Aus einer anderen Zeit, clever und sozialkritisch
Unterhaltsam, clever, aus einer anderen Zeit: 1965 ermittelt Dandy-Detektiv Nero Wolfe von seinem New Yorker Stadthaus aus, während Assistent und Faktotum Archie Goodwin in der Stadt unterwegs ist um mutmaßliche ...
Unterhaltsam, clever, aus einer anderen Zeit: 1965 ermittelt Dandy-Detektiv Nero Wolfe von seinem New Yorker Stadthaus aus, während Assistent und Faktotum Archie Goodwin in der Stadt unterwegs ist um mutmaßliche Täter, Zeugen und Opfer zu befragen, Erkundigungen einzuziehen, Tatorte zu inspizieren und die Damenwelt in Augenschein zu nehmen. Und dies alles herrlich analog: zu Fuß, per Telefon oder handgeschriebener Nachricht. Damit auch schlicht unaufgeregt und gar nicht hektisch, was der Spannung keinesfalls abträglich ist. Im Gegenteil. Autor und Übersetzerin verstehen es, die Leser in längst vergangene Zeiten abtauchen zu lassen, in denen Junggesellen gepflegten Hobbies frönten, nicht ohne Hut und Mantel das Haus verließen und Damen noch unaufgefordert in den Zobel halfen. Dies in gewählter, aber nicht gestelzter Sprache, die in Zeit und Setting passt, aber auch Konzentration beim Lesen erfordert, um keine Facette von Archies Bericht zu verpassen. Der Fall, der eigentlich zunächst keiner ist, zeigt wie FBI und Polizei sich gegenseitig auszutricksen versuchen, oftmals auf Kosten der Bürger. Auch wenn die reiche Mrs. Bruner selbst dazu beigetragen hat, dass der Geheimdienst sie, ihre Familie, ihre Firma und ihre Angestellten näher unter die Lupe nimmt. Schließlich aber gibt es doch noch einen Mordfall, den Nero und Archie aufklären können. Mit viel Aufwand und Trickserei gelingt es ihnen, Polizei und FBI einen Spiegel vorzuhalten. Bis es wieder an der Tür klingelt.
Das Buch kommt im historischen Leineneinband edel daher, ist ganz im Stile der 1960er Jahre gestaltet und passt wunderbar zum Gesamtwerk. Neros und Archies nostalgisch anmutende Fälle landen auf jeden Fall auf meiner Leseliste.