Cover-Bild Die Überlebenden
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 20.08.2021
  • ISBN: 9783423282932
Alex Schulman

Die Überlebenden

Roman | »Ein Meisterwerk.« Thomas Böhm, Radio eins
Hanna Granz (Übersetzer)

Über Hoffnung. Über Versöhnung. Über Leben

Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der Mutter, die abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war, haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2021

Eine emotionale Familiengeschichte

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Ein Holzhäuschen am See inmitten des Ländlichen Schwedens. Hier verbringen Brüder Benjamin, Pierre und Nils jedes Jahr ihrer Sommerferien, gehen angeln, schwimmen und streifen die durch den Wald. Von außen ...

Ein Holzhäuschen am See inmitten des Ländlichen Schwedens. Hier verbringen Brüder Benjamin, Pierre und Nils jedes Jahr ihrer Sommerferien, gehen angeln, schwimmen und streifen die durch den Wald. Von außen eine perfekte Familie, zusammen die Ferien, die Sommer und die Natur genießen. Doch die Idylle täuscht, denn die Eltern sind Alkoholabhängig, lassen ihre Söhne verwahrlosen, sind gefühlskalt und unachtsam. Die Brüder konkurrieren und schikanieren sich oft untereinander um etwas Aufmerksamkeit von den Eltern, besonders von der Mutter, zu bekommen. Bis eines Tages eine Tragödie der Familie tief im inneren verändert.

Nach zwanzig Jahren kommen die Brüder zum ersten Mal ins Sommerhaus zusammen, sitzen im Anzug und Krawatte auf den Treppen vor dem Holzhaus. Zwischen ihnen eine Urne voller Asche ihrer Mutter und viele Gefühle und Sätze die seit Jahren unausgesprochen geblieben sind.

Benjamin, der mittlere Sohn, ist der Ich-Erzähler von Schulmans Familienroman. Er ist ein stiller Beobachter, analysiert bis zum kleinsten Detail die Verhalten von seinen Familienmitglieder und weiß, wann die Stimmung zum Kippen droht. Wie Benjamin in seinen jungen Jahren alles gegeben hat, um seine Familie zusammenzuhalten, hat mich zu tiefst berührt.

Alex Schulman erzählt die Geschichte mit klaren Worten, intensiv und realitätsnah auf zwei Ebenen. Kapitelweise bin ich zwischen Vergangenheit und Gegenwart gereist, dabei wirkte mir der Roman alles andere als Sommerlich leicht. Im Gegenteil! Schon in den ersten Seiten fühlte ich eine bedrohlich aufgeladene Stimmung. Ich habe bei jedem Kapitel gespürt, da irgendwas nicht stimmte, doch Schulman hat die Handlung so grandios entworfen, bis zum Ende war ich ahnungslos. Denn wo die Gegenwartsebene Episodenhaft erzählt wird, wird die Gegenwart rückwärts erzählt, sodass ich spannungsgeladen weiterlesen musste. Und das Ende! Ein Ende der mich unerwartet mit Entsetzen ins kalte See hineingeworfen hat.

Es ist eine emotionale Familiengeschichte über Schuld und Vergebung und meisterhafter Debütroman, der mich nachdenklich zurückgelassenen hat.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Lebenslange Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und Liebe

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Alex Schulman, geboren 1976 in Schweden, ist in seiner Heimat als Journalist, Autor mehrerer autobiografischer Bücher über seine Familie, Blogger, Podcaster und aus Fernsehen und Radio sehr populär. Sein ...

Alex Schulman, geboren 1976 in Schweden, ist in seiner Heimat als Journalist, Autor mehrerer autobiografischer Bücher über seine Familie, Blogger, Podcaster und aus Fernsehen und Radio sehr populär. Sein Romandebüt "Die Überlebenden" war in seinem Heimatland ein großer Erfolg, wobei schwedische Leser Teile seiner Familiengeschichte in dieser fiktionalen Erzählung wiederfinden.

Drei Brüder
Zu Beginn eine filmreife Szene: Drei Männer in schwarzen Anzügen und Krawatten sitzen in einer Juninacht auf der Steintreppe vor einem abgelegenen, verwitterten roten Sommerhaus am See und halten sich weinend im Arm. Neben ihnen steht die Urne mit der Asche ihrer Mutter, die sie nach deren letztem Willen im See verstreuen sollen. Benjamin, der mittlere der Brüder, hat die Polizei und einen Krankenwagen gerufen, denn kurz zuvor hätten sich Nils, der ältere, und Pierre, der jüngste, fast totgeschlagen. Was ist geschehen?

"Was sich hier auf der Steintreppe abspielt, das Weinen der drei Brüder, die geschwollenen Gesichter und all das Blut, ist nur der letzte Ring auf dem Wasser, der äußerste, der am weitesten vom Einschlagpunkt entfernt ist." (S. 13)

Eine außergewöhnliche Struktur
Alex Schulman erzählt den Roman konsequent aus Benjamins Sicht. In zwei Teilen, untergliedert in insgesamt 24 Kapitel, wechseln sich zwei Zeitebenen ab. In der Gegenwartsebene wird der Tag der Urnenbeisetzung im Zweistundenrhythmus rückwärts erzählt. Dazwischen gibt es Episoden aus der Kindheit, später aus dem jugendlichen und dem Erwachsenenleben der Brüder, durch Schlüsselwörter verzahnt. Beide Ebenen nähern sich kontinuierlich an, bis sie zuletzt verschmelzen.

Bei den Erlebnissen im ersten Teil aus dem letzten Sommer am See sind die Brüder dreizehn, neun und sieben Jahre alt. Die idyllische Umgebung steht in diametralem Kontrast zum überwiegend düsteren Alltag einer dysfunktionalen Familie, in der die Kinder nur selten die ersehnte Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern erhalten. Vom Alkohol vernebelt demonstrieren die Eltern meist Desinteresse, sind launisch und unberechenbar, verhängen sadistische Strafen und riskieren leichtfertig das Leben ihrer Kinder. Krassestes Beispiel dafür ist ein vom Vater ausgerufener Schwimmwettbewerb, bei dem die Brüder fast ertrinken, die Eltern sich jedoch inzwischen ins Haus zurückgezogen und die drei vergessen haben.

Unterschiedliche Strategien
Benjamin ist der sensibelste unter den Brüdern, der Familienseismograf, der die Stimmungen präzise auslotet und sogar vorhersieht. Nils, begabt und Hoffnungsträger der Eltern, zieht sich so weit als möglich in seine eigene Welt zurück. Pierre wird mit den Jahren brutal und aggressiv nach außen, behält aber wie die anderen einen weichen, verletzlichen Kern.

Das fehlende Puzzleteil
Alex Schulman geht in "Die Überlebenden" den Fragen nach, wie es zur Entfremdung der Brüder kommen konnte und was das Leben in einer dysfunktionalen, von Schweigen bestimmten Familie auslöst. Selten hat mich ein Roman auf den letzten Seiten derart überrascht wie dieser, obwohl ich beim Lesen von Beginn an eine unerklärliche Unruhe verspürte. Erst ganz zum Schluss wurde mir klar, dass ein fehlendes Puzzleteil dafür verantwortlich war.

Diese genial angelegte Wendung, die gekonnte Verzahnung der Zeitebenen, die erschütternden Kindheitserlebnisse und die stark verdichtete, mit beklemmenden Bildern unterlegte Erzählweise werden mir dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Ich freue mich auf weitere Romane von Alex Schulman!

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Kindheit am See

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"Die Überlebenden" von Alex Schulman ist ein Buch, dass mir so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Wir begleiten hier die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Sommerhaus ihrer Kindheit, wo ...


"Die Überlebenden" von Alex Schulman ist ein Buch, dass mir so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Wir begleiten hier die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Sommerhaus ihrer Kindheit, wo sie die Asche der verstorbenen Mutter verstreuen. Das Sommerhaus liegt in wunderbarer Natur an einem See mitten im Wald. Aber diese Idylle ist trügerisch, die Brüder stellen fest, wie fremd sie einander geworden sind.
Benjamin ist hier der Erzähler der Geschichte und sie beginnt mit der Szene am See und der Urne mit der Asche der Mutter und arbeitet sich dann in der Zeit zurück, auf der Suche nach dem Ursprung der Zerrissenheit. Zwischendurch werden immer wieder Szenen aus der Kindheit erzählt.
Der Autor hat ein großes Talent Bilder entstehen zu lassen, ganz wunderbare Bilder, die von der Schönheit der Natur berichten und furchtbar beklemmende Bilder aus dem Leben der drei Jungen.
Alles was nach ausgelassener und friedvoller Kindheit klang, bekommt hier einen ganz erschreckenden Beigeschmack, ein Wettschwimmen wird ein Kampf auf Leben und Tod, der Alltag ein Kampf um die Liebe von Mutter und Vater.
Sprachlich ist das Buch so gut verfasst, dass es beim Lesen fast wehtut, dass die Bilder und Gefühle der Jungen so echt wirken, dass sie einen nicht wieder loslassen. Das ist ganz große Erzählkunst und ich warte gespannt auf das nächste Werk des Autors.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Anrührend, bestürzend und meisterhaft erzählt

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Mit „Die Überlebenden“ entwirft Alex Schulman das episodenhaft konstruierte Porträt einer Familie, die ihre Dysfunktionalität erst nach und nach offenbart – mit jeder nebenbei erwähnten Enthüllung wird ...

Mit „Die Überlebenden“ entwirft Alex Schulman das episodenhaft konstruierte Porträt einer Familie, die ihre Dysfunktionalität erst nach und nach offenbart – mit jeder nebenbei erwähnten Enthüllung wird schmerzlich klarer und klarer, welche Konsequenzen die ungesunde Familiendynamik für die drei Kinder hat.

Auf zwei Zeitebenen wird die Geschichte der drei Brüder Benjamin, Pierre und Nils erzählt: Da sind zum einen ihre Kindheitserinnerungen an die Sommer im Ferienhaus der Familie, zum anderen die anti-chronologisch erzählte Gegenwart, in der sie an diesem Ort die Asche ihrer Mutter verstreuen und sich ihrer Vergangenheit stellen müssen. Nach und nach kommt in dieser meisterhaft und spannend konstruierten Erzählweise die Wahrheit zum Vorschein, das ganze Ausmaß der Tragik dieser Familiengeschichte: die kleinen und größeren Verfehlungen der Eltern, die kleinen und größeren Streitigkeiten zwischen den Brüdern. Dabei ist der Roman nie pathetisch, sentimental oder überfrachtet. In klaren, nüchtern-poetischen Worten werden Episoden geschildert, die wie nebenbei verdeutlichen, dass dieses Familienleben alles andere als glücklich war. Eine Wahrheit, die sich Protagonist Benjamin erst Jahre später vor Augen führt. Eine Wahrheit, deren schiere Unbegreiflichkeit auch uns Lesende erst spät und unvermittelt ereilt und dem Buch eine ganz neue Dimension hinzufügt.

Ebenso meisterhaft wie der Erzählmodus von „Die Überlebenden“ ist das psychologische Fingerspitzengefühl, das Alex Schulman bei der Zeichnung seiner Charaktere an den Tag legt. Benjamin, Pierre und Nils teilen ein Trauma, das jedoch jeder von ihnen anders erlebt hat. Und so unterschiedlich wie ihre individuellen Erfahrungen sind auch ihre Reaktionen, sodass sie als Erwachsene völlig voneinander entfremdet sind, der letzten Möglichkeit beraubt, sich durch Zusammenhalt Trost zu spenden. Ihr erzwungenes Zusammenkommen nach dem Tod der Mutter ist also gleichzeitig auch eine Chance auf Versöhnung. Bei aller Tragik des Buchs schwebt diese Möglichkeit von Frieden und Vergebung immer über ihren Köpfen und versichert uns Lesende, dass die drei nun einmal Überlebende sind.

Dieser Roman ist ein stilles, kleines Meisterwerk, das so viel über Familie, Schuld und Vergebung aussagt, dabei aber immer den leisen Zwischentönen verhaftet bleibt. Ein Buch, das im allerbesten Sinne die Möglichkeit zur emotionalen Bildung bietet.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein Meisterwerk!

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Das Sommerhaus von Benjamin, Nils, Pierre und ihren Eltern liegt an einem See, umgeben von Wald. Die Brüder verbringen einen großen Teil ihrer Kindheit hier, schwimmen, angeln und streifen durch den Wald. ...


Das Sommerhaus von Benjamin, Nils, Pierre und ihren Eltern liegt an einem See, umgeben von Wald. Die Brüder verbringen einen großen Teil ihrer Kindheit hier, schwimmen, angeln und streifen durch den Wald. Doch die Idylle trügt, denn die Eltern der Brüder sind Alkoholiker, lassen die Kinder verwahrlosen und begegnen ihnen oft mit Gleichgültigkeit, emotionaler Kälte oder sogar mit Gewalt. Auch das Verhältnis der Brüder untereinander ist nicht einfach. Mal halten sie zusammen, mal schikanieren sie sich oder konkurrieren um die Gunst ihrer Eltern. Schließlich kommt es an einem verhängnisvollen Tag zu einer Tragödie, die das Leben von allen Familienmitgliedern für immer verändern wird.
Jahre später müssen die Brüder sich um die Beerdigung ihrer Mutter kümmern. Sie kommen am See zusammen, um dort die Asche der Mutter zu verstreuen. Das Zusammentreffen reißt alte Wunden auf. Wird es den Brüdern gelingen, mit sich und ihrer Mutter Frieden zu schließen?
Meiner Meinung nach hat der Autor Alex Schulman mit seinem ersten Roman ein Meisterwerk erschaffen. Selten hat mich ein Buch so in seinen Bann gezogen, war ich gleichzeitig fasziniert und abgestoßen von einer Geschichte und ihren Charakteren. Benjamin, der mittlere Bruder, ist der Erzähler dieser Geschichte. In einem Handlungsstrang berichtet er von seiner Kindheit, im zweiten von den Ereignissen in der Gegenwart. Diese Ereignisse werden rückwärts erzählt, was ich interessant fand. Am meisten beeindruckt hat mich aber der Schreibstil und hier insbesondere die sprachlichen Bilder, aber auch die Klarheit der Sprache. Wunderbare Metaphern wechseln sich ab mit kühlen, distanzierten Beschreibungen. Das ergibt eine faszinierende Mischung, der ich mich nicht entziehen konnte. Auch die Charakterisierung seiner Figuren ist dem Autor wunderbar gelungen.

Fazit: Ein kunstvoll konstruiertes Meisterwerk! Der Autor schildert, was Gleichgültigkeit und emotionale Kälte bei Menschen ausrichten und welche Auswirkungen eine Tragödie auf eine Familie haben kann. Er versucht zu ergründen, was eine Familie auseinander bringt und was sie zusammenhält. Ein Roman von ungeheurer emotionaler Wucht, sprachlich brillant! Ich warte gespannt auf das nächste Buch des Autors und vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

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