Cover-Bild Weiße Nacht
(14)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 159
  • Ersterscheinung: 16.08.2021
  • ISBN: 9783518430170
Bae Suah

Weiße Nacht

Roman
Sebastian Bring (Übersetzer)

Die 28-jährige Ayami ist Assistentin im einzigen Hörtheater von Seoul, nun wird es für immer geschlossen. Ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie ihr Leben künftig aussehen soll, streift sie bis spät in die Nacht mit dem Theaterdirektor durch die Straßen der Stadt, sie suchen nach einer gemeinsamen verschollenen Freundin und sprechen über Lyrik, Teilzeitjobs und die Vergeblichkeit von Liebe. Am nächsten Tag verdingt sie sich als Dolmetscherin eines gerade angereisten Krimiautors, sie sprechen über Literatur, Fotografie und die Vergeblichkeit, in den Norden zu reisen. Und während die Sommerhitze Seoul in einen Tempel betäubender Mattigkeit verwandelt, hält allmählich die Vergangenheit Einzug und lässt die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum zerfließen.

Weiße Nacht ist ein flirrender Fiebertraum, in dem wir eine Welt eintauchen, die unter dem Sichtbaren liegt. Eine Welt, in der mehrere Versionen unserer selbst gleichzeitig existieren und die von Schönheit und Güte und Abgründigem bewohnt ist.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2021

Ein surrealer Sommer in Seoul

0

Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche ...

Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche Passagen durchaus rätselhaft und außergewöhnlich. Das hat einen eigenen Reiz!

Weisse Nacht wurde von Sebastian Bring aus dem koreanischen übersetzt.
Zur Handlung:
Ayami war eine erfolglose Schauspielerin, die daher als Angestellte in einem Hörtheater arbeitete, das jetzt leider schließen muss. Für Ayami droht Arbeitslosgkeit.

Ayami ist eine verschlossene, zurückhaltende Frau, die rätselhafte Dinge und Menschen anzuziehen scheint. Meistens ist sie für sich, außer ab und zu mit dem Direktor des Hörtheaters und einer Lehrerin. Ein Thema ist daher auch die Einsamkeit.
Ich mag die Gespräche. Es sind reflektive, bedeutungsvolle Dialoge.

Eine weitere wichtige Figur im Mittelteil ist Buha, der Dichter werden möchte.
Ayami holt dann für eine Freundin einen Schriftsteller vom Flughafen ab. Der Grat zwischen Fiktion und Realität wird immer schmaler. Eine gewisse Desorientierung durchzieht den Roman.

Bae Suah verfügt über einen eigenwilligen Stil, den ich sehr schätze und bei dem sie häufig mit Themen und Motiven spielt, die im Roman immer wieder in leicht veränderter Form auftauchen und es gibt auch surreale Momente.

Ich hoffe auf weitere Büchern von Bae Suah in Deutscher Übersetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2021

Zwischen Realität und Traum

0

„Weisse Nacht“ ist ein der erste auf deutsch erschienene Roman koreanischen Autorin Bae Suah.

Mit der Schließung des durch Stiftungen finanzierten Hörtheaters in Seoul, in dem die 28-jährige Ayami Assistentin, ...

„Weisse Nacht“ ist ein der erste auf deutsch erschienene Roman koreanischen Autorin Bae Suah.

Mit der Schließung des durch Stiftungen finanzierten Hörtheaters in Seoul, in dem die 28-jährige Ayami Assistentin, Bürokraft, Bibliothekarin und Kartenverkäuferin war, verliert sie ihren Job. Über zwei Jahre hat sie dort gearbeitet und damit länger als jede ihrer Vorgängerinnen. Zunächst hat sie keinen Plan, wie es für sie weitergehen könnte.

Der Schreibstil von Bae Suah liest sich angenehm leicht, die Sätze sind einfach und klar, aber trotzdem hat er etwas Poetisches. Man taucht mit Ayami in eine unbekannte Welt ein, eine Welt in der man sich als Leser erst einmal zurechtfinden muss. Man erfährt eine Menge über Ayami und trotzdem fand ich es schwierig ein Bild von ihr zu bekommen, da ihr Leben zu anders und ungewöhnlich ist. Normalerweise finde ich es schwierig, wenn mir ein Protagonist so fern bleibt, aber hier passte es für mich.

Mir hat die intensive Atmosphäre dieses Romans sehr gut gefallen, der sich einfach lesen lässt, aber inhaltlich nicht ganz so einfach zu erfassen ist.

Mich hat die Autorin nachhaltig beeindruckt und ich bin gespannt auf weitere Romane von ihr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2021

Verwirrend, aber spannend

0

In dem Roman „Weiße Nacht“ geht es um die Protagonistin Ayami, die mit ihrem Vorgesetzten nachts in Seoul um die Häuser zieht. Beide haben in einem Hörtheater gearbeitet, dass nun geschlossen werden soll. ...

In dem Roman „Weiße Nacht“ geht es um die Protagonistin Ayami, die mit ihrem Vorgesetzten nachts in Seoul um die Häuser zieht. Beide haben in einem Hörtheater gearbeitet, dass nun geschlossen werden soll. Am Abend ihres letzten Arbeitstages unterhalten sie sich über ihr Leben. Sie sprechen über Karriere, philosophische Themen und ihre Zukunft.
Nach kurzer Zeit fangen die Geschehnisse an, wie ein Fiebertraum zu wirken. Ayamis Erinnerungen vermischen sich mit den Ereignisse des nächsten Tages.
Wie in einem Traum springt sie von Ereignis zu Ereignis, vieles ist surreal. Die Grenze zwischen Realität und Vorstellung verschwimmt.
Der Erzählstil ist sehr fesselnd, man möchte immer weiterlesen, um herauszufinden, was tatsächlich passiert ist, bzw. was am nächsten Tag tatsächlich passieren wird. Dies wird unterstützt durch sich wiederholende Elemente, die einem das Gefühl geben immer mehr verstehen zu können. Am Ende stellt sich durch überraschende Wendungen immer wieder alles anders da und es bleibt ständig spannend.

Am Ende blieb ich etwas ratlos und verwirrt zurück, weil das Ende in einer für mich unerwarteten Form offen blieb. Diese Lektüre war mal etwas anders und konnte mich fesseln und überzeugen. Allerdings ist dieses dünne Büchlein keine leichte Kost und man muss bereit sein, sich auf Fremdes einzulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2021

Auf der Suche sich treiben lassen und alles fließt

0

Korea ist ein fernes für viele vielleicht auch exotisches und in seinem gesellschaftlichen Gefüge sehr fremdes Land und diese irgendwie im Raum schwebende Geschichte öffnet eine Welt, die tief hinein geht ...

Korea ist ein fernes für viele vielleicht auch exotisches und in seinem gesellschaftlichen Gefüge sehr fremdes Land und diese irgendwie im Raum schwebende Geschichte öffnet eine Welt, die tief hinein geht in das Innerste seiner Menschen. Auf jeden Fall kommt es mir so vor.
Der eine Mensch, der hier für viele steht, heißt Ayami. Schauspielerin ist die junge Frau gewesen, aber irgendwie ist ihr der Beruf auf ihrem Weg verloren gegangen, vielleicht auch durch ihre neue Arbeit als Mädchen für alles in einem Hörtheater in Seoul. Dort hat sie sich zwei Jahre darum gekümmert, dass der tägliche Ablauf 'funktioniert' und die einzige Person, die dort noch agierte, war ein Direktor, ein hochgebildeter Mann mit Studium, der jedoch jetzt genauso perspektivlos und mit wenig Hoffnung auf eine neue Anstellung auf der Straße steht, denn heute wird das Theater endgültig geschlossen.
Und nun treten diese Personen, sozusagen aus dem festen Fundament der geregelten Arbeit, hinaus auf die Straße und lassen sich Stück für Stück verschlingen von der siedend heißen Nacht der Stadt. Ganz langsam werden sie ihrer Konturen entledigt und zusammen mit anderen zu einem ineinander fließenden Traum, so faszinierend anders und erzählt mit einer zarten feinen von einer unterschwelligen Poesie getragenen Sprache, die uns einfach mitnimmt in diesen flirrenden Menschentraum.
Es ist etwas wirklich besonderes, sich diese ganz und gar koreanisch dargebotene Geschichte erlesen zu dürfen, mit all ihrer Traurigkeit, der Einsamkeit ihrer Menschen und einer berührenden Fremdheit, in einen aber dennoch sehr 'mitgenommen' hat.

Veröffentlicht am 28.07.2021

Ein Tag und eine Nacht

0

Zwei Jahre lang hat die ehemalige Schauspielerin Ayami Kim (28) als Assistentin in einem Hörtheater in Seoul gearbeitet. Nun ist dort die letzte Vorstellung durchgeführt worden und Ayami ist erneut arbeitslos. ...

Zwei Jahre lang hat die ehemalige Schauspielerin Ayami Kim (28) als Assistentin in einem Hörtheater in Seoul gearbeitet. Nun ist dort die letzte Vorstellung durchgeführt worden und Ayami ist erneut arbeitslos. Welchen Weg soll sie nun einschlagen?

„Weiße Nacht“ ist ein Roman von Bae Suah, der bereits 2013 in Korea und nun als erstes ihrer Bücher auf Deutsch erschienen ist.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Kapiteln, wovon das letzte jedoch sehr kurz ist. Erzählt wird zunächst aus der Perspektive von Ayami, später auch aus einer weiteren Sichtweise. Die Handlung spielt ausschließlich in Seoul. Vordergründig umfasst sie einen Tag und eine Nacht. Allerdings gibt es immer wieder Sprünge nach vorne und zurück, sodass die Geschichte zeitlich schwer zu erfassen ist.

Der Schreibstil ist eindringlich, atmosphärisch dicht und sehr metaphorisch. Es gibt eine Menge ungewöhnlicher Vergleiche, die zwar kreativ, aber zum Teil auch sehr unsinnig und widersprüchlich wirken. Lange beschreibende Passagen wechseln sich mit ausführlichen Dialogen ab, die manchmal recht hölzern klingen.

Im Fokus der Geschichte steht Ayami, die ein wenig unnahbar und undurchsichtig bleibt. Bis zum Schluss konnte ich sie nicht richtig fassen. Zudem tauchen immer wieder bestimmte weitere Personen auf, deren Verbindungen und Bezüge sich erst nach und nach erschließen. So ergibt sich ein komplexes Geflecht an Charakteren. Alle Figuren machen auf mich jedoch einen seltsamen Eindruck.

Auch die Geschichte selbst ist recht merkwürdig. Das erste Kapitel ist wirr und nahezu unverständlich. Scheinbar zusammenhanglos reihen sich Passagen aneinander, wechselt die Szenerie immer wieder ohne Übergang. Ein aufmerksames Lesen lohnt sich. Trotzdem habe ich die Lektüre auf den ersten 70 von nur rund 160 Seiten als äußerst frustrierend empfunden. Dann allerdings werden Stück für Stück die unterschiedlichen Puzzleteile zusammengesetzt und es offenbart sich die geschickte Konstruktion des Romans. Am Ende ist vieles klarer, wobei es mir dennoch nicht gelungen ist, beim ersten Lesen alle losen Fäden miteinander zu verknüpfen.

Inhaltlich ist der Roman philosophisch angehaucht. Es geht um Träume, Geister, Halluzinationen, Liebe, Einsamkeit und einiges mehr. Ein häufig auftauchendes Motiv ist auch die Hitze.

Vor allem aber dreht sich der Roman um die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Selbst Ayami kann nicht mehr differenzieren, was sie tatsächlich erlebt und was sie sich womöglich einbildet. Zudem beinhaltet das Buch eine Menge surrealer und fast schon fantastischer Elemente. Ein weiteres Stilmittel, um diese Effekte zu bewirken, sind die vielen Wiederholungen von Formulierungen. Diese Anleihen aus „Die blinde Eule“ von Sadeq Hedayat werden nicht verschleiert, sondern sogar betont. Darüber hinaus ist unverkennbar, dass die Autorin sich bei Kafka bedient hat, dessen Werke sie ins Koreanische übersetzt hat.

Obwohl mir die Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit des Romans imponiert, ließ er mich auch ein wenig ratlos und enttäuscht zurück. Alles in allem ist mir die Geschichte nämlich zu abgedreht und zu sehr drüber.

Der deutsche Titel ist nicht die beste Wahl. Das Cover finde ich jedoch absolut passend.

Mein Fazit:
„Weiße Nacht“ von Bae Suah ist ein merkwürdiger, vielschichtiger und ungewöhnlicher Roman, der auch Fans surrealer Literatur einiges zumutet. Raffiniert konstruiert, aber für meinen Geschmack etwas zu wirr und bizarr.