Das Harlem der 1960er Jahre, sehr authentisch und eine gute Geschichte dazu
Dieser Roman erzählt von Harlem in den 1960er Jahren, seinen Menschen, die dieses Viertel prägen, dem Rassismus und dem täglichen Kampf, auch als Farbiger ein Leben zu haben, Stolz zu sein und sich von ...
Dieser Roman erzählt von Harlem in den 1960er Jahren, seinen Menschen, die dieses Viertel prägen, dem Rassismus und dem täglichen Kampf, auch als Farbiger ein Leben zu haben, Stolz zu sein und sich von der Ungerechtigkeit und schon auch noch Unterdrückung nicht auffressen zu lassen. Wir erleben Ray, einen Möbelhändler, mit hochwertiger Ware und einem ehrlichen Geschäft. Dafür und für seine Frau und sein Kind, lebt er und kämpft, jeden Tag. Er möchte es auf dem geraden Weg schaffen, auch wenn seine eigene Herkunft eigentlich direkt in die Kriminalität hätte führen müssen, so wie das bei seinem Cousin Freddy, den er wie einen Bruder liebt, der Fall ist. Dieser ist ein kleiner Gauner und Ray, der viele Leute kennt und gute Kontakte hat, verkauft ihm zuliebe ab und zu etwas von seinem Diebesgut, unter der Ladentheke, mehr aber auch nicht. Doch eines Tages lässt sich Freddy auf ein großes Ding ein, ein zu großes Ding und bevor er abhaut, eher vor der Bande, die ihn mit ins Boot geholt hat wie vor der Polizei, deponiert er die Beute bei seinem Cousin. Und Ray steckt plötzlich ganz tief drin in diesem kriminellen Milieu, aus dem er sich doch sein ganzes bisheriges Leben versucht hat, herauszuhalten.
Colson Whitehead ist inzwischen ein wirklich großer Name und man weiß, worauf man sich freuen kann, wenn man seine Bücher liest, auf eine präszise authentische Sprache, das Einfangen einer Atmosphäre, einer Zeit, egal in welcher Phase der amerikanischen Geschichte sich der Autor gerade bewegt und eine elementäre Nähe zum Geschehen, so dass einem das ein oder andere Mal geradezu die Luft wegbleibt. Denn die Realität, an der er uns teilhaben lässt, die ist nicht schön und manchmal eben kaum aushaltbar. Auch hier in dieser Geschichte zeigt er uns, sehr echt und regelrecht greifbar 'seine Zeit'. Es ist alles da, was ein gutes Buch ausmacht, aber, und das ist einfach den hohen Erwartungen an den Autor geschuldet, das Außergewöhnliche, das jedes seiner Bücher auf ganz unterschiedliche Weise zu etwas ganz Großem macht, das fehlt. Ich ordne diesen Roman einfach mal als wirklich guten soliden Zwischenstopp zum nächsten neuen Ufer ein und wenn Whitehead eines Tages tatsächlich mit einem Werk in unserem 'aufgewühlten und bewegten' Heute angekommen ist, darauf warte ich schon mit besonderer Spannung.