Der perfekte Sommerroman!
„[...]Und es gefiel mir nicht, wie er mich ansah, als wären wir Bandscheibenverbündete. Waren wir nämlich nicht. Ich war 45. Er mindestens 70. Wann hatte ich das Tal der „jungen Frauen“ verlassen und war ...
„[...]Und es gefiel mir nicht, wie er mich ansah, als wären wir Bandscheibenverbündete. Waren wir nämlich nicht. Ich war 45. Er mindestens 70. Wann hatte ich das Tal der „jungen Frauen“ verlassen und war ins Tal der „Bandscheiben“ übergesiedelt?“
S. 6
Der Inhalt:
Der Roman „Kaputte Herzen kann man kleben“ handelt von Luisa, die als Hebamme in einer Klinik in München arbeitet. Als ihr einstiger Traumberuf sich für Luisa allerdings zum Albtraum physischer und psychischer Art entwickelt, packt sie kurzerhand ihre Koffer und zieht über die Sommerferien mit ihrer Tochter nach St. Peter-Ording. Mit Hilfe des verschlossenen Physiotherapeuten Tom und einer Gruppe Frauen, lernt Luisa langsam Hilfe anzunehmen und für sie beginnt nicht nur der Prozess der Heilung, sondern auch
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von der Protagonistin Luisa erzählt.
Meine Meinung:
Die Autorin thematisiert das durch Corona und im Allgemeinen recht bekannte Thema Überlastung der Mitarbeiter des Gesundheitssystems. Ganz oft und recht schnell denkt man dabei an die Krankenpflege und vergisst vielleicht, dass auch Hebammen stark überlastet sind, an Kapazitätsgrenzen arbeiten und hoffnungslos überfordert sind. Eine komplikationslose Schwangerschaft und Geburt ist nun mal nicht rentabel...
Mit ganz viel Witz und Humor erzählt Kristina Günak nun die Geschichte von Luisa, die zu eben diesen Hebammen gehört und der schließlich nichts anderes mehr übrig bleibt, als die Notbremse zu ziehen und München zu verlassen. Welcher Ort würde sich da besser eignen, als die Heimat?
Diesen Roman ließt man zwangsweise mit einem lachenden und einem weinenden Auge. So viel Wahrheit steckt in den Worten und Gedanken von Luisa.
Ihr Weg zurück zu sich selbst und der Freude an der Hebammenarbeit ist wunderschön zu erleben.
Ganz besonders der warmherzige und humorvolle Schreibstil der Autorin verleiht den Figuren stets eine lebendige Art. Keine Figur ist perfekt und Kristina Günak trifft damit den Nagel auf den Kopf. Sie schreibt realistisch, lebendig und glaubwürdig.
Mit der Zeit tauen ihre Figuren auf und die kurz angebundene nordische Art verwandelt sich in eine offene, herzliche und heimelige Atmosphäre, die auch die verschlossenen Figuren dazu bringt ihre Gefühle zu offenbaren.
Sehr gut gefallen hat mir die Vielfalt der Figuren. Es gibt einen Mann, der an Demenz erkrankt ist und das Grüppchen Frauen, das Luisa kennen lernt ist Gold wert!
Die Figuren nehmen sich selbst nicht zu ernst, verlassen sich aufeinander und vermitteln eine sehr warmherzige Atmosphäre, die einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
„Kaputte Herzen kann man kleben“ ist für alle, die sich nach Urlaub sehnen oder einfach das perfekte Buch für den Sommer suchen!