugehen. Alleine der Gnadenjahr-Jahrgang hat zweiunddreißig Figuren, ohne Tierney. Eine kleine Rolle spielen noch ihre Eltern, die Mutter etwas mehr, ihre Geschwister, ihr bester Freund Michael und ein Freund Hans. Aber es sind viel zu viele Charaktere, die immer wieder eine Rolle spielen oder erst später dazustoßen. Das lasse ich also im Dunkeln.
Einiges zum Verlauf kann ich hier nicht bewerten, da sie spoilern. Daher sind sie in der Lese-Chronik verzeichnet. Es gibt hier unvorhersehbares, wie auch vorhersehbares. Die vorhersehbaren Szenen hätte die Autorin anders schreiben können, undurchschaubarer, aber sie hat sich für den gleichen Stil wie andere Autoren entschieden, das bedaure ich sehr. Andererseits gibt es auch ein paar richtige Überraschungen, die wirklich überraschend zu lesen sind.
Es gibt auch ein paar unlogische Gegebenheiten: Zum Beispiel haben die Mädchen nichts in dieser Unterkunft, bis auf ein wenig Nahrung und ihre eigenen Bündel - aber sie haben Äxte und Sägen für Holzarbeiten?! Auch hier gibt es noch in der Lese-Chronik.
Den Kopf schmunzelnd schütteln musste ich bei einer von Tierneys Aussagen, es gibt viele, aber die muss einfach Erwähnung finden: Sie erzählt, dass Männer die Wahl haben, die keinen hohen Stand besitzen. Entweder die harte Feldarbeit oder kastriert als Wächter mit Annehmlichkeiten. Und doch entscheiden sich die meisten für die Feldarbeit, sagt sie. Ja, natürlich tun sie das. Logisches Denken, wenn man weiß, wie Männer denken und funktionieren. Fast jeder Mann (Ausnahmen gibt es immer) würde alles tun, um seine Manneskraft zu behalten. Das ist ja das Ur-Problem dieses Systems: Sie glauben mit ihrem hässlichen Hänge-Ding über den Frauen zu stehen, die Macht zu haben. Weil sie die Reinstecker sind, nicht die Reingesteckten. Für jemanden wie mich also gar keine Verwunderung, wieso die Männer lieben harte Arbeit verrichten. Tierney müsste das eigentlich klar sein, denn sie selbst will auch lieber zur Feldarbeit als zu heiraten, weil sie dann wenigstens ihren Körper behalten darf. Dass da auch Missbrauch normal ist, muss Michael ihr erst sagen, aber das Prinzip ist dasselbe.
Wir dürfen nicht träumen. Die Männer glauben, wir könnten auf diese Weise unsere Magie verbergen. Allein diese Träume zu haben, würde schon reichen, um betraft zu werden, aber wenn irgendwer davon erführe, was ich da träume, hieße das den Galgen.
(Seite 14)
Das ganze System ist Wirklichkeit für alle Mädchen und Frauen weltweit. Auch in der realen Welt werden Frauen hingerichtet, wenn die Männer sie loswerden wollen, unter fingierten Anklagen. Das hat die Autorin in der Geschichte ebenfalls eingebaut. Was auch wirklich sehr glaubhaft und realistisch zur Geltung kommt, ist die Feindseligkeit der Mädchen und Frauen zueinander. Auch das ist Alltag in unserer Welt. Dieses frauenfeindliche System vergiftet auch uns Frauen, schon als Mädchen wachsen wir damit auf. Neid, Eifersucht, Missgunst, Rachedurst, Intrigen gehen von Mädchen zu Mädchen, von Frau zu Frau, von Mädchen zu Frau, von Frau zu Mädchen. Wir nehmen das nur als bloße Zickereien unter Mädchen und Frauen wahr, aber es ist viel mehr. Es ist geballte Zerstörungskraft, die wir uns gegenseitig zuschleudern und uns niederreißen. Während die Männer sich gemütlich zurücklehnen und ihr Machgefühl genießen. Diese permanente Feindseligkeit und Demütigung der Männer und Anerkennungsdrang der Frauen, ihnen zu gefallen, treibt das System weiter und weiter. Solange wir uns gegenseitig bekriegen, anstatt zusammenzuhalten und gegen das System ankämpfen, solange wird das auch so weitergehen. Es ist das, was wir auch in anderen Bereichen kennen: Arme gegen Arme, sie bekriegen sich gegenseitig, weil sie es nicht wagen, die Ohnmacht und Wut gegen die eigentlichen Verursacher, die Reichen und Politiker, zu werfen. Und auch das ist so gewollt. Das hat die Autor auch unheimlich klar und penetrant aufgeführt.
Es wird auch sehr penetrant immer wieder geschrieben, dass die Männer glauben, dass dies und das mit den Mädchen ist. Dass sie dies und das tun können, wegen ihrer Magie. Und so weiter. Dabei geht es gar nicht um Glauben, sondern um Wissen. Die Männer glauben das ganze Zeug nicht, sie wissen ganz genau, dass es nicht so ist. Aber mit diesen Ammenmärchen stellen sie die Mädchen und Frauen ruhig. Sie sollen gehorsam sein und gehorchen. Es geht alleine darum, die Macht zu behalten, die sie über die Mädchen und Frauen ausüben. Es soll die Mädchen und Frauen daran hindern, aufzubegehren und ein freies und selbstbestimmtes Leben einzufordern, wie es ihnen zusteht. Auch das Juden-Modell wird hier angewandt: Die Juden sind schon immer Epochenweise Schuld an allem gewesen. Genauso wie das weibliche Geschlecht von Anbeginn der Zeit an allem Schuld ist. Deshalb werden wir auch unterdrückt und müssen den Männern gehorchen. Die ideale Ausrede des männlichen Geschlechts. Auch die erste aller Sünden, die eine Frau begangen haben soll, Eva, wird hier ständig erwähnt, wie sie auch ständig in allen Religionen der Welt in unserer Realität propagiert wird. Mal eine kleine Zwischenfrage: Wer hat denn die ganzen Bibelgeschichten geschrieben? Ja, Männer, genau. Wir wissen es also besser. Die Männer auch, aber das dient ihnen als Vorlage für all ihren Missbrauch an dem weiblichen Geschlecht.
Auch das ist alles kein Märchen, sondern harte Realität für uns Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt. Das System ist ein und dasselbe, nur unterscheiden sich in vielen Ländern die Art der Methoden, um es aufrecht zu erhalten. Versteht ihr nicht? Okay, dann mal ein paar Beispiele: Massenvergewaltigungen gibt es hier natürlich auch (schon alleine 'natürlich' zu schreiben, ist doch aufschreckend, oder nicht?), aber in Indien beispielsweise ist das an der Tagesordnung - wenn wir jetzt nicht die Kriegsvergewaltigungen dazunehmen. Und nicht so selten sterben die Mädchen und Frauen an den massiven Verletzungen. In vielen Ländern dürfen Frauen nicht zur Schule, nicht schreiben und lesen lernen, geschweige denn, etwas von der Welt erfahren. Denn Bildung ist Macht, und das gefällt der Herrschaft dort gar nicht. Sie dürfen keine Berufe ergreifen oder wählen gehen. Sie werden zu Sklaven aller Art gehalten. Sie dürfen nicht tragen, was sie möchten, müssen sich verhüllen. Ich denke, ihr wisst genau, was ich meine, wenn ich von unserem Leben spreche, in diesem hierarchen System. Viele wollen es nur nicht wahrhaben und leugnen lieber. Das berühmte und abgewandelte Sprichwort "Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören" beschreibt das gut.
(Auch hier bitte daran denken; in allem gibt es Ausnahmen! Aber sind es nun mal nur Ausnahmen, nicht die Regel)
Das Ende bleibt offen. Ich hätte mir mehr von Danach gewünscht, mehr von der Rückkehr und was sich alles tut. Vor allem die Entwicklung zwischen ihr und Michael fehlt mir hier sehr. Das ist alles sehr salopp. Gleichzeitig ist das Ende auch Faden, den jeder von uns eigenständig weiterspinnen soll, die Gesellschaft verbessern, das System aufbrechen ... das kommt von Tierney nach der Rückkehr so rüber und auch die Autorin in ihrem Dankeswort ist da für mich sehr deutlich.
Fazit:
Die Geschichte erinnert mich etwas an "Panem", auch hier müssen Auserwählte (aber nur Mädchen) kämpfen, um zurückzudürfen. An sich keine neue Idee, denn das System ist uralt und Wirklichkeit. Aber wie die Autorin es in eine erfundenen Geschichte umsetzt, ist neu. Genauso wie andere Geschichten in der Art. Es gibt ein paar Bücher, die sich mit unseren System befassen, die die Autoren natürlich etwas andersartig gespinnt haben, aber unser Alltgassystem deutlich herauszulesen ist. Es geht nicht um jede Umschreibung und Handlung. Ob in einer Welt, wo gebärfähige Frauen Kinder gebären müssen für andere und ihre Namen verlieren oder wo sie ihre angebliche Magie in einem zeremoniellen Jahr loswerden sollen ... Die können unterschiedlich sein, wie die Bücher zeigen. Es geht um das System, das immer gleich bleibt dabei. Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Wie Tierney in diesem Buch sagt: Man muss nur die Augen aufmachen.
Für diejenigen, die dafür bereit sind, empfehle ich folgende Werke, die mir spontan einfallen:
(Von den ganzen Dokumentationen sehe ich mal ab, das sprengt den Rahmen, ist auch nur das, was mir jetzt spontan in den Sinn kommt.)
Für Leser/innen, die mit Scheuklappen durch ihre Seifenblasenwelt laufen ist das Buch sicher schockierend. Und Gedanke wie "sowas gibt es zum Glück nicht" werden aufkommen. Leider irrt ihr Seifenblasen-Leser/innen euch. Leider!
Das Buch wird als Jugendbuch gelistet, wo es auch hingehört. Leider listet die Bücherei das Buch als Science Fiction-Roman, was überhaupt nicht stimmt. Das suggestiert uns wieder, dass alles bloße Erfindung und eine völlig fremde Gesellschaft ist. Wundern tut mich das Verhalten aber auch wieder nicht. Lieber nicht genau darüber nachdenken und weitermachen wie bisher. Es ist nur eine Kleinigkeit, denken einige von euch sicher - da ist das Buch halt bei SciFi gelistet, ist ja auch eine erfundene Geschichte -, aber jede Kleinigkeit macht in der Summe großes aus. Der Strand besteht auch nur aus Minikörnern, aber Milliarden, wenn nicht noch mehr, machen ihn erst zu einem Strand. Der erste Schritt ist, die Kleinigkeiten wahrzunehmen. In einer anderen Gesellschaftsform wäre diese Buch auch einfach eine Science Fiction-Geschichte. Im Grunde müsste das Buch "Das Gnadenjahr der Gesellschaft" heißen. Denn alles ist der Gnade der Männer und der Frauen, die mitziehen, unterstellt. Tag für Tag. Jahr für Jahr.
Alle Frauen in Garner County müssen dieselbe Frisur tragen, die Haare streng aus dem Gesicht gekämmt und am Rücken zu einem Zopf gelochten. Auf diese Weise können sie, so glauben die Männer, nichts vor ihnen verbergen. Keinen spöttischen Gesichtsausdruck, keinen unkeuschen Blick, kein Aufblitzen von Magie. Weiße Bänder für die kleinen Mädchen, rote für die Gnadenjahr-Mädchen und schwarze für die Ehefrauen.
Unschuld. Blut. Tod.
(Seite 18/19)
Das Nachwort bzw. Dankeswort (was hier ein und dasselbe ist) ist erschreckend und alltäglich zugleich. Die Autorin schildert genau das, was wir jeden Tag miterleben und uns nicht mal immer bewusst ist. Daraus entstand dieses Buch. DANKE! 🙏
Ich möchte nicht allzu ausschweifend das System erklären, das tun die vielen Passagen im Buch reichlich (schaut mal in die Lese-Chronik). Man einer von euch wird sich sicher fragen, wieso ich trotz ein paar schlechte Kritikpunkte 5 Sterne vergebe - ich, die immer alles hinterfragt und jedes Hörbuch und Buch kritisch durchhört/durchliest und der es schwer fällt, mal fünf (passend zu der Blume mit den fünf Blüten) gerade sein zu lassen (ja, ihr merkt, ich kenne meine Schwächen sehr genau) - die Gründe habt ihr bereits gelesen, aber als Zugabe lasse ich hier auch einfach mal die Autorin selbst zu Wort kommen:
Drei Jahre zuvor, zehn Uhr abends, Penn Station: (Anmerkung von mir: Es war 2019 laut Buchdaten)
Ich schaue auf die Anzeigentafel und hoffe, mein Zug trifft bald ein, als mir ein Mädchen auffällt. Vielleicht dreizehn oder vierzehn, schlank und groß gewachsen, wippt sie ungeduldig auf den Zehen und nervt ihre Eltern, Großeltern und jüngere Geschwister damit. In ihr steckt die nervöse Energie eines jungen Mädchens an der Schwelle zum Frausein. Zu Veränderung.
Ein Mann im dunklen Anzug läuft vorbei und sieht instinktiv in ihre Richtung, taxiert sie von Kopf bis Fuß. Ich kenne diesen Blick. Von jetzt an ist sie Freiwild. Beute.
Dann sehe ich eine Frau vorbeigehen, die von derselben Energie angezogen scheint, aber vermutlich aus völlig anderen Gründen. Während sie das Mädchen mustert, verdunkelt eine gewisse Trauer, Verachtung möglicherweise, ihren Blick. Vielleicht fühlt sie sich an all das erinnert, was sie verloren hat ... all das, wovon sie glaubt, es nie wieder zu bekommen. Deshalb ist das Mädchen für sie nun eine Konkurrenz.
Als der Zug der Familie angekündigt wird, gehen sie schnell zum Gleis und verabschieden sich. Das Mädchen wird offenbar gerade zurück ins Internat geschickt. Sie winkt, bis die Rolltreppe nach unten außer Sicht ist, und mir fällt unwillkürlich die Erleichterung in den Gesichtern ihrer Eltern auf. Sie wird für ein weiteres Jahr vor der Welt versteckt sein. In Sicherheit.
"Was tun wir den jungen Mädchen nur an", murmele ich vor mich hin.
Wie betäubt gehe ich zu meinem Zug, und kaum habe ich mich hingesetzt, fange ich an zu weinen. Ich weine um das Mädchen. Ich weine um eine Tochter, meine Mutter, meine Schwester, meine Großmütter.
Dann klappe ich mein Laptop auf, und bis ich in Washington, D.C. ankomme, ist das Handlungsgerüst für das Buch fertig. Der Anfang und das Ende sind verfasst, und ich weiß, dass ich keine Wahl habe. Ich muss dieses Buch schreiben.
Es war Magie.
Danke meiner Tochter Madeline und meinem Sohn Rahm. Nichts auf der Welt macht mich stolzer, als eure Mutter zu sein. Ihr motiviert mich, ein besserer Mensch zu sein, weiterzukämpfen, vorwärtszustreben. Ihr macht die Welt zu einem besseren Ort, einfach weil ihr da seid.
Und danke dem Mädchen am Bahnhof. Ich sehe dich. Nicht als Beute oder Konkurrenz. Ich sehe Hoffnung.
Als Tierney James 16 Jahre alt ist, beginnt ihr Gnadenjahr. Wie alle Mädchen in ihrem Alter wird sie von Wächtern in ein Camp außerhalb der Stadt gebracht, wo sie ihre Magie verlieren sollen. Diese Magie ...
Als Tierney James 16 Jahre alt ist, beginnt ihr Gnadenjahr. Wie alle Mädchen in ihrem Alter wird sie von Wächtern in ein Camp außerhalb der Stadt gebracht, wo sie ihre Magie verlieren sollen. Diese Magie der geschlechtsreifen Frauen sei dafür verantwortlich, Männer in Versuchung zu führen und in den Wahnsinn zu treiben. Nach dem Gnadenjahr werden die Mädchen, die vorab von einem Freier einen Schleier erhalten haben, verheiratet, während die anderen als Mägde in Haushalten, auf den Feldern oder schlimmstenfalls verstoßen in den Außenbezirken arbeiten müssen. Aber nicht alle werden das inzwischen 47. Gnadenjahr überleben. In der Wildnis sind die Mädchen auf sich alleingestellt und es sind nicht nur die Wilderer, die nach ihren Körpern lechzen, um von ihren magischen Fähigkeiten profitieren zu können, sondern die Mädchen selbst, die sich das Leben - frei von den Regeln von Garner County - zur Hölle machen.
Die Idee hinter der Geschichte erinnert an "Der Report der Magd" von Margaret Atwood, ist allerdings eher auf jugendliche Leser*innen ausgerichtet, aber ähnlich schonungslos und brutal geschildert.
Der Roman wird aus der Sicht der 16-jährigen Tierney erzählt, die die mittlere von insgesamt fünf Töchtern eines Arztes ist. Sie hinterfragt das System in Garner County, das Frauen als Hexen verteufelt, massiv in ihren Rechten einschränkt und mit willkürlichen Bestrafungen an Leib und Leben bedroht. Sie versteht nicht, dass die Frauen, die den Männern in ihrer Anzahl weit überlegen sind, nicht aufbegehren und das System zu ihrem eigenen Schutz stürzen. Ihr Traum ist es nicht, Ehefrau zu werden und sich einem Mann unterzuordnen. Im Gegensatz zu allen anderen Mädchen zieht Tierney die Feldarbeit vor, aber es ist nicht ihre Entscheidung.
Das System, das in dem dystopischen Garner County herrscht, ist erschreckend genug, aber das Gnadenjahr übertrifft alle Vorstellungen der Mädchen, die bisher nur ahnen konnten, warum nie alle wieder aus dem Camp zurückgekehrt sind. Neid, Argwohn, Eifersucht und Hass herrschen unter den Mädchen und die Situation im Camp führt bald zur Eskalation. Die Mädchen sind indoktriniert und glauben daran, dass sie magische Fähigkeiten haben, die sie in diesem Jahr tunlichst verlieren müssen, um befreit und gerettet zu werden. Wie sie versuchen, diese Magie herauszukitzeln und was die einzelnen schier kopflos dafür tun müssen, ist gnadenlos.
Tierney ist eine intelligente, freiheitsliebende und sympathische Rebellin, die von ihrem Vater viel gelernt hat, was ihr das Überleben in der Wildnis erleichtert. Dennoch ist es verwunderlich, was sie alles körperlich und auch psychisch aushalten kann, ohne sich selbst und die anderen Mädchen aufzugeben.
Der Roman ist so bildhaft und lebendig dargestellt, dass man unweigerlich mit Tierney, aber auch den anderen Gnadenjahrmädchen, mitleidet. Auch die Vorstellung eines Garner County, in der eine Minderheit von Männern eine Mehrheit von Frauen kleinhält und unterdrückt, ist nicht abwegig, sondern durchaus vorstellbar. Gespannt verfolgt man Tierney Überlebenskampf im Gnadenjahr, wobei eine Wendung auch noch für einen Hauch Romantik sorgt und Hoffnung schenkt, dass es selbst für Menschen aus Garner County noch die Chance auf eine freie Liebe geben kann.
"The Grace Year" ist eine schockierende und spannende Dystopie über ein patriarchalisches Herrschaftssystem, in dem ein gefährlicher Aberglaube herrscht, und einer starken Hauptfigur, die für Mut, Verstand, Rebellion, Freundschaft und Liebe steht. Das Ende, das Raum für eigene Interpretationen zulässt, ist passend gewählt für einen Ort, in dem man niemandem trauen kann, in dem es aber trotz allem zarte Bande gibt, die die Möglichkeit bieten, zu wachsen und früher oder später eine Veränderung herbeizuführen.
Ich sitze immer noch sprachlos hier. The grace year hat mich nicht abgeholt, dieses Buch hat mich mitgerissen.
Es ist zum Teil so brutal und ekelerregend aber es ist eben auch zu was Menschen fähig sind ...
Ich sitze immer noch sprachlos hier. The grace year hat mich nicht abgeholt, dieses Buch hat mich mitgerissen.
Es ist zum Teil so brutal und ekelerregend aber es ist eben auch zu was Menschen fähig sind um an Macht zu gelangen.
Die Geschichte klingt auf den ersten Blick wie schon mal da gewesen aber das ist sie nicht, für mich hat die Autorin etwas ganz neues geschaffen, sie hat den menschlichen Abgründen ins Auge geblickt und auf Eindrucksvolle Art und Weise gezeigt zu was mancher fähig ist.
Da wo alle zusammen halten sollten, haben sich die Frauen und Mädchen die Augen ausgekratzt, da wo Liebe und Zuneigung herrschen sollte gibt es lediglich Hass und Zwietracht.
Unglaublich beeindruckend nimmt uns die Autorin auf eine Reise die es in sich hat.
Ich habe mich im übrigen mehr als einmal gefragt wie ich handeln würde.
Die zarte Liebesgeschichte die sich durch das Buch schleicht ist sehr sanft und stört die Atmosphäre keineswegs.
Und dann kam das Ende. Ich bin mit wenig Erwartungen an das Ende ran gegangen, ich dachte es wird ein 08/15 Ende. Falsch gedacht! Es passt einfach hervorragend und hat mich doch noch einmal mega überrascht, da es auch einfach super zur Geschichte passt und das ganze noch mal realer wirken lässt.
Tierney James ist sich sicher, dass sie ihr Leben niemals an einen Mann binden wird. Sie wird das Gnadenjahr absolvieren und danach auf den Feldern arbeiten, denn dann kann sie in ihren Gedanken und in ...
Tierney James ist sich sicher, dass sie ihr Leben niemals an einen Mann binden wird. Sie wird das Gnadenjahr absolvieren und danach auf den Feldern arbeiten, denn dann kann sie in ihren Gedanken und in ihrem Wesen immer noch frei sein. Es wird keinen Mann geben, dem sie sich unterwerfen muss, sie wäre immer noch ihr eigener Mensch. Jeder weiß von ihrem Plan: ihre Mutter, ihr Vater, ihr bester Freund Michael. Jeder weiß, dass eine Ehe für Tierney das Ende der Welt, das Ende ihrer Freiheit, bedeuten würde, doch dann kommt bei der Schleierzeremonie alles ganz anders…
Gemeinsam mit etwa dreißig anderen zukünftigen Arbeiterinnen und Ehefrauen bestreitet Tierney das Gnadenjahr. Ganz allein werden die jungen Mädchen in den Wald gebracht, wo sie von nun an ein Jahr leben werden. Ziel dieses „Abenteuers“ ist es, ihre Magie anzunehmen – die Magie, die scheinbar in jeder von ihnen schlummert und gefährlich für die Männer ist. Doch auf dem Weg zur Lichtung muss Tierney erkennen, dass die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse und die Wilderer, die darauf warten, die Gnadenjahrmädchen zu töten, nicht ihre größte Herausforderung sein werden. Denn schon vom ersten Moment an wenden sich die Mädchen gegeneinander. Jede will überleben, jede ist bereit, dafür alles zu tun – ohne Rücksicht auf Verluste.
The Grace Year habe ich regelrecht verschlungen. Schon nach dem ersten Abschnitt (es gibt nämlich keine Kapitel) hatte mich Tierney völlig in ihren Bann gezogen und meine Augen flogen von einer Seite zur nächsten. Als großer Fan von Die Tribute von Panem konnte ich auch zu The Grace Year einige Parallelen erkennen: Eine völlig neue Welt, in der sich ein junges Mädchen zurecht finden muss. Ihr Überlebenskampf im Wald. Und eine Rebellion, die unausweichlich scheint. Mit ihrem Roman hat Kim Liggett außerdem eine Vielfalt von Charakteren geschaffen, die mich im Verlauf der Geschichte überrascht, schockiert und mein Vertrauen teilweise missbraucht haben. Genau wie Tierney weiß auch der Leser nicht, wer gut und wer böse ist, wer ihr den Tod wünscht oder doch nur das Leben retten will. Rasant folgt ein Ereignis auf das nächste, sodass das Ende viel zu plötzlich eintrifft. Obwohl The Grace Year mich absolut begeistert hat, habe ich mir zum großen Finale doch mehr gewünscht. Es gab so viele Punkte, an die die Autorin hätte anknüpfen können und es doch nicht tat. Vieles, das der Geschichte mehr Tiefe hätte verleihen können, blieb für mich unerforscht und der eigentliche Ausgang der Geschichte wirkt dadurch unbefriedigend. Doch vielleicht ist das auch gewollt … Vielleicht ist Tierneys Reise noch nicht zu Ende.