toller Histo-Roman
Wieder mal ein wahnsinnig guter Roman, den Frau Gablé da abgeliefert hat. Der Zeitsprung zum Vorgänger-Roman „Das Haupt der Welt“ beträgt lediglich eine Generation, so dass wir alle noch lebenden Protagonisten ...
Wieder mal ein wahnsinnig guter Roman, den Frau Gablé da abgeliefert hat. Der Zeitsprung zum Vorgänger-Roman „Das Haupt der Welt“ beträgt lediglich eine Generation, so dass wir alle noch lebenden Protagonisten wieder treffen. Ein toller neuer Hauptdarsteller wird mit Gaidemar geführt. Der junge Mann weiß anfangs nicht, wer seine Eltern sind und hadert mit seinem Leben als Bastard, obwohl er nicht der Einzige ist, dem es so geht und er als Panzerreiter und später als rechte Hand der Königin Adelheid und eines Bischofs durchaus Ansehen genießt. Außerdem hat Frau Gablé so viel Geschichte, wie man gerade noch kapieren kann als Leser, in diesem Roman hineingepackt. Mir hat natürlich besonders gefallen, dass Bayern (meine Heimat) und Italien (mein Lieblingsurlaubsland) eine zentrale Rolle im Kampf der Mächtigen spielen. Die geschichtlichen Fakten sind außerordentlich komplex und verlangen etwas Aufmerksamkeit und Interesse. Damals waren einfach viele Parteien im Spiel und das Machtgerangel in Europa war gewaltig. Also die Slawen, die Italiener, der Papst und ganz viele Grafen und Herzöge und überraschend viele Kirchenfürsten, die damals auch weltliche Herrscher waren.
Es gab natürlich wieder ganz viele Dinge, die mir entweder neu waren oder doch hier viel genauer erklärt wurden. Z.B. als Otto seinen kleinen Sohn mit Hilfe einer Kinderkrönung als Vizekönig etablierte. Aber es gab auch ganz profane Kleinigkeiten, wie Verhütungsmethoden oder wie die Gesellschaft mit dem regen Liebesleben diverser geistlicher Herren umging. Nach so einem Buch ist man übervoll mit Informationen.
In einem ausführlichen Nachwort beschreibt Rebecca Gablé sehr anschaulich, wie sie zwischen Fiktion und Wahrheit einen Bogen gespannt hat und wie das Leben der historischen Figuren weiterging.
Ich habe das Buch sehr genossen und durch die rege Leserunde bei Lübbe wurde der Spaß daran noch potenziert. Gaidemar ist ein Held, wie Frau ihn sich wünscht. Und Königin Adleheid war eine hochinteressante und intelligente Herrscherin, die Otto oft den Rang ablief. Wie immer ist der neue Gablé eine dicke Empfehlung wert. Ich würde mich freuen, noch weitere Geschichten von den Ottomanen zu lesen.