Berührend, tiefgründig, wunderschön
Da mich Erin Entrada Kelly mit ihren beiden Kinderromanen „Vier Wünsche ans Universum“ und „Charlotte & Ben“ komplett verzaubern konnte, stand für mich sofort fest, dass ich auch ihr neues Buch unbedingt ...
Da mich Erin Entrada Kelly mit ihren beiden Kinderromanen „Vier Wünsche ans Universum“ und „Charlotte & Ben“ komplett verzaubern konnte, stand für mich sofort fest, dass ich auch ihr neues Buch unbedingt lesen muss. Auf „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ war ich wahnsinnig gespannt.
Es ist Januar 1986. Die drei Geschwister Bird, Fitch und Cash Nelson Thomas leben gemeinsam mit ihren Eltern in einer Kleinstadt im US-Staat Delaware und eigentlich sind die fünf eine ganz normale Familie. Für die drei Geschwister fühlt es sich allerdings nicht wie Familie an. Die Eltern zanken sich immerzu und kümmern sich nur recht wenig um ihre Kinder und auch das Verhältnis unter den Geschwistern ist kein wirklich enges. Außer ihrer Lehrerin für Naturwissenschaften und der Tatsache, dass sie alle drei in die siebte Klasse gehen, haben die drei nur wenig gemeinsam. Cash liebt Basketball, darf aufgrund seiner schlechten Noten aber nicht mehr in der Schulmannschaft spielen und droht ein zweites Mal in der 7. Klasse durchzufallen. Der 12-jährige temperamentvolle Fitch verbringt jeden Nachmittag damit, in der Spielhalle Major Havoc zu spielen und seine Zwillingsschwester Bird wünscht sich nichts mehr als die erste Shuttle-Kommandantin der NASA zu werden. Als das ganze Land dem Start des Spaceshuttles Challenger entgegen fiebert und schließlich der Tag kommt, an dem sich die Katastrophe ereignen wird, ändert sich das Leben der Geschwister und die drei werden völlig unerwartet zusammengebracht.
Dies war also mein drittes Buch von Erin Entrada Kelly und wie meine beiden vorherigen Werke aus ihrer Feder, so hat mich auch „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ auf ganzer Linie überzeugen können. In meinen Augen ist der US-amerikanischen Autorin erneut ein beeindruckender Kinderroman ab 11 Jahren gelungen, der voller Tiefgang und vielschichtig ausgearbeiteter Charaktere steckt, zahlreiche wichtige Themen vermittelt und wunderschön geschrieben ist. Ich habe insgesamt eine zauberhafte Zeit mit den drei Geschwistern Bird, Fitch und Cash Nelson Thomas verbracht und kann jedem, der gerne nachdenkliche und berührende Kinderbücher liest, nur nahelegen die Geschichte der drei ebenfalls kennenzulernen.
In ihrem neuen Roman entführt uns Erin Entrada Kelly in eine Kleinstadt im US-Staat Delaware und unternimmt mit uns eine kleine Zeitreise ins Jahr 1986. Dass die Geschichte in den 80ern spielt, hat mich von Anfang an begeistern können. Ich selbst bin ich zwar in den 90er Jahren geboren, bin aber genauso wie die drei Geschwister mit Videos, Kassetten und ohne Handy und Internet groß geworden. Mich hat das Buch daher des öfteren an meine eigene Kindheit denken lassen und ziemlich nostalgisch gestimmt.
Die furchtbare Katastrophe, die dem Spaceshuttle Challenger damals widerfuhr, habe ich also nicht live mitbekommen und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir dieses geschichtliche Ereignis bisher nicht bekannt war. Dank „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ wurde diese Wissenslücke in mir nun aber endlich gefüllt, wofür ich sehr dankbar bin.
Auch sonst habe ich hinsichtlich der Weltraum-Thematik viel aus diesem Roman mitnehmen können. Wunderbar verpackt in einer einfühlsam erzählten Familiengeschichte vermittelt das Buch eine Menge interessantes Wissen über den Weltraum, die NASA und Co. und obwohl ich mich dafür eigentlich nicht groß interessiere, habe ich die neuen Informationen ganz gebannt in mich aufgesogen.
Neben dem lehrreichen Aspekt hat mir das Buch auch viele emotionale Momente beschert, die mich tief berührt und teils auch aufgewühlt haben.
„Die Nelsons greifen nach den Sternen“ erzählt definitiv keine Gute-Laune-Story – die Geschichte befasst sich mit so einigen schwierigen Themen wie Konflikte und Disharmonie in der Familie, Einsamkeit, Vernachlässigung und Probleme in der Schule. Die Grundstimmung ist daher eine recht ernste, sie wird aber an keiner Stelle zu drückend. Ich zumindest habe sie niemals als zu schwer empfunden Mir hat die sanfte und kindgerechte Weise, mit der die Autorin die ernsthaften Dinge behandelt, ausgesprochen gut gefallen und auch mit der Art, wie sie sich mit den weiteren Themen auseinandersetzt, konnte sie bei mir punkten. Vor allem von der Veranschaulichung des geschwisterlichen Zusammenhalts bin ich richtig angetan.
Bird, Fitch und Cash – die drei Kinder könnten unterschiedlicher wohl nicht sein, sie besitzen aber alle drei ihre Besonderheiten und jeder von ihnen hat mit Problemen zu kämpfen. Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven der Geschwister erzählt, jeweils in der dritten Person, und da die Gefühls- und Gedankenwelten und Persönlichkeiten der drei mit viel Empathie und Echtheit dargestellt werden, kann man sich als Leserin jederzeit mühelos in sie hineinversetzen. Mir jedenfalls ist dies prima geglückt. Ich habe unsere drei Hauptprotagonisten sofort in mein Herz geschlossen und an vielen Stellen sehr mit ihnen mitgelitten. Vor allem mit Bird, in die ich mich am besten hineindenken konnte, habe ich sehr mitgefühlt. Ihren Wunsch nach einer heilen Familie, in der zusammen gegessen wird und in der man sich gegenseitig sagt, wie lieb man sich hat, habe ich nur zu gut nachvollziehen können. Mich hat es traurig gemacht, dass sich Bird so unglücklich zu Hause fühlt, aber mitzuerleben wie sie gemeinsam mit ihren Brüdern versuchen wird, etwas an der Familiensituation zu ändern, fand ich unheimlich schön. Mir hat es richtig das Herz erwärmt zu sehen, wie die Geschwister im Verlauf des Buches zusammenfinden, sich näherkommen und ihr Zusammenhalt zunehmend an Stärke gewinnt.
Der Fokus der Handlung liegt eindeutig auf der Entwicklung der Geschwister und dem Familienleben. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch für so manchen Leserin etwas zu langatmig ist, da die Handlung sehr ruhig erzählt wird und insgesamt eher wenig Aufregendes passiert. Für Liebhaber*innen von spannungs- und actionreichen Büchern wird „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ daher wahrscheinlich nichts sein.
Für mich jedenfalls kam beim Lesen keine Langeweile auf. Mich haben die Geschehnisse durchweg mitreißen und packen können, sodass ich das Buch kaum mehr aus der Hand gelegt und innerhalb kurzer Zeit beendet habe. Es hat sich zudem hervorragend für mich lesen lassen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und leicht, die Kapitel sind sehr kurz und die ständigen Sichtwechseln und gelegentlichen Zeichnungen von Bird gestalten das Leseerlebnis überaus abwechslungsreich. Was es mit Birds Zeichnungen auf sich hat, werde ich euch hier nur nicht erzählen, ich möchte schließlich nicht zu viel verraten. Nur so viel: Mir haben sie total gut gefallen, sie machen dieses Buch nur noch außergewöhnlicher und wundervoller.
Fazit: Erin Entrada Kelly ist mit „Die Nelsons greifen nach den Sternen“ ein weiterer ganz besonderer Kinderroman ab 11 Jahren gelungen, welchen ich jeden, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen kann. Das Buch erzählt eine so tolle Geschichte über viele wichtige Themen, es ist bewegend, tiefgründig und einfach einzigartig, mir hat es großartige Lesestunden bereiten können. Von mir gibt es von 5 von 5 Sternen!