Es liegt was in der Luft...
Stell dir vor, du bist unheilbar krank, hast unerträgliche Schmerzen, kannst nicht mehr, willst nicht mehr und es gibt da etwas, was du einatmen kannst, damit es dir besser geht. Aber Vorsicht, zu viel ...
Stell dir vor, du bist unheilbar krank, hast unerträgliche Schmerzen, kannst nicht mehr, willst nicht mehr und es gibt da etwas, was du einatmen kannst, damit es dir besser geht. Aber Vorsicht, zu viel davon ist ungesund, sogar absolut tödlich. Kannst du der Verlockung widerstehen ?
Gudrun Lerchbaum gelingt mit "Das giftige Glück" ein Spagat zwischen Satire und Krimi, der für angeregte Diskussionen sorgt und die Meinungen der Leser.innen spaltet. Aber genau das macht diese Buch aus, denn hier wird ein Tabu offen angesprochen, mit Fingerspitzengefühl behandelt und mit spitzer Feder beschrieben.
Es geht um selbstbestimmtes Sterben - ein Thema, das immer noch für Furore sorgt und heiß diskutiert wird. Aber was passiert, wenn es plötzlich so einfach ist, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen, um endlich erlöst zu werden ? Das Sprichwort: "Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen" wird hier mit schwarzhumoriger Feder gelungen umgesetzt. Um Erkrankten keine "Anleitung" zum Nachahmen an die Hand zu geben, besitzt dieses Buch zum Glück eine Triggerwarnung, sodass hier Betroffene hoffentlich von der Lektüre absehen.
Ansonsten ist dieser Roman ein gelungener Schachzug, der die aktuelle Corona-Pandemie mitunter auch mal auf die Schippe nehmen kann, aber trotzdem in sich ernst bleibt.Verschwörungstheorien finden ebenso den Weg ins Buch wie Fake-News, hochwissenschaftliche Erkenntnisse begleiten die Leserschaft, um hier einen Einblick in die psychedelische Welt der stimulierenden Substanzen zu erhalten und ironische Kommentare begleiten die Handlung, um ihr zwar die Schärfe zu nehmen, nicht aber den Biss.
Die Sorgen und Nöte der Figuren werden für die Leser:innen nachvollziehbar und absolut authentisch von der Schreibenden dargestellt. Es gelingt den Lesenden, in die Gefühls- & Gedankenwelt der Protas einzudringen, sie besser kennen- und verstehen zu lernen, um ihre Schritte zu begreifen.
Gudrun Lerchbaum spricht ein Thema an, ohne dabei die Handelnden zu kompromittieren. Leben und Sterben sind zwei Komponente, die unweigerlich zusammengehören. Aber wenn es um den Tod geht, der vielleicht Erlösung sein kann, ist die Gesellschaft noch weit davon entfernt, Wünsche der Betroffenen zu respektieren und zu akzeptieren. Ein Roman, der viel Raum für eigene Gedanken lässt und mit dem sich die Leser.innen noch lange beschäftigen.
Für mich schon jetzt ein Highlight 2022 !