Ein interessanter und brisanter Justizkrimi!
"Der dreizehnte Mann" ist der zweite Band der Justiz-Krimi-Reihe des Autorenduos Florian Schwiecker/Michael Tsokos aus dem Knaur Verlag.
In diesem Fall lösen der Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner ...
"Der dreizehnte Mann" ist der zweite Band der Justiz-Krimi-Reihe des Autorenduos Florian Schwiecker/Michael Tsokos aus dem Knaur Verlag.
In diesem Fall lösen der Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer (wie ihre Autorenväter, der ehemalige Strafverteidiger Florian Schwiecker und Rechtsmediziner Michael Tsokos) einen besonderen Mordfall vor dem Hintergrund eines Missbrauchs-Skandals, der als wissenschaftliches Experiment bis in die politische Ebene reicht. Die Handlung wurde inspiriert von einer wahren Geschichte.
Zwei Männer, die im Rahmen der Fürsorge als Pflegekinder bei pädophilen Vätern zu Missbrauchsopfern wurden, wollen ihr persönliches Leid nun nach vielen Jahren öffentlich machen. Doch bevor sie gemeinsam ein Enthüllungsinterview mit einer Journalistin haben, wird einer von ihnen tot aufgefunden und der andere entgeht knapp einem Anschlag. Der zuständige Jugendamtsleiter von damals kandidiert gerade um das Amt des regierenden Bürgermeisters. Was wusste er von diesen Fällen und warum musste gerade jetzt einer der beiden Männer sterben?
Wahre Fälle sind oft besonders schockierend, denn sie zeigen das reale Ausmaß von unfassbarem Leid, bei dem sogar aus der vermeintlich guten Wissenschaft heraus, grausamer Missbrauch als staatlich angeordnetes Granther-Experiment stattfinden kann. Der wahre Fall bezieht sich auf das reale Kentler-Experiment der Kinder- und Jugendhilfe und ist der Beweis für das Böse in unserer Welt. Die Autoren lassen uns in einen besonderen Fall eintauchen, der von Missbrauch, Abhängigkeit und Opferproblematik erzählt und damit die Kentler-Methode ins Licht der Öffentlichkeit rückt.
Dank des recht sachlich gefassten Schreibstils und der verständlich beschriebenen Vorgänge lässt sich dieser Krimi gut lesen. Die sehr kurzen Kapitel wechseln andauernd die Handlungsebene, die wie in einem Polizeibericht akribisch genau räumlich und zeitlich datiert wird. Sie enden ähnlich wie Cliffhanger und so fiebert man trotz einer mittelmäßig hoch gehaltenen Spannung mit den Ermittlern bis zum Höhepunkt, die die Gerichtsverhandlung darstellt, mit.
Wir begleiten Eberhardt und Jarmer hautnah bei ihren Nachforschungen und Befragungen und lernen sie als engagierte Personen kennen, die Licht ins Dunkel der kriminellen Machenschaften bringen wollen. Kindesmissbrauch als staatlich angeordnete Aktion, bei der Kinder in die Obhut von Pädophilen gegeben wurden, um sie in ein liebevolles Umfeld zu bringen, das allein klingt schon pervers und absolut unfassbar.
In diesem Buch führt Rocco eine Rolle als Nebenkläger und trifft seine frühere Freundin Claudia wieder, die heute Staatsanwältin ist. Insgesamt wirkt dieses Buch sehr fallorientiert wird damit einem Justizkrimi völlig gerecht. Justus Jarmers Rat und Meinung ist dieses Mal etwas mehr gefragt, seine objektive Meinung rückt häufig die sachlichen Grundlagen in dieser brisanten Thematik ins rechte Licht.
Mich hat die Missbrauchsthematik erschüttert und erst recht, das hier ein wissenschaftlich durchgeführtes Experiment zugrunde gelegen hat, das es wirklich so gegeben hat. Im Nachwort gehen die Autoren darauf ein. Die Beweisfindung wirkte auf mich zu konstruiert, denn niemand anderes als ein Hacker und ein Clan-Chef bringen hier die nötigen Informationen und Akten an Land. Allerdings kommt es in der Gerichtsverhandlung noch zu einer unerwarteten Wendung, die ich nicht kommen sah.
Dieses Buch behandelt ein brisantes Thema, das auf einer wahre Grundlage beruht und sorgt damit schon allein für eine spannende Geschichte. Auf vielfältige Weise werden hier Nachforschungen betrieben und auch die fachlichen Einblicke in Justizapparat und Rechtsmedizin sind interessant aufbereitet.