Cover-Bild Neujahr
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 11.11.2019
  • ISBN: 9783442718962
Juli Zeh

Neujahr

Roman
Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen – etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2023

Was für eine Wendung auf der Zielgeraden!

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Urlaub auf Lanzarote. Nach einer Woche auf der Insel macht Familienvater Henning etwas für sich. An Neujahr steigt er auf das gemietete Fahrrad und erklimt einen nahegelegenen Berg. Während der Fahrt begleiten ...

Urlaub auf Lanzarote. Nach einer Woche auf der Insel macht Familienvater Henning etwas für sich. An Neujahr steigt er auf das gemietete Fahrrad und erklimt einen nahegelegenen Berg. Während der Fahrt begleiten wir als Leser Henning durch Grübeleien und Erinnerungen durch seinen Kopf. Henning ist auf den ersten Blick ein stinknormaler Familienvater, der mit seiner Familie übers Jahresende in den Urlaub gefahren ist. Er resümiert über die üblichen Probleme mit seiner Frau Theresa, die glaubt, auf ihr laste zu viel Familie, zu viel Haushalt, zu oft die Kinder. Henning hat das Gefühl sich mehr bemühen zu müssen. Für seine Schwester Luna, die dann und wann mal auftaucht und ansonsten ziellos durch die Weltgeschichte kreuzt, muss er sich bei Theresa häufig entschuldigen. Wir erfahren, dass er unter Panikattacken leidet, für die Ärzte bisher keinen Grund gefunden haben.
Immer wieder werden wir zusammen mit Henning aus seinen Gedanken gerissen. In seinem untrainierten Zustand fangen seine Beine schnell an zu schmerzen und er stellt fest, dass er leidlich schlecht vorbereitet ist – nicht mal Wasser hat er mitgenommen. Aber er kämpft weiter. Auf der Bergspitze angekommen, trifft er auf ein weißes Haus und bricht vor Erschöpfung zusammen. Dehydriert und sonnenverbrannt wird er von der Besitzerin des Hauses eingelassen, die ihm ein Essen zu kochen und zu trinken zu geben. Während er sich erholt, regt sich ein längst vergessener Teil aus Hennings Erinnerung an die Oberfläche und offenbart ein lange verschüttetes Geheimnis...

Wow, ich kann gar nicht mehr zu diesem Buch sagen, ohne dem ganzen die Spannung zu nehmen. Anfangs dachte ich: Okay, jetzt lese ich davon wie ein Typ über 200 Seiten lang Fahrrad fährt und über sein Leben jammert... Aber es ist wirklich so viel mehr! Absolut lesenswert, finde ich!

Veröffentlicht am 10.01.2022

Unglaublich fesselnd und zum Nachdenken anregend!

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Hennings leben scheint eigentlich perfekt zu sein. Er führt eine gute Ehe, mag seinen Job und hat 2 gesunde Kinder die er über alles liebt.
Allerdings hat Henning trotz des perfekten Scheins immer häufiger ...

Hennings leben scheint eigentlich perfekt zu sein. Er führt eine gute Ehe, mag seinen Job und hat 2 gesunde Kinder die er über alles liebt.
Allerdings hat Henning trotz des perfekten Scheins immer häufiger Probleme mit Panikattacken und versucht diesen durch einen Familienurlaub auf Lanzarote zu entfliehen.
Er versucht einen Berg ohne Ausrüstung, ohne Wasser mit einem viel zu schweren Rad zu bezwingen, und lässt dabei sein Leben Revue passieren. Er hat das Gefühl nicht das Recht zu haben an Panikattacken zu leiden, da sein Leben doch so perfekt ist.
Immer mehr erkennt man als Leser, dass die Gründe für Hennings Zustände in der Vergangenheit - Hennings Kindheit - zu liegen scheinen.
Oben am Berg angekommen, erkennt Henning, dass er hier schon einmal gewesen ist. Mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Luna.. Ab da nehmen die Dinge ihren Lauf.

Mir hat das Buch überraschend gut gefallen, und mich trotz fehlender Kapiteleinteilung extrem gefesselt, sodass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.
Ich konnte mich sehr gut in Henning hineinversetzen, und verstehe seinen Gedanken, dass man doch nicht das Recht habe überfordert zu sein, wo es doch anderen Leuten so viel schlechter geht.
Ich glaube, dass diese Art zu Denken psychische Probleme noch verschlimmert. Ich glaube, solche Krankheiten können jeden Menschen unerwartet betreffen, und man sollte nicht denken, dass man ja nicht das Recht hat überfordert zu sein.

Die Vergangenheitsgeschichte fand ich sehr spannend, und vor allem war es spannend zu sehen, welche Ereignisse Henning in welcher Art und Weise geprägt haben. In fast jedem Absatz kann man tiefgründigeres Erkennen, was mir sehr gut gefallen hat.
Auch das Hobby des Steine bemalens habe ich sehr interessant gefunden, und finde das Cover durch den Bezug zur Geschichte noch toller.

Eine klare Leseempfehlung für Fans von Spannungsliteratur und Romanen die zum Nachdenken anregen, aber es mit der Philosophie auch nicht übertreiben!

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Mischung aus Familiendrama und Psychothriller - ein unerträglicher und tragischer Rückblick auf die Kindheit

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Henning verbringt die Weihnachtsferien mit seiner Familie auf Lanzarote. Mit seiner Frau Theresa hat er sich auf ein modernes Familienmodell geeinigt, bei dem überwiegend er sich um die beiden kleinen ...

Henning verbringt die Weihnachtsferien mit seiner Familie auf Lanzarote. Mit seiner Frau Theresa hat er sich auf ein modernes Familienmodell geeinigt, bei dem überwiegend er sich um die beiden kleinen Kinder Jonas und Bibbi kümmert, da Theresa als Steuerberaterin mehr zum Familieneinkommen beiträgt. Henning fühlt sich mit der Situation zu Hause überfordert. Er hat Versagensängste und leidet seit der Geburt von Bibbi unter Panikattacken, die Theresa lästig sind, weshalb Henning versucht, sie vor ihr zu unterdrücken.
Seinen guten Vorsätzen folgend, begibt sich Henning am Neujahrsmorgen auf eine Radtour zum Bergdorf Femés. Auf dem anstrengenden Weg nach oben erlebt er wieder eine Panikattacke und hat am Zielort ein Déjà-vu. Auf der Suche nach etwas zu essen und zu trinken, holen ihn Erinnerungen aus seiner Kindheit ein, die er verdrängt und nicht verarbeitet hat.

"Neujahr" ist eine Mischung aus Familiendrama und Psychothriller, eine knapp 200 Seiten umfassende Novelle, die sich inhaltlich in drei Abschnitte gliedern lässt. Zunächst werden die Lebenssituation von Henning und der Familienalltag dargestellt, in welchem er sich als berufstätiger Vater überfordert fühlt. Eindringlich ist geschildert, wie sich Henning fühlt - sein schlechtes Gewissen darüber, dass er dankbar sein sollte, mit einer starken Frau verheiratet zu sein, zwei gesunde Kinder und finanziell keine größeren Sorgen zu haben - er aber dennoch nicht glücklich ist und massive Angst hat, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.
Im Bergdorf Femés angekommen, verschwimmen Gegenwart und Vergangenheit. Henning wird von Erinnerungen aus frühester Kindheit eingeholt, die er verdrängt hatte und die seinen Ausgang auf der Ferieninsel Lanzarote haben, wo er als Sechsjähriger mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Luna einen Urlaub verbracht hat. Danach war für die Familie nichts mehr wie es war.
Die Anfahrt zum Bergdorf ist so steil wie die Spannungskurve des Romans, denn was am Ende über Hennings Kindheit offenbart wird, ist erschütternd und ursächlich für Hennings Panikattacken.
Im dritten Teil, als Henning wieder bei sich und in der Gegenwart angekommen ist, besteht Hoffnung, dass er durch die erlebten Flashbacks die Möglichkeit hat, sein Kindheitstrauma aufzuarbeiten und damit die Panikattacken überwinden kann.

Der kurze Roman ist im Wesentlichen auf da Innenleben, die Gedanken und Erinnerungen Hennings beschränkt, die so authentisch geschildert sind, dass die innere Zerrissenheit des Familienvaters für den Leser leicht nachzuempfinden ist. Die Situation, in der er sich befindet, ist zwar alltäglich, bereitet ihm aber große Sorgen. Sein innerer Monolog auf dem Weg nach Femés ist dabei so einfühlsam dargestellt, dass man auf dem Weg nach oben mitleidet und an der Spitze dann noch viel Schlimmeres erfahren muss. Die Erinnerungen an den letzten Urlaub mit seinen Eltern sind grausam und mitleiderregend und nichts, was man zu Beginn des Romans erwartet hätte. Die Art der Erzählweise und der Inhalt der Erzählung passen dabei so perfekt zusammen, dass die Geschichte am Ende rund ist.

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Atemberaubend berauschend

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Neujahr von Julie Zeh ist im November 2019 als Taschenbuchausgabe bei btb erschienen. Am Neujahrsmorgen bezwingt Henning mit einem Fahrrad die Steilauffahrt nach Femés und reflektiert derweil über sein ...

Neujahr von Julie Zeh ist im November 2019 als Taschenbuchausgabe bei btb erschienen. Am Neujahrsmorgen bezwingt Henning mit einem Fahrrad die Steilauffahrt nach Femés und reflektiert derweil über sein Leben. Eigentlich ist alles in Ordnung, seiner Familie geht es gut, doch er befindet sich in einem unausweichlichen Dauerzustand: Familienernährer, Vater, Ehemann, und ES - Panikattacken, Angstzustände. Als er schließlich die Spitze des Hangs erreicht, ist Henning körperlich am Ende, dehydriert und unterzuckert bricht er zusammen und bemerkt dabei, dass er hier schon einmal war. Erinnerungen brechen über ihn herein und die erschreckende Erkenntnis über die Tragödie, die sich damals zugetragen hat. Da merkt er, dass ihn das, was er zu verdrängen versucht hat, bis heute verfolgt.

Wie im Rausch erzählt Julie Zeh die Geschichte von Henning in der Gegenwart, der nahen und der fernen Vergangenheit. Eindrucksvoll beschreibt sie seine Sorgen und Gedanken, was ihn bewegt und ängstigt, womit er umgehen und was er erleiden muss. Erfolgreich hatte er bis zum gemeinsamen Familienurlaub auf Lanzarote verdrängt, dass er bereits einmal dort war und sich Schreckliches zugetragen hat. Durch diese Hilflosigkeit und das Wissen um die Vergangenheit wird unterschwellig eine gewaltige Empathie erzeugt und der Leser zum Reflektieren angeregt. Bis zuletzt ist nicht klar, ob sich die Ereignisse wirklich so zugetragen haben mögen, oder das Ergebnis der Fantasien des dehydrierten und unterzuckerten Mannes sind. Schließlich kommt er jedoch in einem offenen Ende scheinbar zu einer Erkenntnis. Die so erhaltene Spannung hat mich berauscht durch die Geschichte getragen und in Atem gehalten.
Julie Zeh weiß mit Worten umzugehen, mit ihnen zu spielen und auf der Punkt Gedanken und Wendungen einzubringen. So ist dieser Roman inspirierend, erschreckend und ergreifend zugleich, erfordert jedoch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Lesers.

Vielen Dank an den btb Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 09.12.2022

Ganz nett

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Henning fährt mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern nach Lanzarote um dort Weihnachten und Neujahr zu feiern. Am Neujahrsmorgen setzt er seinen Vorsatz um, wieder mehr für sich selbst zu tun und ...

Henning fährt mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern nach Lanzarote um dort Weihnachten und Neujahr zu feiern. Am Neujahrsmorgen setzt er seinen Vorsatz um, wieder mehr für sich selbst zu tun und fährt mit dem Fahrrad los, um den Steilaufstieg nach Femés zu bezwingen. Schlecht ausgerüstet, ohne Proviant und Wasser wird diese Fahrt zu einer besonderen Herausforderung. Während der Fahrt lässt er die letzten Jahre seit der Geburt seiner Kinder Revue passieren und setzt sich mit seinen Ängsten und Panikattacken auseinander. Auf der Anhöhe angekommen, hat er den Eindruck schon einmal hier gewesen zu sein. Nach und nach kommen seine Erinnerungen zurück, und er beginnt zu verstehen, wo der Ursprung seiner Ängste liegt.

Das Buch ist leicht zu lesen und man kann gut mit Henning mitfühlen. Der erste Teil plätscherte ein wenig langsam dahin, bis dann in Femés die Erinnerungen plötzlich zurückkommen und es dann doch noch spannend wird.

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