Cover-Bild Liebe in Zeiten des Hasses
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 27.10.2021
  • ISBN: 9783103970739
Florian Illies

Liebe in Zeiten des Hasses

Chronik eines Gefühls 1929–1939

»Lesen Sie bitte dieses Buch, es ist hinreißend. Ich habe so viel Neues erfahren, über die Liebe, die Kunst und das Grauen.« Ferdinand von Schirach

»Absolut mitreißend: Auf jeder Seite gibt es etwas Neues zu entdecken.« Daily Telegraph

In einem virtuosen Epochengemälde erweckt Florian Illies die dreißiger Jahre, dieses Jahrzehnt berstender politischer und kultureller Spannungen, zum Leben.

Als Jean-Paul Sartre mit Simone de Beauvoir im Kranzler-Eck in Berlin Käsekuchen isst, Henry Miller und Anaïs Nin wilde Nächte in Paris und »Stille Tage in Clichy« erleben, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway sich in New York in leidenschaftliche Affären stürzen, fliehen Bertolt Brecht und Helene Weigel wie Katia und Thomas Mann ins Exil. Genau das ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ergreifen, Bücher verbrennen und die Gewalt gegen Juden beginnt.

1933 enden die »Goldenen Zwanziger« mit einer Vollbremsung. Florian Illies führt uns zurück in die Epoche einer singulären politischen Katastrophe, um von den größten Liebespaaren der Kulturgeschichte zu erzählen: In Berlin, Paris, im Tessin und an der Riviera stemmen sich die großen Helden der Zeit gegen den drohenden Untergang. Eine mitreißend erzählte Reise in die Vergangenheit, die sich wie ein Kommentar zu unserer verunsicherten Gegenwart liest: Liebe in Zeiten des Hasses.

»Eine Gesellschaftsgeschichte in Zweier- und Dreierbeziehungen. Indiskret, schonungslos und aufregend. Desillusionierend und anrührend zugleich. Ein Bravourstück.« Harald Jähner

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2021

Zu wenig Tiefe

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Um eines schon vorwegzunehmen: Ich befürchte, ich kann mich den uneingeschränkten Lobeshymnen zu „Liebe in Zeiten des Hasses“ leider nicht anschließen. Grundsätzlich ist die Prämisse des Buches natürlich ...

Um eines schon vorwegzunehmen: Ich befürchte, ich kann mich den uneingeschränkten Lobeshymnen zu „Liebe in Zeiten des Hasses“ leider nicht anschließen. Grundsätzlich ist die Prämisse des Buches natürlich sehr spannend: Erzählt wird die Geschichte eines Jahrzehnts, nämlich zwischen den Jahren 1929 und 1939, wobei der Fokus dabei auf der Liebe liegt. Oder sollte ich besser sagen: auf zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem körperlicher Art? Aber dazu später mehr.

Der Text ist in drei große Abschnitte aufgeteilt, „Davor“, „1933“ und „Danach“ und auch inhaltlich läuft alles klimaktisch auf die Machtergreifung Hitlers zu. Und hier stelle ich mir zum ersten Mal die Frage, wie der Autor seine Auswahl derjenigen Paare getroffen hat, die im Buch näher beleuchtet werden. Denn neben Personen, die durch die Nationalsozialisten verfolgt wurden, spielen auch solche eine Rolle, an denen das Geschehen völlig vorbeizugehen scheint. Überhaupt verweilt der Autor bei jedem Paar (oder Trio, oder Quartett…) nur wenige Zeilen oder Seiten und springt dann zum nächsten. Auf diese Weise erfährt man als Leser*in zwar Grundlegendes über viele berühmte Personen, aber kaum etwas geht in die Tiefe.

Zudem scheint der Titel zwar griffig, aber im Prinzip zählt das Buch nur auf, wer zu welcher Zeit mit wem geschlafen hat (positiv dabei: es geht immerhin nicht nur um Heterosexualität) – von der großen Liebe ist da nur selten die Rede. Das mag durchaus den Tatsachen entsprechen und natürlich liefert es auch ein gewisses Bild des Jahrzehnts ab, aber vor den Gräueltaten der Nazis treten viele Bettgeschichten, meines Erachtens, dann doch ins Unbedeutsame zurück.

Was das Buch schafft: einen Überblick über berühmte Personen des Jahrzehnts und ihre Verstrickungen; es macht neugierig, in so manchem Fall näher nachzuforschen.

Was das Buch nicht schafft: den jeweiligen Personen Tiefe zu verleihen. Wer sich mit näher mit einem der Lebensläufe befasst hat, wird feststellen, dass hier auch nur die landläufige Meinung wiedergegeben wird. Aber vermutlich ist das bei so vielen unterschiedlichen Menschen auch nicht anders zu erwarten.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Wenn die Kunst stirbt

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"Er hasste es zu sprechen, er hasste zu blicken, weil es ihn störte, sehnsüchtig zu leben. Der Emigrant liebte sein Land sehr. Niemand hatte ihm verboten, sein Land zu lieben. Aber es war ihm verboten, ...

"Er hasste es zu sprechen, er hasste zu blicken, weil es ihn störte, sehnsüchtig zu leben. Der Emigrant liebte sein Land sehr. Niemand hatte ihm verboten, sein Land zu lieben. Aber es war ihm verboten, sein Land zu bewohnen. Qual und Sehnsucht sind, was ich forttrug aus meinem Land." (Seite 284)

In seinem Buch beschreibt und schreibt Florian Illies über die Musik- Kunst- und Literaturszene der schillernden 20iger und 30iger Jahre.

Gleich zu Beginn muss ich sagen dass ich mich auf dieses Buch unheimlich gefreut habe, der Klappentext klang vielversprechend. Und dann fiel mir der Einstieg unglaublich schwer. Lobenswert ist hier der manchmal bissige Humor der vom Autor eingeworfen wurde und gepasst hat. Viele ausdrucksstarke Sätze berühren und bleiben haften.

Es sind interessante Persönlichkeiten genannt. Viele kennt man, bei anderen lernt man sie hier kennen. Man könnte wohl eine ganze Woche alles nachschlagen und sich "weiterbilden".

Wie gesagt, es geht zum Beginn um die wilden und schillernden 20iger Jahre. Leider werden die Personen alle in mal mehr, mal längeren Abschnitten genannt und es herrschte irgendwann oft ein dezentes Durcheinander. Denn gefühlt hatte die Szene untereinander Ehen, Affären oder ähnliches. Dafür kann der Autor natürlich nichts, aber es fällt mir als Leserin schwer, den Überblick zu behalten oder mitzukommen.

Es geht um die Liebe in Zeiten des Hasses. Als der Nationalsozialismus an die Macht kam, wie ging es da Schauspielerinnen? Künstlerinnen? Dichter*innen oder Komponisten? Haben viele mit den Nazis sympathisiert? Oder war es für sie unvorstellbar in Deutschland zu bleiben?

Leider beginnt diese dunkle Zeit zur Mitte des Buches. Aber da konnte mich das Buch, endlich, ordentlich packen. Denn dem Autor gelingt es diese dunkle Zeit einzufangen, die Figuren in dieser Zeit agieren zu lassen, zu überlegen, zu überleben oder fliehen.

Interessante Figuren werden hinzugefügt, haben mich neugierig gemacht und begeistert. Nicht nur die Kunstszene bekommt ihren Raum sondern auch Stalin, Stauffenberg und Sophie Scholl werden genannt und beleuchtet.

Aber wie gesagt - im Gesamtbild hat mir der Kern der Aussage, zu lange gedauert bis es dann genannt wurde. Und das Ende war fast zu abrupt und eher in der Luft hängen bleibend.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Mehr Bettgeflüster als Liebe

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Ich habe schon viele Bücher gelesen, aber es war noch keines dabei, dass mich gleichermaßen fasziniert wie gelangweilt und angestrengt hat. Daher hat sich die Lesezeit auch auf Wochen hingezogen, wobei ...

Ich habe schon viele Bücher gelesen, aber es war noch keines dabei, dass mich gleichermaßen fasziniert wie gelangweilt und angestrengt hat. Daher hat sich die Lesezeit auch auf Wochen hingezogen, wobei ich sonst eine Schnellleserin bin.

Gefreut habe ich mich auf eine Erzählung von den größten Liebespaaren der Kulturgeschichte in den dreißiger Jahren – bekommen habe ich einen riesigen Berg an Informationen über die Künstler und Intellektuellen der damaligen Zeit, der in kleinen Appetithäppchen serviert worden ist. In manchmal nur wenigen Zeilen gibt es kurze Einblicke in den Alltag der Großen und Berühmten, leider haben die Bettgeschichten davon den überwiegenden Teil eingenommen. Was anfangs ja noch neu und unterhaltsam war, wer mit wem Affären, Liebschaften oder Verhältnisse hatte und wer mit wem kreuz und quer die Partner*innen getauscht hat, hat mich irgendwann gelangweilt, auch, weil ich inzwischen den Überblick verloren hatte.

Der ständige Wechsel zwischen den Personen hat bei mir auch meinen Lesefluss gehemmt, so dass ich nur wenige Seiten am Stück lesen konnte. Dazu kamen auch noch die Nachforschungen bei mir unbekannten Namen, insgesamt waren es mir einfach zu viele.

Ich finde es beeindruckend, wieviel Arbeit und Recherche der Autor für das Zusammenstellen dieser Fülle an Informationen aufgewendet haben muss und ich habe auch einige überraschende und teils auch schockierende Informationen erhalten, vor allem über die kulturellen Verluste.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Mehr Lust als Liebe, mehr Klatsch als Tiefe

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Florian Illies zeichnet das Leben unzähliger Menschen zwischen den Jahren 1929-39 unter dem Leitmotiv „Liebe“ nach. Sie ist sehr weit gefasst, quer durch alle Geschlechter und Konstellationen, körperlich ...

Florian Illies zeichnet das Leben unzähliger Menschen zwischen den Jahren 1929-39 unter dem Leitmotiv „Liebe“ nach. Sie ist sehr weit gefasst, quer durch alle Geschlechter und Konstellationen, körperlich ebenso wie philosophisch, umfasst aber auch die Liebe zu Eltern/Kindern, zur Kunst, zu sich selbst. An sich ein schöner Gedanke, die Liebe in all ihren Facetten zu demonstrieren. Allerdings fand ich die Gewichtung nicht sonderlich gelungen. Nachdem Titelbild und der Untertitel „Chronik eines Gefühls“ mir den Eindruck vermittelten, hier würde ich tiefgründige Einblicke zu Menschen bekommen, die ihre Liebe in der dunkelsten Zeit des letzten Jahrhunderts leben mussten, hatte ich bei dem Buch leider zu oft das Gefühl, die Klatschspalten zu lesen. Der Fokus liegt hier sehr stark auf körperlicher Liebe. Die „wer mit wem“-Informationen und ständiges „Verlieben“ auf ersten Blick nahmen den Großteil des Buches ein und gingen über „X schlief mit Y, welche die Verlobte von Z war, woraufhin Z eine Beziehung mit Xs Ehefrau begann“ inhaltlich oft nicht hinaus.
Die meisten der im Buch erwähnten Personen sind Künstler, die 1920er Jahre waren zudem eine ungewöhnlich freigeistige Zeit, da ist es nur natürlich, wenn selten traditionelle Ehen gelebt werden. Allerdings stellte sich mir die Frage, warum der Autor nicht eine repräsentative Auswahl getroffen hat, denn diese Geschichten ähneln sich alle sehr. Das ging so weit, dass ich manchmal am Anfang eines Absatzes schon wusste, was in den nächsten Sätzen stehen wird. Illies arbeitet mit Vignetten, wir reisen schnell von einem Schicksal zum anderen und wenn man sehr häufig Dinge liest, die wie eine Endloswiederholung wirken, dann verschwimmt alles und ist auch nicht mehr sonderlich interessant, gerade weil kaum in die Tiefe gegangen wird. Im Vergleich zu den vielen Kreuz-und-Quer-Affairen gehen dann interessante, tiefgründige Schicksale wie z.B. das von Victor Klemperer und seiner Frau völlig unter. Hier und da werden ein paar Sätze aus seinem Tagebuch eingeworfen, kaum Hintergrundinformationen, dabei hätte die Geschichte von ihm und seiner Frau eine wesentlich ausführlichere Behandlung verdient und wäre auch um einiges interessanter als der 27. herumschlafende Künstler.

Die Vignettenform ist an sich originell und abwechslungsreich. Allerdings waren es mir einfach zu viele Personen. Als ich auf Seite 100 war und immer noch mit jeder Vignette jemand Neues auftauchte, war es mir zu viel. Ich hätte mich gerne weniger Schicksalen gewidmet, diesen dafür eingehender. Das Personenverzeichnis hat neun Seiten, pro Seite etwas 60 Namen, also kann man sich vorstellen, wie voll es auf den Seiten des Buches wird. Manche werden leider nur einmal kurz erwähnt, in einer Vignette eingeworfen und gehen ebenso unter wie der o.e. Klemperer. Es ist ein wenig wie auf einer Party, bei der die lauteste Gruppe die meiste Aufmerksamkeit bekommt, obwohl die ruhig in einer Ecke Stehenden viel Aufschlussreicheres zu erzählen hätten, wenn man ihnen nur zuhören würde. Ich fühlte mich mit Namen und Schicksalen überschüttet und konnte immer nur zehn bis zwanzig Seiten am Stück lesen. Einerseits ist bewundernswert, welche Recherche und Hingabe in ein solches Werk gesteckt wurde, und man bekommt wohl selten einen so kondensierten Blick auf derart viele Schicksale. Wer nichts gegen schnelle Wechsel hat, mit kurzen Einblicken zufrieden ist und sich nicht daran stört, sehr häufig sehr Ähnliches zu lesen, wird hier eine Vielzahl interessanter Personen finden und manche von ganz neuen Seiten kennenlernen. Deshalb möchte ich gar nicht sagen, mir hätte das Buch nicht gefallen. Es war unterhaltsam, es hat mir viele neue Informationen geliefert und - gerade in den letzten Abschnitten - einige Beispiele dessen, was ich von dem Buch erwartet hatte: Liebe, die sich in dunkelsten Zeiten beweist.

Die Sprache ist eine wahre Freude. Illies geht mit ihr so gekonnt um, daß ich viele Formulierungen mehrfach las und gerne darin eintauchte. Ich war immer wieder beeindruckt. Ich habe aber auch immer wieder gedacht, wie herrlich es wäre, wenn diese Sprachvirtuosität mit der Einsicht „weniger ist mehr“ hinsichtlich der Vielzahl an Schicksalen und einem somit ermöglichen tieferen Einblick verbunden worden wäre. So blitzt die Tiefe nur ab und zu durch und geht inmitten von zu viel „Wer mit wem“ unter.

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