Eine "Verschlimmbesserung"?
Prag. Kellnerin Rita hat anscheinend involuntar einen Idiotenmagneten in sich. Diverse Männer setzen ihr in einem kurzen Zeitraum zu, deren Libido und Dummheit anscheinend Amok läuft.
Sie fühlt sich ...
Prag. Kellnerin Rita hat anscheinend involuntar einen Idiotenmagneten in sich. Diverse Männer setzen ihr in einem kurzen Zeitraum zu, deren Libido und Dummheit anscheinend Amok läuft.
Sie fühlt sich erniedrigt und beschmutzt, denn es mangelt ihr an Strategien, um sich erfolgreich zu wehren. Bzw., sie traut sich nicht.
Auf einer Party hilft ihr eine enigmatische Lady, als sie wieder eine negative Erfahrung seitens eines Homo Maskulinus machen muß.
Diese Dame ist ihr Vergil der besonderen Art. Unter der Prager Altstadt, im Untergrund, stellt ihr jene Begleiterin zwar eine vermeintlich einfache, aber dennoch sehr hintergründige Frage:
Was würdest du vom Teufel verlangen, wenn er dir einen Wunsch gewährt?
Weil es ihr enorm an Selbstvertrauen, Schlagfertigkeit und Durchsetzungsvermögen und Wehrhaftigkeit fehlt, warum dann nicht genau diese Sehnsucht, diese Lücken zu füllen, zu äußern.
Und tatsächlich beginnt sie sich zu verändern, was ihr sehr hilft, aber mit negativen Folgen? Spielen übersinnliche Mächte mit ihr, anstatt daß sie mit ihnen spielt?
Rita ist in sich abgekoppelt, von ihrem innersten Kern. Sie vereint zwar Ambivalenzen in sich, die ihr jedoch zusetzen. Dann kann doch eine kleine, teuflische, übersinnliche Generalüberholung nicht schaden, oder?
Ist sie dann überhaupt noch sie selbst? Man kann über Ritas Reaktionen und Handlungen streiten. Aber sie ist durch negative Erfahrungen geprägt und der stabilste Krug bricht irgendwann, wenn er überstrapaziert wird.
Sie hat die dunkle Seite ihrer selbst entfesselt, die ihr nicht nur positive Energie schenkt. Und so gerät sie in einen Zwiespalt der Selbstintegration.
Humor ist auch enthalten, als Ritas Schlagfertigkeit sich entfaltet.
Ich mag Rita und Michal. Und daß das Thema, daß ja auch Metoo tangiert, exzellent integriert ist. Die Protagonisten wirken sehr lebendig und facettenreich.
Die Geschichte ist stimmig, voller Dichte und kriechender Beklemmung. Und die dunkelromantischen Schilderungen Prags. Superb! So wird Prag, seit jeher beliebtes Sujet von Büchern und Filmen, klandestine Protagonistin. Der Student von Prag, Der Golem. Schon die 10er und 20er Jahre huldigten der goldenen Stadt.
Es ist ebenfalls schön undurchschaubar, wer "moralisch" gesprochen, genau wo verortet ist, was Gut und Böse tangiert. So werden die Grenzen fluide. Und Schwarzweißmalerei vermieden.
Ein famoser Auftakt, der Lust auf weit mehr macht. Ohne Cliffhanger und die meisten Fäden werden zu einem deutlichen Photofinish zusammengefasst. Einiges nur bleibt ungeklärt, aber das soll ja auch der Fortsetzung vorbehalten bleiben, in welcher sich der Fokus auf eine andere Protagonistin verschieben wird. Danke, Ann-Kathrin Wasle!!!!!