Cover-Bild Alte Sorten
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.07.2020
  • ISBN: 9783832165307
Ewald Arenz

Alte Sorten

Roman
Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeit, die auf dem Hof anfällt, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Alte Sorten

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Die siebzehnjährige Sally ist wütend auf die Welt, auf alle, die ihr vorschreiben wollen, was sie zu tun hat. Aber sie ist auch wütend auf sich selbst. Dann begegnet sie Liss. Die ältere Frau fragt sie, ...

Die siebzehnjährige Sally ist wütend auf die Welt, auf alle, die ihr vorschreiben wollen, was sie zu tun hat. Aber sie ist auch wütend auf sich selbst. Dann begegnet sie Liss. Die ältere Frau fragt sie, ob sie mal eben helfen kann, den Anhänger des Traktors aus dem Graben zu ziehen. So eine einfache Frage wirft Sally etwas aus der Bahn. Ansonsten stellt Liss keine Fragen zu Sally als Person, sondern bietet ihr an, auf ihrem Hof zu übernachten. Es bleibt nicht bei einer Nacht. Liss lebt sehr zurückgezogen und spricht nicht über sich selbst. Doch die Frauen arbeiten gemeinsam und kommen sich näher.
Dieses Buch habe ich inzwischen schon zweimal gelesen und es hat mich wieder gepackt. Die Sprache ist schnörkellos und doch einnehmend.
Sally ist abgehauen, weil sie es satt hat, immer die Erwartungen der anderen erfüllen zu sollen. Ihre eigenen Wünsche bleiben dabei auf der Strecke. Das macht sie wütend und hilflos. Sie fühlt sich unverstanden. Dann trifft sie auf Liss, eine Frau, die in sich ruht, aber auch ihre Verletzungen davongetragen hat. Liss hat keine Erwartungen an Sally, sie stellt keine Fragen. Sie nimmt Sally, wie sie ist. Beim gemeinsamen Arbeiten erfährt Sally, dass Bäume in den Himmel wachsen dürfen und die alten Sorten Birnen aussehen dürfen wie Eier. Nichts muss, alles kann.
Obwohl beide Frauen die andere nichts fragen, kommen sie sich näher und es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft. Irgendwann fühlt Sally sich zugehörig und es fühlt sich richtig und gut für sie an.
Es ist eine wunderschöne emotionale Geschichte über zwei verletzliche, aber auch starke Frauen, die erfahren, dass mehr in ihnen steckt, als sie selbst erkannt haben.
Ich liebe dieses Buch und werde es sicherlich noch öfter lesen. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Der Wert von Freundschaft

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Liss arbeitet gerade in ihrem Weinberg, als ihr Sally über den Weg läuft. Sie ist jung und aufbrausend, überzeugt davon, dass keiner sie versteht, es in der Regel auch gar nicht erst versucht.

Sie ist ...

Liss arbeitet gerade in ihrem Weinberg, als ihr Sally über den Weg läuft. Sie ist jung und aufbrausend, überzeugt davon, dass keiner sie versteht, es in der Regel auch gar nicht erst versucht.

Sie ist gerade mal wieder aus einer Klinik getürmt, in die ihre Eltern sie aufgrund ihrer Essstörungen eingeliefert haben.

Auf den ersten Blick scheinen Liss und Sally wenig Gemeinsamkeiten zu haben. Die alleinlebende etwa 40jährige Bäuerin Liss macht einen ruhigen Eindruck, ist eher wortkarg und stets mit irgendeiner Arbeit auf ihrem Hof beschäftigt. Sally kann gar nicht glauben, das da jemand ist, der ihr keine Befehle erteilen will, der ihr einfach so ein Zimmer zum Übernachten anbietet und keine Forderungen damit verbindet. Ihr Mißtrauen gegenüber anderen Menschen sitzt tief. Die Freundschaft, die sich ganz langsam zwischen der Frau und dem Mädchen entwickelt ist zerbrechlich, wie sich herausstellt und muß sie sich auch erst bewähren.

Durch Sally‘s Augen entdecken wir als Leser die Schönheit und Vielfalt der Natur, die Arbeiten, die auf einem Hof so anfallen, die nicht enden wollende Arbeit, aber auch die Befriedigung, die diese Arbeit mit sich bringt. Ewald Arenz entwickelt seine Figuren mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen.

Nach und nach erfährt man die Lebensgeschichten beider Frauen und auch warum Liss sich in der jüngeren Sally oft selbst wiedererkennt.

„Alte Sorten“ ist eine ruhige Geschichte über den Wert von Freundschaft, die keinen großen Spannungsbogen hat und trotzdem nicht langweilig wird.

Man spürt, dass der Autor sich mit dem Landleben, über das er schreibt gut auskennt. Nicht nur die Idylle, auch die Härte und die Nachteile des bäuerlichen Lebens werden gut beschrieben.

Mir hat der Roman richtig gut gefallen. Im Klappentext heißt es, es sei ein Roman der entschleunigt und den Blick aufs Wesentliche lenkt. Das kann man wirklich unterstreichen.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Ungewöhnliche Freundschaft

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In "Alte Sorten" stoßen die jugendliche Sally und die erwachsene Liss aufeinander. Beide sind Außenseiterinnen, ecken immer wieder an, sind keine reinen Sympathieträgerinnen. Beschrieben wird der Prozess, ...

In "Alte Sorten" stoßen die jugendliche Sally und die erwachsene Liss aufeinander. Beide sind Außenseiterinnen, ecken immer wieder an, sind keine reinen Sympathieträgerinnen. Beschrieben wird der Prozess, wie beide sich gegenseitig helfen wollen – und wiederum auch die Hilfe der jeweils anderen anzunehmen lernen.
Ich mochte diese Geschichte zweier Frauen unterschiedlicher Generationen, die beim genauen Augenmerk doch so einiges verbindet und ohne die viel Tamtam Freundinnen werden. Gefallen hat mir auch die spätsommerliche bis herbstliche ländliche Atmosphäre, die im Buch beschrieben wird, ohne dass es zu romantisch wird. Bei der Sprache bin ich über manche Sätze gestolpert, die für mich grammatikalisch ungewohnt formuliert waren – insgesamt aber gut lesbar.

Veröffentlicht am 06.01.2022

Puderzuckertanz

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Sally hält es nicht mehr aus. Nicht Zuhause, nicht in der Klinik, nicht in der Schule, nirgendwo, wo sie sich eigentlich einfügen sollte. Sie haut ab. Einfach nur weg, ohne Ziel. Trotz fehlendem Ziel, ...

Sally hält es nicht mehr aus. Nicht Zuhause, nicht in der Klinik, nicht in der Schule, nirgendwo, wo sie sich eigentlich einfügen sollte. Sie haut ab. Einfach nur weg, ohne Ziel. Trotz fehlendem Ziel, landet sie genau da, wo sie sein soll. Auf dem Hof von Liss findet sie eine Zuflucht und auch wenn es nicht geplant war, sind die beiden das, was ihnen bisher gefehlt hat.

Dieses Buch ist einzigartig. Es wird ruhig und einfühlsam erzählt. Es passiert nicht viel, der Fokus liegt auf dem Innenleben der beiden Protagonistinnen. Und da passiert richtig viel!

Sally wirkt ziemlich unzufrieden. Als wir sie auf den ersten Seiten kennenlernen, scheint sie auf einer Art Flucht zu sein. Auf Menschen hat sie keine Lust, sie scheint keine gute Meinung von ihnen zu haben, scheint von vielen nicht sehr gut behandelt worden zu sein oder zumindest nicht verstanden.

Liss spricht sie einfach an, brauchte Hilfe und Sally war halt grade da. Irgendwie schicksalhaft. Die beiden eint eine gewisse Einsamkeit. Und diese Gemeinsamkeit und dass die beiden sich einfach sein lassen können, wie sie sind, das verbindet sie.

Sally war wütend. Sehnte sich nach einer Reaktion, nach etwas Echtem, wollte, dass jemand wirklich auf sie reagiert. Und damit überraschte Liss sie. Sie war nicht wie die anderen Erwachsenen, die immer so überheblich verständnisvoll antworten, so tun, als könnten sie sie durchschauen. Pädagogen sind die schlimmsten. Liss war anders, irgendwie rätselhaft und sie war echt. Sie war genau das, was Sally brauchte.

Ich wusste noch nicht, warum Sally so wütend war, ich hab nicht verstanden, was ihr wehtut, aber ich habe ihren Schmerz gespürt, konnte von Anfang an mit ihr mitfühlen. Der Autor schreibt unglaublich einfühlsam und authentisch. Auch wenn mir zunächst ein tieferes Verständnis fehlte, hatte ich doch direkt eine Verbindung. Das hat mir gut gefallen.

Was Sally aber offenbar gar nicht bemerkte war, dass auch Liss noch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hatte. Dazu war sie auch nicht in der Lage, sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Auch ihre Geschichte ist wichtig und muss erzählt werden.

Es ist nicht so, dass sich einfach eine dicke Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Es ist nicht so, dass die beiden nur aufeinander gewartet hätten und nun da sie sich gefunden hatten, wurde alles auf magische Weise besser. Erstmal redeten sie kaum miteinander, jede machte ihr Ding, sie lebten so nebeneinander her. Es war ein bisschen befremdlich, aber es hat sich richtig angefühlt.

Zwischen Brot backen und Bienen zuckern und ohne es zu merken, entsteht zwischen den beiden eine Verbindung. Heimlich wächst sie, ganz unaufgeregt und wird zu einer tiefen Freundschaft. Das zu begleiten war echt interessant.

Gegen Ende wird es hoch emotional. Es war so intensiv, ich hab alles gefühlt. Und geheult. Dieses Buch macht was mit einem. Es ist irgendwie echt und wirkt noch lange nach. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Zwei wie Pech und Schwefel

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Liss hat sich allein auf dem Elternhof eingerichtet. Sie lebt bodenständig mit der harten Feldarbeit, wobei sie nicht jedes moderne Gerät nutzt. Sally dagegen ist jung und sie möchte nur ihre Ruhe haben. ...

Liss hat sich allein auf dem Elternhof eingerichtet. Sie lebt bodenständig mit der harten Feldarbeit, wobei sie nicht jedes moderne Gerät nutzt. Sally dagegen ist jung und sie möchte nur ihre Ruhe haben. Bei ihren Eltern findet sie kein Verständnis, sie wollen sie behandeln, damit sie normal ist. Deshalb ist Sally kurz vor dem Abitur abgehauen. Und so landet sie im Dorf von Liss. Diese hat im Weinberg ihren Anhänger festgefahren und sie bittet Sally um Hilfe. Diese will sich wehren wie immer, doch sie merkt, dass es einfach nur eine Frage war, aus der Situation heraus und weil sie gerade da war. Und Sally hilft.

So beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Liss scheint im Dorf nur bei wenigen Leuten beliebt zu sein. So wie sie links liegen gelassen wird, lässt sie die anderen auch links liegen. Gesellschaft ist sie nicht mehr gewöhnt. Mit ihrer verschlossenen Art schließt sie nicht leicht Bekanntschaften. Sally, die so genommen werden möchte wie sie ist, findet bei Liss genau das. Liss fragt nicht viel und Sally erzählt nicht viel. Die Arbeit auf dem Hof, die Maschinen, die Früchte der Erde, das ist es was Liss erklären kann und das ist es, was Sally förmlich aufsaugt.

Die Bücher von Ewald Arenz sind alle gut bis sehr gut. Er hat einfach eine tolle Art zu schreiben. Auch wenn es am Schluss etwas sehr dramatisch wird, was nicht ganz zum Rest des Buches passt, wie der Autor die ungewöhnliche Freundschaft zwischen diesen sehr unterschiedlichen Frauen beschreibt, ist einfach klasse. Das einfache und arbeitsreiche Leben auf dem Hof kann man sich sehr gut vorstellen. Und immer wieder wird fast beiläufig eingeworfen, wie sich das Leben der Beiden bis zu diesem Punkt entwickelt hat.

Es ist eines dieser Bücher, die man in die Hand nimmt und die man nicht mehr niederlegt bis man sie ausgelesen hat. Genau richtig für einen Sommertag im Garten zwischen alten Obstbäumen.