Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen.
Daniela verlässt Rumänien, um ihrer Familie, besonders den Kindern, ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie arbeitet als Pflegerin und Kindermädchen in Mailand.
Marco Balzano beleuchtet sowohl ihre Geschichte, ...
Daniela verlässt Rumänien, um ihrer Familie, besonders den Kindern, ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie arbeitet als Pflegerin und Kindermädchen in Mailand.
Marco Balzano beleuchtet sowohl ihre Geschichte, als auch die Geschichten des 10-jährigen Sohnes, der sich verlassen fühlt, und der 16-jährigen Tochter, die plötzlich erwachsen werden muss. Das fand ich sehr spannend, da sehr oft über ausländische Fachkräfte geredet wird, aber deren Leben und Geschichten in der Gesellschaft unsichtbar sind. Es ist eben nicht so einfach in ein anderes Land zu gehen und alle Bindungen zurück zu lassen. Die Videotelefonate und Besuche scheinen eher die Entfremdung zu zementieren, als zu mehr Zusammenhalt zu führen-
Die Sprache ist melancholisch, stellenweise poetisch. Man kann sich gut in die Situation der Figuren hineinversetzen und fragt sich, was man selbst tun würde. Auch wenn viele tragische Ereigisse vorkommen, verzichtet der Autor auf Kitsch und Romantik, sondern bleibt eher nüchtern.
Ein sehr lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt.
Marco Bolzano schreibt in "Wenn ich wiederkomme" wieder über eine prekäre Lage von Menschen, die in einem Dilemma stecken, das sie nicht selbst gewählt haben und das sie nun doch meistern müssen.
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Marco Bolzano schreibt in "Wenn ich wiederkomme" wieder über eine prekäre Lage von Menschen, die in einem Dilemma stecken, das sie nicht selbst gewählt haben und das sie nun doch meistern müssen.
In Rumänien sind viele Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Daher geht Daniela nach Italien, um dort als Pflegekraft Geld zu verdienen. Sie verläßt die Familie in der Nacht, sonst könnte sie den Abschied nicht ertragen.
Belzano beschreibt welche Folgen dieser Fortgang auf die Familiensituation hat: wer empfindet was, wie wirkt sich das aus und erfüllt das Geld die Träume, die anfangs bestanden.
Wir erleben die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven, die Kinder Manuel und Angelica, sowie Daniela als Mutter schildern ihr Erleben. Alle Charaktere sind gut aufgebaut und glaubhaft.
Belzano widmet sich hier wichtigen gesellschaftlichen Themen: die prekäre Pflegesituation von alten Menschen, die Fremden anvertraut wird, die Situation der zurückbleibenden Familien, insbesondere der Kinder und die Bezahlung und Wertschätzung von Pflegekräften, besonders von Frauen.
Dem Autor gelingt es hier die Familiensituation, die eine tragische Wende erfährt, mit aktueller Gesellschaftskritik zu verknüpfen.
Ein bisschen viel Themen für das schmale Buch, aber da sie miteinander einhergehen, hat er sie alle mit aufgenommen. Das macht es schwierig eine klare Aussage bzw. Beurteilung auszusprechen, denn die verschiedenen Positionen sind alle nachvollziehbar, obwohl sie teils sehr gegensätzlich sind.
Wieder ein gelungener Roman des Autors, den ich gerne weiterempfehle.
Eine Fernbeziehung ist nicht für jeden Charakter eine gute Wahl. Aber wie verhält es sich, wenn sich die Fernbeziehung auf eine ganze Familie bezieht und wenn die Zusammenkünfte auf Geburtstage und Feiertage ...
Eine Fernbeziehung ist nicht für jeden Charakter eine gute Wahl. Aber wie verhält es sich, wenn sich die Fernbeziehung auf eine ganze Familie bezieht und wenn die Zusammenkünfte auf Geburtstage und Feiertage beschränkt sind? Mit dieser Frage setzt sich Marco Balzano in seinem neuen Roman „Wenn ich wiederkomme“ auseinander.
Daniela ist eine engagierte Mutter, die wie die meisten Mütter möchte, dass es den eigenen Kindern später mal besser geht als ihr jetzt. Der Schlüssel zum Erfolg ist eine gute Ausbildung, besser noch ein abgeschlossenes Studium in einem lukrativen Fach. Um ihren Kindern diese Bildungschance sowie ein komfortables Leben zu finanzieren, verlässt sie ihre Heimat Rumänien in Richtung Italien, um dort betagte Menschen zu pflegen, was deutlich besser bezahlt ist als ihr bisheriger Bürojob.
Der Roman selbst erzählt nun aus drei Perspektiven, wie sich das Leben in Dauertrennung anfühlt. Zunächst kommt Danielas Sohn Manuel zu Wort. Er schildert seine Einsamkeit, erzählt von seinen schulischen Eskapaden, von seinen Problemen. Selbst bei verwöhnten Kindern sieht glücklich sein anders aus. Er machte mir einen überforderten Eindruck. Schließlich hatte Daniela ihre Entbehrungen für die Kinder mit einer Erwartungshaltung verknüpft. Danielas Part hat einen reflektierenden Charakter. Sie blickt auf die Zeit in Italien und ihre Versäumnisse zu Hause zurück. Ihre Gedanken haben einen Charme von Abwägen, was wäre wohl gewesen, wenn sie zu Hause geblieben wäre. Im letzten Teil des Romans wagt die Tochter Angelica einen Rückblick. Sie musste schnell erwachsen werden, den Bruder bei Laune halten, damit er sich schulisch nicht zum Totalausfall entwickelt. Die aufgewendete Zeit dafür hätte sie lieber in das eigene Lernen investiert.
Obwohl ich die jeweilige Perspektive der drei Hauptcharaktere gut nachvollziehen konnte, hat sich keine Nähe oder echte Zugewandtheit entwickelt. Die Drei blieben für mich auf Distanz. Ich habe mich eher als Beobachter der Situation empfunden, war nicht hineingezogen. Nachdem ich den Vorgänger „Ich bleibe hier“ mit Begeisterung gelesen habe, weil ich mit den Charakteren fiebern konnte, hätte ich mir hier ebenfalls mehr von der Geschichte ausgelöste Emotion gewünscht.
Die Aufbereitung des Textes wirft zwar verschiedene Blickwinkel auf die Trennungsgeschichte, durch die Realisierung in aufeinanderfolgenden Teilen, ergibt sich allerdings ein sehr geradliniger Schreibstil. Dieser lässt sich einerseits flüssig lesen, wirkt literarisch gesehen andererseits nicht so hochwertig wie der Vorgänger. Es entsteht keine echte Komplexität. Ich habe Danielas Geschichte trotzdem gern gelesen, mir fehlte nur der letzte Pfiff, das i-Tüpfelchen sozusagen.
„So ist es eben: Solange du nicht die Augen öffnest, geht kein Problem, keiner der Schrecken, die sich jeden Tag ereignen, mich etwas an.“
Inhalt
Manuel Matei wird als Kind von der Mutter zurückgelassen, ...
„So ist es eben: Solange du nicht die Augen öffnest, geht kein Problem, keiner der Schrecken, die sich jeden Tag ereignen, mich etwas an.“
Inhalt
Manuel Matei wird als Kind von der Mutter zurückgelassen, bei seiner großen Schwester, dem Vater und den Großeltern, denn Daniela, seine Mutter geht nach Italien, um die Familie in der rumänischen Heimat finanziell über Wasser zu halten. Ihre beiden Kinder sollen es einmal besser haben, sollen die Möglichkeit auf eine höhere Bildung bekommen und damit die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Und während Angelica Matei zu Hause die Stellung hält und in ihrer Jugend bereits die Verantwortlichkeiten einer Erwachsenen übernimmt, zieht sich der Vater immer mehr aus dem Familienalltag zurück, begibt sich schließlich als Kraftfahrer auf die Straße und kehrt seinem Zuhause ebenfalls den Rücken. Als schließlich der Großvater stirbt, sieht sich Manuel in einer ausweglosen Situation – wo nur sind seine Bezugspersonen geblieben, wohin ist seine Familie geflohen, warum sieht keiner die Probleme vor Ort und welche Chancen bleiben ihm, wenn er es nicht schafft, sie alle wieder zu vereinen …
Meinung
Auf den neuen Roman des italienischen Autors Marco Balzano war ich sehr gespannt, nachdem mich seine beiden Bücher „Ich bleibe hier“ und „Das Leben wartet nicht“ nachhaltig beeindrucken konnten. Das Dilemma einer Mutter, die sich gezwungen sieht, ihren Lebensunterhalt außerhalb der Familie zu verdienen und die damit einen schmerzlichen Trennungsprozess auslößt, ihn jeden Tag mit sich herumträgt und zwischen Bangen, Zweifeln und Hoffen auf ein Ende dieses Zustands spekuliert. Eindeutig ein interessantes Thema, mit ganz vielen Facetten, mit der unausgesprochenen Frage nach der Schuld und dem eklatanten Mangel eines direkten Schuldigen.
Und dem Autor ist es durch diesen zeitgenössischen Roman tatsächlich gelungen, mich für die Belange der Familien zu sensibilisieren, mich in ihre Lage zu versetzen und mir ein Bild zu machen über dieses fremdbestimmte, unfreiwillige Lebenskonzept jenseits der Heimat, weit weg von den geliebten Menschen. Allerdings findet dieser Prozess eine sehr sachliche, fast neutrale Umsetzung, so dass ich tatsächlich mehr die Fakten als die Emotionen verstehen konnte.
Positiv bewerten möchte ich die drei gewählten Perspektiven, die es möglich machen einen umfassenden, weil nicht nur einseitigen Blick auf das Geschehen zu erhalten. Es spricht der Sohn, der die Entscheidung seiner Mutter nicht nachvollziehen kann, es spricht die Mutter und erzählt aus ihrem Alltag in der Fremde und dem Gedankenkarussel bezüglich ihrer einsamen Entscheidung und letztlich hört der Leser die Ausführungen der älteren Tochter, die zwar die Notwendigkeit erkennen konnte, der aber nun nur ein Wunsch geblieben ist – es anders zu machen, als ihre Mutter. Die entsprechende Gesellschaftskritik wird umfassend und vielschichtig vermittelt, der Leser erkennt auf der emotionalen Ebene, wie traumatisch eine derartige Lebensweise ist und wie nachhaltig und unwiderruflich sie Familien trennt, weil sie vor allem Mütter und Kinder entfremdet und Ehen zerstört.
Allerdings berührt mich der Text längst nicht so sehr wie erhofft, weil eben so viel Wert auf eine verständnisvolle Schilderung der Umstände gelegt wird. Dieses Buch besitzt viel Allgemeingültigkeit und verzichtet dafür auf eine kleine Geschichte, die tatsächlich in die Tiefe geht und intensive Emotionen auslöst. Die Charaktere bleiben mir etwas zu blass, sie scheinen eher sinnbildlich für gewisse Rollenbilder zu stehen, denen sie wiederrum gerecht werden. Das Nachwort finde ich sehr aufschlussreich, weil darin deutlich wird, welchen Fokus der Autor gewählt hat. Dieser Roman soll der Versuch einer Wiedergutmachung sein – Marco Balzano hat den tatsächlichen Menschen hinter den hier gewählten Protagonisten zugehört, hat sich die Stimmen der Frauen und Kinder angehört, die das gleiche Schicksal teilen wie die Familie Matei und daraus seine Story geschmiedet.
Fazit
Ich vergebe gute 4 Sterne für ein wichtiges Buch, welches von zahlreichen Eindrücken und Gedanken lebt. Es ist eine hervorragende Grundlage für diverse Diskussionen bezüglich gesellschaftlich relevanter Themen, die direkte Auswirkungen auf das Familienleben Einzelner haben. Mir hätte die Geschichte aber besser gefallen, wenn sie persönlicher, trauriger und emotionaler geworden wäre, meinetwegen auch etwas entfremdet zu den realen Begebenheiten, dafür mit Menschen, die ich nicht nur kennenlerne über ihre Handlungen, sondern in erster Linie über meine Identifikationsmöglichkeiten mit ihnen. Dem Autor bleibe ich treu, er wählt für mich sehr lesenswerte Geschichten, die er literarisch ansprechend umsetzt.
Daniela arbeitet als Pflegekraft bei dem unter Demenz leidenden Giovanni in Mailand. Dafür hat sie in Rumänien ihren Mann und Kinder allein gelassen. Vor allem dem achtjährigen Manuel fällt der Abschied ...
Daniela arbeitet als Pflegekraft bei dem unter Demenz leidenden Giovanni in Mailand. Dafür hat sie in Rumänien ihren Mann und Kinder allein gelassen. Vor allem dem achtjährigen Manuel fällt der Abschied von seiner Mutter schwer. Er hat plötzlich Probleme in der Schule und gerät in falsche Kreise. Dabei hat Daniela die Familie verlassen, damit es ihre Kinder einmal besser haben. Durch ihren Lohn sollen Angelica und Manuel ein sorgenfreies Leben haben und eine gute Ausbildung machen.
Marco Balzano arbeitet ein Thema auf, das auch im realen Leben an Brisanz einiges bietet. Frauen, die aus Osteuropa stammen und als Pflegekräfte überall in der westlichen Welt alte Menschen betreuen. Dies meist ohne festen Vertrag und damit ohne Krankenversicherung oder Erwerbsersatz. Harte Arbeit für einen Lohn, für die keine einheimische Pflegekraft gefunden werden könnte. Meist sind diese Frauen 6 Tage die Woche, Tag und Nacht für den Patienten verantwortlich und leben auch direkt mit ihm zusammen. Von Ausbeutung zu sprechen, liegt hier nahe. Dieser Aspekt nimmt einen großen Teil der Geschichte ein und hat mich schockiert. Vor allem, weil bekannt ist, dass viele osteuropäische Frauen genau so arbeiten. Zwar hat der Autor darauf verzichtet, detailliert die harte Arbeit zu schildern. Als Leser kann man sich jedoch zusammenreimen, wie belastend die Arbeit und vor allem die Isolation für die Frauen ist.
Weniger hat mir der Einstieg in die Geschichte gefallen. Dort steht Manuel im Mittelpunkt, mit dem ich meine liebe Mühe hatte. Denn Manuel ist verwöhnt, fordert unentwegt, gerät in falsche Kreise, experimentiert mit Drogen und will das Gymnasium abbrechen. Dies klischeehaft unter dem Deckmäntelchen „verlassenes Kind“. Es kommt, wie es kommen muss. Manuel geschieht etwas, was seine Mutter zurück nach Rumänien fahren lässt. Von da an begleitet sie ihr schlechtes Gewissen, ihre Kinder im Stich gelassen zu haben. Was ihr auch Tochter Angelica konstant unter die Nase reibt. Mir hat Daniela unendlich leidgetan. Da verlässt sie ihr gewohntes Leben, arbeitet unter fast unmenschlichen Bedingungen, setzt ihre Ehe aufs Spiel, um ihren Kindern ein Studium zu ermöglichen. Die Kinder jedoch honorieren dies überhaupt nicht, sondern verurteilen ihre Mutter und benehmen sich wie verzogene Gören.
Der Autor hat die Geschichte als Erzählung gestaltet, die direkte Rede wurde sehr rar eingesetzt. Dadurch wirkte die Geschichte auf mich emotionslos. Zwar spürt man zwischen den Zeilen, was eine Figur fühlt und wie es ihr geht. Ab und zu hätte ich mir jedoch eine tiefer gehende Regung oder einen emotional geführten Dialog gewünscht. Der Schreibstil ist einfach gehalten und ausdrucksstark.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. In je einem Teil erfährt man die Sicht von Manuel, Daniela und Angelica, was die Geschichte einerseits vielseitig macht und andererseits zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Figuren mit dem großen Einschnitt im Familienleben umgehen.