Ein Literaturagent erhält ein Manuskript, von dem er sofort gefesselt ist. Er kann gar nicht mehr mit der Lektüre aufhören, doch das Exzerpt aus der Feder von Richard Flynn endet abrupt.
Der Autor berichtet von der Ermordung der Psychologie – Koryphäe Joseph Wieder in Princeton. Obwohl die Tat schon vor mehreren Dekaden geschah, wurde das Verbrechen nie aufgeklärt. Der Agent Peter Katz hat Blut geleckt – er will die ganze Geschichte lesen. Doch als er Richard Flynn kontaktiert, stellt er fest, dass dieser bereits verstorben ist. Wo ist der Rest des Manuskripts? Also kontaktiert Katz Flynns ehemalige Mitbewohnerin Laura Baines, die mittlerweile selbst an einer Universität lehrt und Karriere gemacht hat, vielleicht, weil sie Professor Wieder bei seinen Forschungen half?
Katz möchte das Geheimnis rund um Wieders Ableben lüften, und er soll nicht der Einzige bleiben…
Formal ist der Roman in drei Teile gegliedert, auch zeitlich gibt es verschiedene Handlungs- und Erzählebenen. Am besten gefiel mir vielleicht der Achtziger – Jahre – Erzählstrang und die anfängliche Charakterisierung Richard Flynns. Den Mittelteil des Romans fand ich etwas zäh, um ehrlich zu sein, und gegen Ende wollte ich endlich die Auflösung erfahren, aber fieberhaft gefesselt war ich nicht.
Sprachlich und stilistisch bewegt sich der Roman auf hohem Niveau. Der englischsprachige Erstling des nach England emigrierten Autors aus Südosteuropa ist wirklich ein gutes Buch (ich habe die deutsche Übersetzung gelesen).
Allerdings war ich doch etwas enttäuscht, weil ich mir mehr Spannung und Thrill erhofft hatte, da ich im Vorfeld gehört hatte, dass es ein Krimi/Thriller sei.
Auch muss ich sagen, dass für mich die Hauptthese des Autors absolut nicht neu oder überraschend war. In der Oral History steht schon lange fest, dass Erinnerungen vor allem in der Rückschau fast nie verlässliche Informationen bieten, da sehr viele Faktoren eine Rolle spielen. Sowieso ist in der Wissenschaft (wenn man von den exakten Wissenschaften und Naturwissenschaften absieht, und selbst da gibt es diverse Hypothesen) das Vorhandensein einer sogenannten „Objektivität“ höchst umstritten. Ist nicht alles Konstruktion ?
Chirovici geht in Sachen Psychologie nicht in die Tiefe, auch nicht in Sachen Gehirnforschung. Er kratzt lediglich an der Oberfläche, schließlich wollte er einen Unterhaltungsroman schreiben. Er gibt interessante Einblicke (obschon fiktive) in den Fakultäts – und Universitätsalltag in den Achtzigern im anglophonen Raum. Für Laura Baines, die ein Wunderkind zu sein scheint, spielt es eine große Rolle (vor allem beruflich) bei wem sie studierte.
Fazit:
„Das Buch der Spiegel“ hat mich gut unterhalten und es ist weniger flach als viele Romane, die auf den Markt geworfen werden. Auch das Nachwort fand ich interessant und lesenswert!
Daher vergebe ich für den Roman insgesamt 4,5 von fünf möglichen Sternen.