Ein düsteres Zukunftsszenario?
Nachdem ich am Anfang des Jahres John Marrs Thriller „Wenn Schweigen tötet“ gelesen habe, war ich positiv überrascht. Nun erschien diesen Monat Marrs neuer Roman „The Watchers“, in welchem er ein düsteres ...
Nachdem ich am Anfang des Jahres John Marrs Thriller „Wenn Schweigen tötet“ gelesen habe, war ich positiv überrascht. Nun erschien diesen Monat Marrs neuer Roman „The Watchers“, in welchem er ein düsteres Szenario unserer Erde zeichnet. In diesem Buch geht es um die digitale Welt – Computer, Hackerangriffe, Drohnen, welche die Welt dominieren. Aus diesem Grund möchte die britische Regierung die schlimmsten Staatsgeheimnisse offline, in einem genetischen Code umgewandelt in fünf zufällige Zivilisten implantieren. Im Gegenzug erhalten diese Zivilisten, auch Watchers genannt, ein neues Leben mit einer neuen Identität und finanzieller Freiheit. Jedoch gibt es die Bedingung, dass sie zueinander keinen Kontakt herstellen dürfen, da sonst eine politische Affäre offenbart werden kann. Doch jeder Wächter verfolgt ein eigenes Ziel und da entwickelt die Regierung eine Dynamik, wo eigentlich man hinterfragen sollte, wem man eigentlich noch vertrauen kann.
Schon bei meinem ersten Thriller vom Autor habe ich die durch den Autor entworfene Atmosphäre gelobt. Dies gelingt dem Autor in seinem Roman auch hervorragend. Besonders durch die Aktualität des Themas mit dem Einbezug der (im Roman vergangenen) Coronapandemie, dem Klimawandel sowie dem Voranschreiten der Digitalisierung zeichnet der Autor eine bedrohliche Stimmung, die eventuell ein düsteres Szenario unser Welt sein kann. Und dies ging mir beim Lesen sehr unter die Haut, weil dieses Szenario teilweise erschreckend ist.
Beim Erzählen der Handlung greift der Autor auf die Multiperspektivität. Wir verfolgen in diesem Buch die Story der unterschiedlichen Wächter. Auch wenn ich ein großer Fan von verschiedenen Perspektiven bin, da man als Leser somit ein umfangreiches Bild über den Plot erhält, fand ich die Gestaltung der Perspektiven in diesem Buch schwierig. Ich habe persönlich um die 200 Seiten gebraucht, damit ich erst einen übersichtlichen Überblick über die Figuren erhalte und somit auch die einzelnen Informationen der Figuren genauer zuordnen kann. Teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass dies mit meiner sich distanzierten Haltung zu den Figuren zusammenhängt. Auch wenn mich das Schicksal der Figuren erschüttert hat, konnte ich leider zu den Figuren keine Bindung aufbauen. Vielleicht fände ich es hier besser, wenn der Autor den Fokus lediglich auf zwei bis drei Figuren setzen würde, oder die Schwerpunkte beim Erzählen hinsichtlich des Redeanteils anders gewichten würde. Zu guter Letzt möchte ich auf die Spannung zu sprechen kommen. Eine gewisse Grundspannung ist von Anfang an vorhanden. Diese entwickelt sich linear zum Ende hin, da den Leser am Ende des Romans ein grandioses unvorhersehbares Ende erwartet.
Fazit: Durch die Aktualität des Themas, einer dazu düsteren Atmosphäre sowie einer gut entworfenen Spannung präsentiert uns John Marrs einen hochinteressanten Roman. Dennoch schwächelt das Buch hinsichtlich der Erzählperspektive sowie der Figurengestaltung. Da mich aber die Plotidee gut unterhalten hat, bewerte ich das Buch mit 3,5 Sternen, Tendenz nach oben.