Mehr Fiktion als Tatsachenbericht über die Bootsfahrt
"Der Flussregenpfeifer" greift eine wahre Geschichte auf: 1932 beginnt der Abenteurer Oskar Speck seine unglaubliche siebenjährige Reise in einem Faltboot. Ein Roman über das Scheitern, ungebrochenen Ehrgeiz ...
"Der Flussregenpfeifer" greift eine wahre Geschichte auf: 1932 beginnt der Abenteurer Oskar Speck seine unglaubliche siebenjährige Reise in einem Faltboot. Ein Roman über das Scheitern, ungebrochenen Ehrgeiz und große Herausforderungen, der ein paar wahre Begebenheiten mit viel Fiktion vermischt. Zu Beginn erfahren wir auch, wie Oskar sich auf diese Tour vorbereitet, Eckdaten seiner Unternehmung festlegt und was ihn überhaupt dazu bewogen hat, sich dieser Herausforderung zu stellen. "Je weiter ich komme, desto weiter möchte ich.“
Die Gestaltung des Buch ist sehr ansprechend: handschriftlicher Tagebucheintrag, kunstvolle Illustrationen, Routenplan, Fotos und ein abenteuerliches Cover, das möglicherweise zu trügerische Vorannahmen verleitet. "Der Flussregenpfeifer“ ist kein Tatsachenbericht - wenn auch umfangreich recherchiert -, sondern eine Geschichte, die Oskar Specks Reise zwar aufgreift, aber zur Nebenhandlung degradiert, Geschichten darum herum spinnt und sich kreative Freiheiten nimmt. Dabei fordert Tobias Friedrich die volle Aufmerksamkeit seiner Leser*innen, denn mehrere Erzählstränge, teils wahre Nebenfiguren, Dialoge, Zeitsprünge und der ständige Ortswechsel vordern einem einiges ab, um nicht völlig verwirrt auf der Strecke zu bleiben. Der Schreibstil ist flüssig und die Schrift angenehm groß. Gut zu Wissen für alle, die bei dicken Wälzern eher abgeschreckt sind, sich aber durchaus für das Buch interessieren.
Wie man nun vermuten könnte, ist Oskar als Held der Geschichte zu oberflächlich geraten. Man erfährt einfach zu wenig über die Hauptfigur und seine Gefühlswelt. Ich hätte mir einen stärkeren Fokus auf die Bootsfahrt gewünscht, wie es Klappentext und Cover vermuten ließen, um seine Abenteuerlust und Faszination tiefgreifender nachvollziehen zu können. Mich hätte beispielsweise interessiert, wie er mit Herausforderungen umgegangen ist und sich unterwegs versorgen konnte. Spannende Fragen, die nicht aufgegriffen werden. Das Ende hatte seine Höhepunkte und auch im Verlauf der Geschichte gibt es spannende und inspirierende Textstellen, die mir gefallen haben.
Insgesamt ein durchschnittlicher Roman, beim dem man zwar seinen Fokus verschieben muss, um unvoreingenommen den Unterhaltungswert genießen zu können, der aber handwerklich und gestalterisch auch überzeugen kann.