Die junge Lisbeth wird als Weiße auf einer Plantage in den Südstaaten geboren und soll eines Tages in eine andere angesehene Familie einheiraten und Herrin einer weiteren großen Plantage werden. Gleich nach der Geburt wird sie einer jungen Sklavin namens Mattie übergeben, die selber vor kurzem ein Kind geboren hat, von diesem jedoch getrennt wurde um eine Amme für Lisbeth zu sein. Logischerweise hat Mattie Lisbeth gegenüber anfangs gemischte bis negative Gefühle, aber im Laufe der Zeit ändert sich das und die Beziehung wird immer enger. Lisbeth entwickelt, ganz im Gegensatz zu ihren Eltern, ein Herz für die Sklaven und besucht diese auch in ihren Unterkünften und findet dort Freunde. Dann allerdings führt eins zum anderen und plötzlich ist Mattie verschwunden und Lisbeth muss lernen, mit diesem Verlust zu leben. Fast zeitgleich soll sie verheiratet werden und sie fängt an, über ihr Leben nachzudenken - ist dieses Leben richtig? Ist es richtig, selbst ein privilegiertes Leben zu führen und den Sklaven gleichzeitig alles zu nehmen, was ihnen etwas bedeutet? Will sie so weiterleben oder etwas ändern?
Das Buch habe ich in einem Rutsch komplett verschlungen. Ich mochte Mattie sehr. Sie ist der zwar etwas kühle, aber sehr besonnene und ruhige Part der beiden. Lisbeth ist aufgeweckt, neugierig und eine kleine Rebellin. Der Schreibstil der Autorin ist toll und sie beschreibt unglaublich gut die Gefühle der Protagonisten, die so oft widerstrebend sind. Natürlich will man automatisch auf Matties Seite sein, aber die Autorin schafft es, dass man plötzlich auch Lisbeth und die anderen Personen versteht und sich selbst hinterfragt.
Alles beginnt gemächlich und wir lernen die wichtigen Personen sehr gut kennen. Ab einem gewissen Punkt jedoch kommt mehr Spannung hinzu und es passieren noch einige Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte.
Was ich allerdings zugeben muss: zum Ende hin häufen sich die Zufälle. Aber das hat mich nicht gestört, im Gegenteil, es passte wunderbar und musste in dieser Geschichte auch so sein.
Es dreht sich allerdings nicht alles nur um Mattie und Lisbeth, sondern auch um die Themen die die beiden außerhalb ihrer "Freundschaft" bewegen. Das Buch ist nicht sehr dick, aber bepackt mit der ganzen Bandbreite an Emotionen, Informationen und vielen Dingen, über die man auch heute noch öfter nachdenken sollte. Ich hoffe, die Autorin schreibt noch weitere Bücher.
Ich fühlte mich versetzt ins Jahr 1837 und die Südstaaten Amerikas, als wäre ich mittendrin und würde mit Mattie und Lisbeth zusammen nach den ersten gelben Krokussen des Jahres Ausschau halten, ich habe mich gefreut, war wütend, war irritiert, war traurig und am Ende zufrieden. Es war also nahezu perfekt. 5 Sterne daher von mir. Meiner Meinung nach sollte dieses Buch viel mehr Leser haben!