Liebe ohne Grenzen
Auch wenn Dora mittlerweile mit ihrer Familie in der Lüneburger Heide lebt, kann sie Curt nicht vergessen. Aber warum meldet er sich nicht ? Und wie kann Dora den großen Traum, Tierärztin zu werden, endlich ...
Auch wenn Dora mittlerweile mit ihrer Familie in der Lüneburger Heide lebt, kann sie Curt nicht vergessen. Aber warum meldet er sich nicht ? Und wie kann Dora den großen Traum, Tierärztin zu werden, endlich verwirklichen, denn die Zulassung an Universitäten in Westdeutschland scheint aussichtslos. Doch plötzlich scheint alles ganz einfach zu sein, denn in Ost-Berlin wird Dora zum Studium zugelassen und eine Nachricht, dass Curt in einem Stasi-Gefängnis einsitzt, bringt die Kehrtwende. Aber werden die Hürden, die die Stasi errichtet hat, zu umschiffen sein, damit dem großen Glück nichts mehr im Weg steht ?
Mit dem zweiten Band der Gutsherrin-Saga lässt Theresie Graw die Zeit um die Aufstände des 17.Juni 1953 wieder aufleben und zeigt mit ihrer lebendigen und äußert bildhafte Sprache, die weit die Arme der Stasi tatsächlich reichen und was alles von ihrem Wohlwollen abhängig gewesen ist.
Die Druckmittel, die hier gegen Dora und ihre Kommilitonen eingesetzt werden, sind schon hart am Rande des Ertragbaren und es wird deutlich, wie sehr die Stasi die Daumenschrauben anziehen kann, um zu ihrem gewünschten Erfolg zu kommen.
Inmitten all der politischen darf aber die Liebe nicht fehlen und hier holt die Schreibende ihre Leser:innen mit ihrer gefühlvollen Schreibweise ganz schnell ins Boot - eine Liebe, die selbst (politische) Grenzen überwindet und fortbesteht ist unumstößlich. Dora kämpft um Curt - diese Szenen gehen direkt ins Herz und lassen die Leser:innen mitfiebern.
Die Autorin zeichnet ein sehr realistisches Bild der frühen 50erJahre des letzten Jahrhunderts, lässt zu den mitreißenden Klängen von Swing und Rock 'n Roll nicht nur den Petticoat wippen. Es entsteht ein gelungener Mix aus historischem Roman, Romanze und gesellschaftskritischen Blick und dadurch bewegen sich die Figuren alle sehr sicher auf ihrem Terrain.
Die Einzelschicksale berühren und gehen zu Herzen, aber erst das Gesamtbild ermöglich den Leser:innen einen direkten Blick auf reale (Juni-Aufstand, Fußballweltmeisterschaft) und fiktive Ereignisse (die Fohlengeburt, Missverständnis bei Curts Rückkehr aus dem Gefängnis) .
Die Figuren haben sich weiterentwickelt, dürfen den Mut zur Schwäche ausleben und können so zeigen, dass sie Personen mit Ecken und Kanten sind, die die Leser:innen ein Stück weit auf ihrem Lebensweg mitnehmen.
Die Fortsetzung steh in der Qualität von Band eins in nichts nach und lässt sich wunderbar lesen.
Großes zeitgeschichtliches Kino!