Cover-Bild Über Menschen
(5)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 22.03.2021
  • ISBN: 9783641277185
Juli Zeh

Über Menschen

Roman
Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht. Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbaren Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2021

Über Menschen kann man streiten

0

Meine Meinung

Wann ist eigentlich unsere Welt so in Unordnung geraten? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit oft gestellt. „Übermenschen“ ist eine Geschichte, die sämtliche Themen aufgreift, die weltweit ...

Meine Meinung

Wann ist eigentlich unsere Welt so in Unordnung geraten? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit oft gestellt. „Übermenschen“ ist eine Geschichte, die sämtliche Themen aufgreift, die weltweit aktuell sind.
Dora hat die Nase voll von Corona und ihrem Freund Robert. Der Umweltaktivist übertreibt es maßlos. Dora kommt sich vor wie in einer Zwangsjacke. Vorbei sind die schönen Abende mit Robert auf dem Balkon. Vergangenheit die stundenlange Gespräche. Nun hat anscheinend Greta ihren Platz eingenommen. Wenn die junge Schwedin auch nicht direkt präsent ist, so hat sie dennoch Roberts Gedankenwelt voll im Griff! Dora kauft sich ein altes Haus mit Stuckverzierung in Bracken, Gemeinde Geiwitz. Ohne große Ansage verlässt sie Robert und ihr altes Leben. Möchte einfach nur für sich sein. Einen Garten anlegen und ihr Haus minimalistisch einrichten. Da sie sich eh im Homeoffice befindet, stellt es arbeitstechnisch kein Problem dar. Doch wie war das nochmal mit dem Alleinsein wollen? Tja, da hat Dora ihre Rechnung ohne den Nachbarn Gote hinter der Mauer gemacht. Der ist erst mal von ihrer Hündin genervt, die in seinen Beeten rumwühlt. Dann stellt er sich bei ihr vor: >>Ich bin hier der Dorfnazi!<< Vom Umweltaktivisten geflohen um nun die Bekanntschaft mit einem Dorfnazi zu machen, ist nicht gerade das, was Dora erwartet und gewollt hat. Die Grünen und die AFD! Mann, war ich gespannt was da auf mich zukommt.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal bei einem Buch so traurig geworden bin. Der trockene Humor von Juli Zeh ist unschlagbar. Ihr Talent uns Menschen nahe zu bringen, deren eigene politische Einstellung und Lebensweise so gar nichts mit der eigenen zu tun hat, ist wirklich beachtenswert. Erst dachte ich mir was das nun soll. Ein hilfsbereiter Nazi, für den Dora immer mehr Sympathie entwickelt. Wohlgemerkt Sympathie! Dies ist kein Liebesroman. Kann man denn für einen Nazi Sympathie entwickeln? Kann man für dessen kleiner Tochter einen Beschützerinstinkt haben? Ja! Das geht alles. Voraussetzung dafür ist, die Bereitschaft Menschen richtig kennenzulernen. Sie in keine Schublade zu stecken. (Was ich in diesem Fall schon gemacht hätte!) Zu begreifen, dass kein Mensch nur schlecht ist. Gutmenschen auch ihre Macken haben.
Ich bin ja nicht umsonst so traurig beim Lesen geworden. Glaubt mir, das hat seinen Grund. Ich habe mich oft gefragt, ob Dora Gote den Rassismus austreiben hätte können wenn ….. STOP! Hier wird nicht gespoilert! Nur so viel noch. Ein ungewaschener, in einem Bauwagen hausender Nazi, hat mich tatsächlich berührt. Ich kann es ja selber noch nicht fassen, aber es ist so.

Fazit

Normalerweise äußere ich mich nicht zu anderen Rezensionen. Aber ich bin der Meinung, dass die Autorin nichts falsch gemacht hat. Ihre Hauptprotagonistin freundet sich mit einem hilfsbereiten Nazi an. Das hat einige Leserinnen schockiert. Im realen Leben gibt es bestimmt auch nette Menschen, von denen wir nicht wissen, dass sie Rassisten und AFD Anhänger sind.
Juli Zeh hat uns aufgefordert den
ganzen Menschen* kennenzulernen. Sich nicht nur auf die politische Einstellung zu beschränken.
Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Juli Zeh.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Gelungene Darstellung unserer Zeit

0

„Über Menschen“ – der Titel von Juli Zehs neuem Roman erinnert an ihr Buch „Unterleuten“ von 2016. Wieder befinden wir uns im ländlichen Brandenburg, dort treffen wir jedoch nicht auf alte Bekannte. Protagonistin ...

„Über Menschen“ – der Titel von Juli Zehs neuem Roman erinnert an ihr Buch „Unterleuten“ von 2016. Wieder befinden wir uns im ländlichen Brandenburg, dort treffen wir jedoch nicht auf alte Bekannte. Protagonistin ist diesmal die Werbetexterin Dora. Diese flieht mitten im 1. Lockdown im Frühjahr 2020 vor der Hysterie und Panik Berlins im Allgemeinen und der ihres politisch überkorrekten Freundes Roberts im Speziellen aufs Land. Sie hat es satt, immer alles richtig machen und zu allem eine Meinung haben zu müssen, selbst wenn es keine einfachen Lösungen gibt.
Ihr Freund Robert hatte sich bereits vor Corona verbissen dem Klimaschutz verschrieben und erlebt nun geradezu mit Genugtuung, dass die Menschen dank der Pandemie endlich die drohende Apokalypse erkennen müssen. Dora ist das alles zu prinzipiell. Natürlich findet auch sie, dass man etwas fürs Klima tun muss und dass man sich an Coronaregeln halten sollte. Im Gegensatz zu Robert glaubt sie aber nicht an absolute Wahrheiten, sieht in allem auch die Widersprüche und will dem Meinungsterror, der in der Hauptstadt herrscht, entfliehen. Als Robert ihr dann auch noch verbieten will, mit dem Hund längere Spaziergänge zu machen, bringt dies das Fass zum Überlaufen.
Zum Glück hat sie sich schon vor Corona in aller Heimlichkeit ein altes Gutshaus im brandenburgischen Nest Bracken gekauft.
Dort trifft sie als Erstes auf ihren neuen Nachbarn Gote, der sich als Dorf-Nazi vorstellt und auch sonst keinen allzu sympathischen Eindruck macht. Doch wenn Not am Mann ist, ist er immer zur Stelle und Nachbarschaftshilfe ist bei ihm nicht nur ein Wort. Das Gleiche gilt für den Nachbarn Heini. Unaufgefordert hilft er ihr, ihren Riesengarten in den Griff zu bekommen. Leider reißt er jedoch unentwegt rassistische Witze.
Und dann ist da noch das schwule Pärchen, das einen Blumenladen besitzt und recht liberal wirkt, jedoch die AFD wählt.
All diese Widersprüche verwirren Dora und sie fragt sich, ob und inwieweit sie Stellung beziehen muss. Gleichzeitig erkennt sie immer mehr, dass die Welt sich nicht so einfach in Schwarz und Weiß einteilen lässt. Stattdessen wird sie mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert. Denn ist für sie, wie für alle Großstadttanten, nicht jeder ein Nazi, der anderer Meinung ist? Hält sie sich aufgrund ihrer linksliberalen Einstellungen nicht doch für etwas Besseres und ist letztendlich genauso wenig zu einem Diskurs bereit wie die, die politische Meinungen vertreten, die ihren konträr sind?
Ich war unheimlich gespannt auf diesen neuen Roman von Juli Zeh, nicht nur weil ich ihre Bücher sehr mag, sondern vor allem, weil ich neugierig war, wie man Corona sozusagen in Echtzeit thematisieren kann, wenn man noch mittendrin steckt, zumal das Thema ja unglaublich emotionsgeladen ist. Aber es ist natürlich kein Buch, das dazu auffordert, irgendwelche Positionen einzunehmen. So wie Dora erkennen muss, dass es Grautöne gibt, nicht alles nur richtig oder falsch ist, verstehe ich es auch als eine Aufforderung an uns, nicht immer alles dogmatisch zu sehen, nicht nur unsere eigenen Ängste gelten zu lassen, Menschen nicht aufgrund einzelner Aspekte in eine Kategorie zu stecken.
Für mich eine gelungene Darstellung der Zeit, die wir im Moment durchleben. Es wird aber auch interessant sein, diesen Roman in ein paar Jahren noch einmal im Rückblick auf die Zeit der Pandemie zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Über Menschen oder Darüber, dass Schwarz-Weiß-Denken zu kurz greift

0

Ich muss sagen, dass ich selten ein Buch gelesen habe, wo der Titel so perfekt passt. Zeh weiß genau, wie sie Gedanken, Gefühle und Verhalten von und über Menschen einfängt. Es fühlt sich natürlich an ...

Ich muss sagen, dass ich selten ein Buch gelesen habe, wo der Titel so perfekt passt. Zeh weiß genau, wie sie Gedanken, Gefühle und Verhalten von und über Menschen einfängt. Es fühlt sich natürlich an das Buch zu lesen. Man taucht ein in eine Welt, die auch die eigene sein könnte. Natürlich war es zwischendurch sehr leicht für mich, sich in Dora einzufühlen, da sie ähnliche Einstellungen zu den meinen hatte, jedoch konnte ich dies auch an Stellen, die meinen eher konträr waren.
Wer es also mag, nicht nur schwarz-weiß zu denken und seine eigenen Einstellungen und Handlungen sowie Gedanken zu reflektieren, für den ist dieses Buch genau das richtige!

Vorsicht Spoiler!

Zeh schafft es in ihrem Buch einen Nazi so sympathisch werden zu lassen, dass man ihn anfängt zu mögen. Dabei hat sie genau das richtige Maß. Vergisst man, dass er Nazi ist, so wird man kurz darauf wieder schmerzhaft daran erinnert und muss sich fragen, wie es sein kann, dass man selber mit einem Nazi sympathisiert. Für mich war das tatsächlich nicht leicht. Aber es zeigt vieles sehr gut: aus der Ferne Dinge zu verurteilen oder auch nur darüber zu urteilen, ist nochmal etwas anderes, wenn man diese kennenlernt.
Die Autorin schafft es, dieses an vielen Beispielen zu verdeutlichen. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, in ähnliche Gedanken wie Dora zu verfallen und mich und meine Einstellungen selbst zu reflektieren.

Zusätzlich dazu, dass das Buch sehr gut geschrieben ist und sich gut lesen lässt, ist es also ein Werk, was an vielen Stellen zum Nachdenken anregt. Große Props an die Autorin für dieses fantastische Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2021

Themen der Zeit

0

Juli Zehs neuer Roman „Über Menschen“ hat einige Bezüge zum großen Erfolg „Unterleuten“, ist aber keine Fortsetzung, sondern ein komplett eigenständiger Roman mit komplett anderem Personal. Gemeinsam haben ...

Juli Zehs neuer Roman „Über Menschen“ hat einige Bezüge zum großen Erfolg „Unterleuten“, ist aber keine Fortsetzung, sondern ein komplett eigenständiger Roman mit komplett anderem Personal. Gemeinsam haben beide Romane das Aufeinandertreffen von Städtern und Dorfgemeinschaft. Die Mittdreißigerin Dora zieht eher zufällig von Berlin in das Dorf Bracken in Brandenburg. Dort trifft sie auf recht unterschiedliche Dorfbewohner – insbesondere auf den direkten Nachbarn und selbsterklärten 'Dorf-Nazi' Gote und seine Tochter Franzi. Gote, aber auch die anderen Dorfbewohner, sind interessant, komplex und ohne Klischee gezeichnet. Ein Kontrast zu Doras überzeichnet (und etwas zu ausführlich) dargestellte Berliner (Ex-)Freund und 'Gutmensch' Robert. Dabei stellt der Roman die Narrative von gut und böse etwas auf den Kopf - niemand kommt hier richtig gut weg, gleichzeitig gibt es aber auch niemand, der ausschließlich negativ dargestellt wird. Schwarz und weiß und einfache Antworten gibt es im echten Leben halt meist nicht. Diese Komplexität unserer Realität greift die Autorin neben den Charakteren auch mit den Themen der Zeit auf: Klimakrise, Rassismus und jetzt auch noch Corona. All diese Themen beschäftigen Dora nicht erst seit ihrem Umzug und sie lässt die Lesenden an ihren Gedanken teilhaben.
Antworten gibt der Roman nicht, aber vielleicht die Anregung, anderen zuzuhören und die Welt komplexer wahrzunehmen, als sie in unseren Blasen oft wirkt.
So fand ich das Buch auch nicht verharmlosend oder ähnliches, sondern zum Nachdenken und Reflektieren anregend.

Veröffentlicht am 08.04.2021

über Menschen in Zeiten von Corona

0

Berlin im Corona- Modus, dazu ein überspannter Freund mit Übermotivation fürs Klima: Werbetexterin Dora hält es in ihrer WG nicht mehr aus, eine Veränderung muss her. Sie zieht mit Hund in ein kleines ...

Berlin im Corona- Modus, dazu ein überspannter Freund mit Übermotivation fürs Klima: Werbetexterin Dora hält es in ihrer WG nicht mehr aus, eine Veränderung muss her. Sie zieht mit Hund in ein kleines brandenburgisches Dorf mitten ins große Nix. Wer hier kein Auto hat – so wie Dora – hat es schwer. Das alte Haus, 4000 qm vernachlässigter Garten und ein Dorf mit schrägen Bewohnern bescheren der mutigen Aussteigerin eine erlebnisreiche Zeit, bei der man sie als Leser gerne begleitet.
Neben den heiß diskutierten Themen, die Corona mit sich brachte (Lockdown, Homeschooling, Querdenker und Coronaleugner…) geht es hier auch um die vielen unterschiedlichen Charaktere, die Nachbarn in dem 285 Seelendorf (Dora eingerechnet). Dem Klischee wird Juli Zeh gerecht, als hier Nazis, Rassisten und AfD-Wähler auftauchen, aber sie zeigt auf, dass diese Eckdaten die Menschen nicht ausmachen, zwingt den Leser zu Reflexion. Man muss mit Dora neu denken und hinterfragen, was hinter welcher Fassade steckt, erschrickt vielleicht mit ihr über ein Vorurteil, dessen man sich gewahr wird. Eventuell wird daraufhin die eine oder andere klemmende Schublade im Hirnkastel geöffnet, gelüftet und neu sortiert, vielleicht bestärkt es Manchen aber auch in seiner Sicht auf die Einstellungen. Mal drüber nachdenken schadet ja nicht. ;)

Mir hat das Buch gefallen, es war unterhaltsam, teils humorvoll, regte aber auch zum Nachdenken an und porträtierte unsere aktuelle Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere