Cover-Bild Darmstädter Nachtgesänge
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: edition oberkassel
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 13.05.2021
  • ISBN: 9783958132320
Ella Theiss

Darmstädter Nachtgesänge

Historischer Roman um Georg Büchner
Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Vormärz (1834–1836)

Ein gräflicher Förster liegt erschlagen im Wald, und Jacob Trumpfheller, der ewige Holzräuber und Wilderer, wird als Mörder ins Kittchen gesteckt. Die Hinrichtung scheint ihm gewiss. Aber er war’s nicht, glaubt Anna, Hausmädchen bei den Büchners in Darmstadt. Ihr Cousin Rodrich muss es gewesen sein, dem sie mit Rücksicht auf ihre Familie ein falsches Alibi gegeben hat.

Was jetzt? Jacob muss geholfen werden. Anna wendet sich an Oscar Weiß, den komischen Kauz von nebenan, der der Büchner-Tochter Mathilde schöne Augen macht. Außerdem ist er Journalist bei der Großherzoglichen Zeitung und könnte etwas bewegen. Dumm nur, dass der Mann als Spitzel auf den ältesten Sohn der Büchners, den ebenso freundlichen wie gescheiten Studenten Georg angesetzt ist. Denn Georg schreibt Sachen, die vor aller Welt versteckt werden müssen, besonders dieses Flugblatt mit der Überschrift „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. Fort damit! Zumal einem armen Teufel wie Jacob Trumpfheller und einem mittellosen Hausmädchen wie Anna mit all den Sprüchen nicht zu helfen ist. Oder doch?

Ein tragikomischer Biedermeier-Roman rund um einen authentischen Kriminalfall.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2021

Ein spannender Kriminalfall und ein brillantes Bild der Zeit des Vormärz - wundervoll geschrieben

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Zwei reale Schicksale bilden die Grundlage für Ella Theiss‘ neuen historischen Roman, der im Großherzogtum Hessen-Darmstadt in der Biedermeierzeit spielt. Da ist zum einen der arme Holzräuber und Wilderer ...

Zwei reale Schicksale bilden die Grundlage für Ella Theiss‘ neuen historischen Roman, der im Großherzogtum Hessen-Darmstadt in der Biedermeierzeit spielt. Da ist zum einen der arme Holzräuber und Wilderer Jacob Trumpfheller, der des Mordes an einem gräflichen Förster verdächtigt und ins Gefängnis geworfen wird. Sein Schicksal verknüpft die Autorin hier in gewisser Weise mit dem der Familie Büchner, deren Sohn Georg verbotene Schriften publiziert hat und aus diesem Grund bespitzelt wird. Im Roman lernt man die so grundverschiedenen Lebenssituationen der beiden Männer kennen, denn Trumpfheller lebt in bitterer Armut und hat eine Familie zu versorgen. Dies gelingt ihm mehr schlecht als recht und nur, indem er das Gesetz missachtet und verbotenerweise im Wald Holz schlägt und wildert. Obwohl ihm der Mord an dem toten Förster nicht nachzuweisen ist, wird er für schuldig erklärt.
Georg Büchner wiederum stammt aus einer Arztfamilie und wächst, zusammen mit seinen Geschwistern, sehr behütet und in Wohlstand auf. Im Gegensatz zu Jacob genießt Georg eine gute Bildung und widmet sich seinem Studium. Aber trotz oder vielleicht gerade wegen seiner privilegierten Situation widmet er sich immer mehr den Interessen der Ärmsten und setzt sich für politische Freiheit und Menschenrechte ein.
Man begegnet in diesem Roman einigen sehr interessanten Persönlichkeiten, die zum Teil fiktiv sind, aber auch realen Personen wie Luise Büchner, Georgs kleiner Schwester, die sich später als Frauenrechtlerin und Autorin für Freiheit, Gleichberechtigung und Berufsbildung ihrer Geschlechtsgenossinnen einsetzt.
Auch wenn die Handlung fiktiv ist, so fließen doch sehr viele reale Begebenheiten und Tatsachen mit ein, und man bekommt einen aufschlussreichen Blick auf diese bewegte Zeit des Vormärz. Wo die Grenzen zwischen Realität und Fiktion liegen, erklärt die Autorin in ihrem ausführlichen Nachwort.
Eine erfundene und sehr liebenswerte Protagonistin ist Anna, die als Hausmädchen bei den Büchners in Darmstadt arbeitet. Gerade aus ihrer Sicht wird ein wesentlicher Teil der Handlung geschildert. Sie kennt Jacob Trumpfheller von früher und glaubt an seine Unschuld aber kann sie die auch beweisen, wenn sie sich zu diesem Zweck mit dem Journalisten Oscar verbündet? Durch ihren Schützling Luise Büchner kommt auch Anna mit den so genannten Blaustrümpfen in Kontakt und beginnt, von einer besseren Zukunft zu träumen.
Meist verknüpft man die Biedermeierzeit mit einer gewissen Gemütlichkeit aber auch ein wenig mit Spießertum und Kleingeistigkeit. Dass es zu dieser Zeit auch Armut und Unterdrückung gab und sich unterschwellig eine ganz andere Bewegung breit machte, lässt sich im Roman ganz klar erkennen. Hier hat man die Gelegenheit, hinter die sauber polierte Fassade dieser Aera zu schauen und dahinter auch die negativen Seiten dieser Zeit zu sehen.
Neben der spannend erzählten Handlung bietet die Geschichte auch jede Menge an Wissen über die damalige Zeit und ihre Menschen. Immer wieder sind Original-Zitate, beispielsweise aus Artikeln des Hessischen Landboten, aus Aufzeichnungen des Untersuchungsrichters oder aus Vorträgen Luise Büchners, in die Handlung eingefügt und ergänzen das Bild sehr ausführlich.
Ella Theiss schreibt wunderbar lebendig und bildhaft, so dass man stets ganz nah‘ bei der Handlung ist und sich bestens in die verschiedenen Situationen hinein versetzen kann. Ihre exzellenten Schilderungen sind ein wahrer Lesegenuss. Auch der Titel „Darmstädter Nachtgesänge“ kommt nicht von ungefähr, und wer gerne wissen möchte, was es damit auf sich hat, dem kann ich nur ans Herz legen, den Roman zu lesen.
Betonen möchte ich hier auch die großartige und stimmungsvolle Covergestaltung durch Tilla Theiss, die Tochter der Autorin.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Salzige Tränen, bitteres Unrecht und auch etwas Liebe

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„Darmstädter Nachtgesänge“ von Ella Theiss ist ein historischer Roman, der 2021 bei Edition Oberkassel erschienen ist.
In der Gegend um Darmstadt wird der gräfliche Förster tot im Wald aufgefunden. Unter ...

„Darmstädter Nachtgesänge“ von Ella Theiss ist ein historischer Roman, der 2021 bei Edition Oberkassel erschienen ist.
In der Gegend um Darmstadt wird der gräfliche Förster tot im Wald aufgefunden. Unter dringenden Tatverdacht gerät der Wilderer und Holzräuber Jakob Trumpfheller. Anna, die als Hausmädchen bei den Büchners in Darmstadt arbeitet, kennt Jakob und will das nicht glauben. Sie bittet Oscar um Hilfe, denn dieser ist Journalist. Dass er Georg Büchner, den ältesten Sohn ihres Arbeitgebers bespitzeln soll, kann sie nicht ahnen. Ebenso wenig ist ihr bewusst, dass Georg eine revolutionäre Flugschrift verfasst hat, deren Bekanntmachung verhindert werden muss. Aber das soll nicht das einzige Problem bleiben.
Die Autorin verbindet in wunderbarer Weise eine erdachte Liebesgeschichte mit einem authentischen Kriminalfall und lässt den Leser eintauchen in die Welt des Biedermeier. Wenn ich auch anfangs mit der etwas altmodischen Sprachweise, die zu diesem Buch aber hervorragend passt, einige Schwierigkeiten hatte, überwog doch der Spaß an der Geschichte. Mir gefällt besonders die Lebendigkeit der einzelnen Figuren, selbst der Erdachten. Ich hatte das Gefühl, bei Büchners mit am Tisch zu sitzen und manchmal den Wunsch, Jakob zu schütteln, ob seiner Naivität, die wohl auch seinem Mangel an Bildung geschuldet ist. Die fiktiven Teile sind so gut eingefügt in die tatsächlichen Gegebenheiten, dass es sich alles tatsächlich so zugetragen haben könnte, wirklich erstklassig recherchiert. Entsetzt war ich, wie niedrig die Stellung einer Frau wirklich war, dass einfach über sie bestimmt werden konnte. Von der Gerichtsbarkeit wollen wir gar nicht reden.
Allerdings hatte die Geschichte für mich auch einen Nachteil, ich sehe die Biedermeierzeit jetzt mit anderen Augen. Es gab viel zu kritisieren und Georg Büchner hat das klar erkannt, genauso wie auch seine Schwester Luise und sein Bruder Wilhelm. Sie waren ihrer Zeit ein wenig voraus.
Wer historische Romane mag, für den ist dieses Buch ein Muss. Aber auch Krimifans kommen hier auf Ihre Kosten.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Nur die Gedanken sind frei

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1834 wird der Unterförster Lust im Wald erschlagen aufgefunden. Ein Täter ist schnell ausgemacht : Jacob Trumpfheller . Anna, die aus dem selben Dorf stammt wie Jacob, ist Dienstmädchen bei der Familie ...

1834 wird der Unterförster Lust im Wald erschlagen aufgefunden. Ein Täter ist schnell ausgemacht : Jacob Trumpfheller . Anna, die aus dem selben Dorf stammt wie Jacob, ist Dienstmädchen bei der Familie Büchner. Sie will nicht so recht an Jacobs Schuld glauben. Anna macht durch Zufall Bekanntschaft mit dem angehenden Journalisten Oscar und hofft durch ihn, Jacob helfen zu können.

Überschattet wird Annas Bemühen durch Georg Büchners Umtriebe, der sich für die Freiheitsbewegung begeistert und auch seine jüngeren Geschwister damit angesteckt hat. Die Spitzel des Herzogs sind ihm schon auf der Spur.

Der Roman spielt in der Biedermeierzeit und damit verbinde ich Rückzug in die Familie und die Erstarkung des Bürgertums. Revolution findet in Frankreich statt. Aber weit gefehlt , auch in Deutschland gibt es eine starke Freiheitsbewegung, die durch die Herrschenden und ihre Schergen mit allen Mittel unterdrückt wird. Bespitzelung war an der Tagesordnung. Fast erinnert es an die Stasimethoden in der ehemaligen DDR. So waren nur die Gedanken frei und nicht der Untertan. Völlig rechtlos waren Personen, die arm wie eine Kirchenmaus waren wie Jacob. Ein Sozialsystem wie heute gab es nicht, so dass die Betroffenen zwangsläufig straffällig werden mussten, wollten sie nicht verhungern oder erfrieren. Einher damit ging eine Vorverurteilung wie bei Jacob, der von Beginn an keine Chance auf ein faires Verfahren hatte. Ich habe Jacob sehr bedauert und war voller Wut, dass man einen Menschen so etwas antut. Nur gut, dass sich die Verhältnisse geändert haben.

Die Figur der Anna war mir sehr sympathisch. Angesteckt durch die freiheitlichen Ideen im Hause Büchner macht sie eine interessante Entwicklung durch.

Oscar ist zerrissen zwischen den Ansprüchen seiner Mutter und seinen eigenen Träumen und Wünsche. Manches an seiner Geschichte erschien mir durchaus aktuell.

Meine Bewunderung gilt den vielen - auch namenlosen - Freiheitskämpfern, die trotz der Verfolgung durch die Obrigkeit, ihren Kampf für die Bürgerrechte nicht aufgegeben haben.

Die Autorin macht auch dieser Gemengelage einen interessanten und spannenden Roman, der mich auch zum Nachdenken gebracht hat. Gut gefallen haben mir auch die Auszüge aus Gerichtsakten und Schriften der Büchners, die die Authentizität des Geschrieben bestärken. Biedermeier war nicht nur Plüsch und Bigotterie , sondern auch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu unserer heutigen Demokratie.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Gute Aufarbeitung eines Mordes

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Der Odenwald ist eine arme Gegend, junge Männer finden keine Arbeit und müssen, um nicht zu hungern und zu frieren, Holz im Wald schlagen. So kommt es, dass Jacob immer wieder vom Förster beim Freveln ...

Der Odenwald ist eine arme Gegend, junge Männer finden keine Arbeit und müssen, um nicht zu hungern und zu frieren, Holz im Wald schlagen. So kommt es, dass Jacob immer wieder vom Förster beim Freveln erwischt wird. Als eben dieser Förster tot aufgefunden wird, steht es schnell als Mörder fest. So kommt er zunächst nach Michelstadt ins Verlies. Nach seiner Flucht kommt er ins neu erbaute Gefängnis in Darmstadt. Hier sitzen auch viele politische Gefangene ein. Sie wollen einen demokratischen deutsche Staat und besonders Georg Büchner, setzt durch seine Artikel und sein Theaterstück dafür ein. Seine Familie ist nicht glücklich mit seinen politischen Ambitionen und versucht ihn zu Hause unter Kontrolle zu bringen.
Anna, das Hausmädchen Büchners, wird immer mehr in den Kriminalfall und die politischen Verflechtungen hineingezogen. Besonders ihre Bekanntschaft zu dem Journalisten Oscar bringt einige neue Verwicklungen mit sich.
Anna kennt den vermeintlichen Mörder aus ihrem Heimatort und glaubt nicht an seine Schuld, weil sie ihn als netten jungen Mann kennengelernt hat. Kann Oscar Jacob Unterstützung bieten? Aber auch Anna hat es nicht so ganz einfach. Sie hat zwar bei der Familie Büchner eine gute Stelle, aber ihre Tante möchte sie gerne mit dem gewalttätigen Roderich verheiraten.
Die Kinder im Hause Büchner sind sehr verschieden und alle interessant beschrieben. Besonders Luise ist mutiges und modernes jungen Mädchen, das einen eigenen Kopf und viele Gedanken hat.
Das Buch hat mich in eine Zeit des Umbruchs und der revolutionären Ideen geführt und ich habe Anna, Oscar und die Familie Büchner gerne ein Stück begleitet. Das Buch liest sich sehr gut und ich bin gespannt, ob es eine Fortsetzung geben wird.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Der Kriminalfall des Holzfrevlers Jakob Trumpfheller

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"Darmstädter Nachtgesänge" ist ein historischer Roman von Ella Theiss. Als im Wald bei Michelstadt ein gräflicher Förster erschlagen wird, gerät schnell der Holzfrevler Jacob Trumpfheller in Verdacht. ...

"Darmstädter Nachtgesänge" ist ein historischer Roman von Ella Theiss. Als im Wald bei Michelstadt ein gräflicher Förster erschlagen wird, gerät schnell der Holzfrevler Jacob Trumpfheller in Verdacht. Obwohl er seine Unschuld beteuert, gerät er schnell in die Mühlen der Justiz. Das Hausmädchen Anna glaubt nicht an Jakobs Schuld, vielmehr hat sie ihren Cousin Rodrich in Verdacht. Diesen soll sie nach dem Willen ihrer Tante sogar heiraten und dieser zwingt sie ihm ein falsches Alibi zu geben. Parallel dazu erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Büchner, in dessen Haushalt Anna angestellt ist und deren Sohn Georg Büchner als Revoluzzer im Großherzogtum Hessen-Darmstadt gilt. Ella Theiss verwebt in diesem Roman ein reales Verbrechen aus der Biedermeierzeit 1834 mit der Zeit als junge Revolutionäre wie Georg Büchner als "Politische" verfolgt und ins Gefängnis gesteckt wurden. Armut und Unterdrückung stand damals auf der Tagesordnung, aber es formierten sich auch Bewegungen, die sich gegen diese Unterdrückung positionierten. Obwohl über weite Strecken dieser Roman keinen hohen Spannungsbogen bezüglich des Mordes am gräflichen Förster hat, ist die Geschichte interessant. Immer wieder lässt die Autorin historischen Fakten und Niederschriften mit einfließen, so dass sich ein rundes Bild ergibt. Der Sprachstil unterstützt dabei, dass man sich die Geschehnisse in der damaligen Zeit noch besser vorstellen kann. "Darmstädter Nachtgesänge" ist sicherlich ein historischer Roman abseits vom Mainstream den es derzeit oft zu lesen gibt. Wer sich als Leser darauf einlässt, erhält aber sicherlich einen guten Einblick in die Biedermeierzeit um 1834, die Familie Büchner und einem realen Kriminalfall von damals.