Reise nach Friesland
"Der Friesenhof" von Fenja Lüders ist nach der Speicherstadt-Saga ein gelungener Auftakt zur Teehändler-Saga. Ich habe die Speicherstadt-Saga bereits gelesen, sodass ich den Schreibstil und die Erzählweise ...
"Der Friesenhof" von Fenja Lüders ist nach der Speicherstadt-Saga ein gelungener Auftakt zur Teehändler-Saga. Ich habe die Speicherstadt-Saga bereits gelesen, sodass ich den Schreibstil und die Erzählweise der Autorin bereits kannte.
Nach dem Tod ihres Vaters versuchen die Schwestern Gesa und Hanna den ostfriesischen Hof ihrer Familie allein weiter zu bewirtschaften. Hanna, die immer schon ein Händchen für den Hof hatte, übernimmt nun die Führung, auch wenn es niemand einer jungen, ledigen Frau es zutraut den Hof zu führen. Als Helga, Gesas und Hannas Schwester, mit ihrem unsympathischen Ehemann Günther auf dem Hof auftaucht und ihren Erbteil einfordert, scheint es schlecht um den Hof zu stehen. Daher beginnt Gesa im nahe gelegenen Emden nach einer Arbeit zu suchen. Diese findet sie auch schnell beim Teekontor Kruse. Der Teehandel scheint Gesa zu liegen und so wird sie schnell zur Assistenz des Juniorchefs Keno. Schon bald verbindet Gesa und Keno mehr als nur eine Arbeits-Beziehung. Allerdings ist Keno verheiratet und Gesa verlobt, auch wenn ihr Verlobter schon lange in Russland verschollen ist.
Gesa und Hanna sind die zwei Protagonisten des Romans, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Gesa ist direkt und manchmal ziemlich aufbrausend Obwohl der Friesenhof ihr Zuhause ist, hat sie Angst vor den großen Kühen und kann mit der Landwirtschaft nicht wirklich etwas anfangen. Obwohl Gesa immer noch an ihrem verschollenen Verlobten hängt, verliebt sie sich in Keno Kruse, den Juniorchef – eine unmögliche Liebe, da Keno nicht nur ihr Chef, sondern auch verheiratet ist.
Im Gegensatz zu Gesa ist Hanna eher sanft, zurückhaltend und harmoniedürftig. Schwierigkeiten geht sie lieber aus dem Weg. Sie ist die geborene Bäuerin und liebt ihre Arbeit mit den Tieren auf dem Hof. Zusammen mit dem Knecht Tomek, einem polnischen Flüchtling, der für Hanna weit mehr ist als nur ein Knecht, versucht sie den Hof am Leben zu halten. Obwohl es nicht leicht ist für Hanna, sich in der männerdominierten Bauernschaft durchzusetzen, gibt sie nicht auf und zeigt was in ihr steckt. Sie ist ein sehr starker Charakter, den ich lange unterschätzt habe.
Unter den zahlreichen Nebenfiguren hat mir besonders Tanti, Gesas und Hannas Großtante sehr gut gefallen. Sie ist eine sehr lebenskluge Frau, die genau beobachtet ,mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält und mit ihren Weisheiten immer den Kern trifft. Mit ihrem Pragmatismus rettet sie so manche schwierige Situation.
Einzig und allein das schnelle Ende hat mir nicht gut gefallen. Im Epilog wird zwar rückschauend noch viel rklärt, aber hier hätte ich mir einfach noch ein paar Kapitel mehr gewünscht, um die Gedanken und Handlungen der Personen besser nachvollziehen zu können. Das Ende des Romans ließ mich so etwas unzufrieden zurück, da die Geschichte nicht wirklich zu Ende erzählt ist. Auch wenn es einen zweiten Teil der Saga geben wird, in dem es dann weitergeht, hätte ich mir in diesem ersten Teil einen etwas runderen Abschluss gewünscht, in dem nicht alles in den nächsten Teil verschoben wird.