Es ist das Jahr 1400, als John Holland schmerzlich lernen muss, wie grausam der Krieg ist. Er ist noch ein Kind, als sein Vater als Verräter hingerichtet wird und seine Mutter in die Fremde verheiratet und ihr Besitz enteigneten wird. Er selbst hatte das Glück bei einer Pflegefamilie aufwachsen zu dürfen, die ihm ein einigermaßen sicheres Leben bieten konnte. Als junger Mann hat er dann nur ein Ziel, den Ruf seiner Familie wieder herstellen und die Ländereien und Titel zurückerhalten, denn schon sein Vater und Großvater waren Earl of Huntingdon. Er erlernt das Kämpfen. Da er aber nicht als Ritter an den Hof des Königs darf, entschließt er sich dazu, sich als Bogenschütze ausbilden zu lassen. Er wird einer der besten Bogenschützen Englands. Er vereint ein ganzes Heer hinter sich und stellt es dem König zur Verfügung. So gelingt ihm, was keiner zu hoffen wagte. Er steigt in der Gunst der Mächtigen und Reichen und wird zum Duke of Exeter.
„Der Herr der Bogenschützen“ beginnt zunächst mit der Kindheit von John. Erzählt, wie die Familie enteignet wurde und wie seine Kindheit und Jugend verlief. Dann folgen seine Jahre in der Ausbildung und schließlich seine Zeit im Krieg und in Gefangenschaft. Die ersten Seiten zu lesen fiel mir relativ schwer. Es hat ein wenig gebraucht, bis ich mit John Holland warm geworden bin.
Nach seiner Kindheit kamen dann zunächst einige Schlachtenszenen dazu. Beim Lesen fand ich sie schon fast ein bisschen viel, aber je weiter ich las, umso faszinierter wurde ich von dem Bogenschützen. Da es sich hier ja nun mal um eine Geschichte aus dem 100-jährigen Krieg handelt, ist klar, müssen auch die Schlachten beschrieben werden. Leider gibt es da von einigen zu berichten. Der Autor kann sie zudem auch noch detailgetreu beschreiben und dabei Bilder im Kopf entstehen lassen. Einige Male wurde John gefangen genommen, und genau mit diesen Szenen begann es, dass ich das Buch beziehungsweise den Ebook-Reader nicht mehr weglegen konnte. Ich wollte einfach nur noch wissen, wie es weitergeht. Kommt John aus jener brenzligen Situation heraus? Nur um festzustellen, er stolpert gleich in die Nächste hinein. John wurde immer mehr zum Helden und gleichzeitig hat Mac P. Lorne hier historische Ereignisse brillant geschildert.
Der zweite Handlungsstrang gehört dann einer Frau, die wohl jeder kennt. Jeanne d'Arc! Der Autor schildert ihr Leben und ihr Handeln. Das Bild, das er entstehen lässt ,ist aber ein so ganz anderes, als man es eigentlich kennt. Hier ist sie nicht unbedingt die Heldin, sondern mehr eine junge Frau, die in ihrem Glauben an Gott und den König aufgeht.
So wie hier die Ereignisse rund um Jeanne d'Arc geschildert werden, könnte es durchaus gewesen sein.
Ihre Beziehung zum französischen König und zum Volk wird glaubhaft geschildert. Am Ende bleibt nur Mitleid mit einer armen Frau, die irgendwie in die Fänge der mächtigen und reichen dieser Epoche geraten ist. Die historischen Ereignisse fügen sich scheinbar mühelos mit der fiktiven Geschichte des Autors zusammen und lassen ein glaubhaftes Bild dieser Jahre entstehen.
Mir hat der „Herr der Bogenschützen“ sehr gut gefallen. Spannend, detailreich und vor allem glaubhaft wird hier geschildert, was sich in jenen Tagen des 100. jährigen Krieges zugetragen haben könnte. Gerne mehr von solchen Geschichten!