Unterhaltsame Rundgänge mit dem Buchspazierer
„Carl mochte es, wenn Bücher das richtige Gewicht hatten: nicht so leicht wie eine Tafel Schokolade, nicht so schwer wie ein Liter Milch.“ (S. 24)
Bücher über Bücher werden wohl nie uninteressant für ...
„Carl mochte es, wenn Bücher das richtige Gewicht hatten: nicht so leicht wie eine Tafel Schokolade, nicht so schwer wie ein Liter Milch.“ (S. 24)
Bücher über Bücher werden wohl nie uninteressant für mich werden. Auch dieses hier überzeugt durch die flüssige und unterhaltsame Erzählweise, sowie die charmanten Charaktere. Eine Geschichte, die ein Lächeln (oder mehr) garantiert.
Das Cover: Hier hätte man in meinen Augen noch viel mehr machen können. Echte Menschen, die nicht karikativ oder illustrativ abgebildet werden, sprechen mich leider nicht an. Auch hier hätte ich mir eine Illustration vom Buchspazierer zusammen mit Sascha gewünscht. Dieses hier wirkt an manchen Stellen etwas lieblos und durcheinandergewürfelt. Es ist ganz passend, aber noch ausbaufähig.
Die Handlung: Carl Kollhof liefert seinen Stammkund:innen auf seinen Rundgängen besondere Bücher aus. Mit genauen Vorstellungen, sucht er die passenden Geschichten für jede Person aus und enttäuschte damit noch nie jemanden. Sein Alltag ist genau strukturiert und ähnelt meist dem Vortag. Doch seine heilige Struktur wird eines Tages von einem jungen Mädchen – Sascha – durchbrochen, indem sie sich dem Buchspazierer auf seinen Runden anschließt. Das ungleiche Duo findet jedoch recht schnell einen gemeinsamen Nenner, bis Sascha plötzlich nicht mehr auftaucht und Carl eine Kündigung droht.
Meine Meinung: Dieses Buch hieß mich bereits ab der ersten Seite willkommen. Carl Henns Schreibstil reißt von Anfang an mit und kann diese Begeisterung bis zum Ende der Geschichte aufrechterhalten. Voller Freude, einem Augenzwinkern und einer Prise Ernst, werden die Lesenden durch „Der Buchspazierer“ getragen. Diese Geschichte bescherte mir schöne Lesestunden und brachte mich oftmals durch die Situationskomik oder Saschas lustigen Kommentare zum Lächeln. Zugegeben, an manchen Stellen tauchten ein paar Klischees auf und für Überraschungen konnte die Geschichte auch nicht sorgen, doch ich konnte ein wenig darüber hinwegsehen. Dennoch hätte ich mir gerne ein paar neue Elemente gewünscht, denn wenn man bereits viele Bücher über Bücher gelesen hat, so werden hier viele bekannte Muster auftreten. Leider wird auf Seite 88 ein Ausruf mit einem veralteten und klischeebehafteten Wort verglichen, welches nicht mehr zeitgemäß für die Community ist.
Die Charaktere: Carl stellte einen gelungenen Protagonisten dar. Ein wenig mürrisch, aber mit dem Herz an der richtigen Stelle. Besonders schön zu sehen war die Entwicklung seines Gemüts, nachdem er auf Sascha trifft und diese ihn ein wenig aus der Reserve lockt. Sascha – niemals auf den Mund gefallen mit einer Vorliebe für Eiskugeln von Pino – hat die Geschichte großartig aufgelockert und für ein paar Sonnenstrahlen gesorgt. Zudem kann sich Carl die Namen seiner Kund:innen nicht merken und gibt ihnen Namen bekannter Persönlichkeiten aus der Literatur. So taucht z.B. ein Mister Darcy oder eine Effi Briest auf. Auch diese Charaktere waren nicht mehr wegzudenken und überzeugten.
Fazit: Eine schöne Geschichte, die die Aufmerksamkeit wirklich verdient. Von mir gibt es hier aufgrund kleinerer Kritikpunkte 4/5 Sternen und eine Leseempfehlung.