Die großartige Abschiedsgala von Gut Greifenau
Hanna Caspian, Autorin der phantastischen und ereignisreichen Saga um Gut Greifenau ermöglicht eine letzte Lesereise zur Familie derer von Auwitz-Aarhayn und deren Bediensteten, bevor es heißt Abschied ...
Hanna Caspian, Autorin der phantastischen und ereignisreichen Saga um Gut Greifenau ermöglicht eine letzte Lesereise zur Familie derer von Auwitz-Aarhayn und deren Bediensteten, bevor es heißt Abschied nehmen von Romanfiguren, die man bereits in den fünf vorhergehenden Romanen durch gute und auch schlechte Zeiten begleiten konnte.
Geschildert werden fiktive und auch reale (politische) Entwicklungen und Ereignisse in der Zeit von 1929 bis 1932 und es gelingt der Autorin erneut auf hervorragende Weise, diese beiden Bereiche realistisch zu verknüpfen. Aufzuzeigen, welche Auswirkungen z.B. die Inflation oder auch die perfiden und heimlich-grausamen Machenschaften der aufkommenden Naziherrschaft auf das Leben von Mitgliedern sowohl der gehobenen Gesellschaftsschicht als auch der restlichen Bevölkerung hatten.
Gutsherr Konstantin muss sich zunehmend mit finanziellen Engpässen auseinandersetzen, sucht und hofft auf Unterstützung durch Kreise, die seine Ehefrau Rebecca mehr als verabscheut.
Katharina, die sich auf die Verwirklichung ihres Lebenstraums, Ärztin zu werden, freut, muss ihre gesamte Lebensplanung neu überdenken, nachdem sie von einem unerwarteten und schweren Schicksalsschlag getroffen wird.
Alexander, noch immer von den dramatischen persönlichen Ereignissen aus dem vorhergehenden Band gezeichnet und darunter leidend, verliert zunehmend das Interesse am Leben.
Nikolaus, vor allem die gemeinsame Mutter, Gräfin Feodora von Auwitz-Aarhayn sind ihren Prinzipien treu geblieben und erzeugen durch so manche Verhaltensweise weiterhin und wie bereits gewohnt, für fassungsloses Staunen.
Auch bei den Bediensteten gibt es so manche unerwartete Entwicklung bzw. Neuigkeit: Bertha kehrt aus Berlin zurück – allerdings nicht alleine. Ferngereiste kehren unverhofft zurück. Wiebke stellt sich so mancher Fehlentscheidung und auch – interpretation ihrer eigenen Vergangenheit und Albert … auf ihn wartet eine unerwartete und vernichtende Entscheidung.
Eine letzte Lesereise nach Gut Greifenau, zunächst mit Wehmut diesen Band begonnen, da es mit Beendigung heißt: von treuen und liebgewordenen Freunden Abschied zu nehmen. Um dann aber mit zunehmender Begeisterung und großem Erstaunen mitzuerleben, auf welch geschickte Weise Lösungen, Aufklärung und auch erfolgversprechende Zukunftsperspektiven für die Protagonisten gestaltet wurden. Berührende Entwicklungen, die einigen Protagonisten zufielen und die in allen Fällen lebensecht und realistisch sind. Und – vor allem – mit sehr viel Einfühlungsvermögen, Lebenserfahrung, und auch dem Gefühl einer großen Wertschätzung diesen, wenn auch nur fiktiven, Menschen gegenüber kreiert wurden.
Der Roman endet mit der familiären Silvesterfeier im Jahr 1932, die nach und nach eskaliert. Und einen solch gelungen Abschluss in Form eines bemerkenswerten Unfalls von Gräfin Feodora als sehr zufriedenstellenden empfunden wird. Und dazu führt, dass man sich über dem leserischen Abschiedsschmerz ein genugtuendes Grinsen einfach nicht verkneifen kann.
Ich liebe die Bücher über Gut Greifenau und freue mich, sie alle zu besitzen. Einer meiner größten Bücherschätze! Haben sie doch auch meine Kenntnisse über deutsche Geschichte nicht nur erweitert sondern auf ganz neue Weise beleuchtet. Geschichtliche Ereignisse wurden dank der Bewohner von Gut Greifenau im wahrsten Sinne des Wortes "erlebbar".
Mein großer Dank an die Autorin, die ein Garant für authentische und lebensechte historische Romane darstellt - einfach nur Großartig!