Trotz kleiner Längen eine fesselnde Geschichte - Romantasy pur!
Inhalt:
Poppys Leben steht Kopf: Alles, woran sie geglaubt hat, entpuppt sich als Lüge. Dazu gehört leider auch der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hat. Die Aufgestiegenen, für die sie als Jungfräuliche ...
Inhalt:
Poppys Leben steht Kopf: Alles, woran sie geglaubt hat, entpuppt sich als Lüge. Dazu gehört leider auch der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hat. Die Aufgestiegenen, für die sie als Jungfräuliche eine göttlich Erwählte war, sind nun ihre Feinde. Und der dunkle Prinz von Atlantia, der für den Tod ihrer liebsten Menschen verantwortlich ist, nicht mehr – oder doch? Poppy gerät in einen Strudel aus Verrat und Intrigen und weiß nicht, wem sie trauen soll. Zumindest nicht ihrem eigenen Herzen…
Meinung:
Hach ja, der zweite Teil schließt genau da an, wo der erste aufgehört hat. Aber fangen wir ganz vorne an, noch vor dem ersten Wort…
Die Karte: Bei »Blood and Ash« hatte ich noch bemängelt, dass es keine Karte zur Orientierung gab. Dieses Mal gibt es eine Karte, die zumindest dabei hilft, sich ein bisschen in der Welt zurechtzufinden und zu verstehen, in welche Richtungen eigentlich Atlantia oder Casadonien liegen. Darüber hinaus kann ich die Karte jedoch nicht wirklich loben, da die Städte nicht als Städte, sondern irgendwie als Regionen eingezeichnet sind, und es auf den ersten Blick sogar nicht ganz einfach ist, Land und Wasser auseinanderzuhalten. Vielleicht sollte die Kartographin Alina (aus der »Grisha«-Trilogie) mal einen Blick darauf werfen…
Und bevor ich mit meiner Lobeshymne beginne, noch ein kleiner Kritikpunkt: Anders als bei »Blood and Ash« bin ich für »Flesh and Fire« nicht extra lange wach geblieben und habe meine Schlafenszeit nach hinten verschoben. Ja, das Buch ist durchaus spannend und die knisternde Chemie zwischen Poppy und Hawke ist spürbar und mehr als unterhaltsam. Aber ab und zu drehte sich die Geschichte einfach nur im Kreis, so wiederholten sich Wortgefechte (die ich dennoch über alles liebe) zwischen Poppy und Hawke oder man fuhr gemeinsam mit Poppy mehrere Runden in demselben Gedankenkarussell.
Aber jetzt fange ich wirklich, wirklich mit dem Schwärmen an. Die Protagonistin Poppy reift in ihrer neuen Freiheit als ehemalige Jungfräuliche weiter. Sie lernt, sich nicht mehr zurückzuhalten, sondern für sich zu sprechen, sich einzusetzen und sich zu zeigen. So hat es mich beeindruckt, dass sie Menschen mit ihren magischen Fähigkeiten geholfen hat, auch wenn diese ihr misstrauen oder sogar hassen. Generell ist sie wieder eine gesellschaftlich Außenstehende: früher in Solis, weil sie die Jungfräuliche ist, und nun, weil die Menschen in ihr die Verkörperung des Erzfeindes sehen. Dennoch hat Poppy sich behauptet, hat geheilt und ihr Leben im Kampf riskiert, was sie in meinen Augen zu einer starken Heldin macht, die ich auf ihren Abenteuern (der ein und anderen Art :P) gerne begleite.
Doch auch Poppy und Hawke und ihre Beziehung entwickeln sich: Denn letztlich müssen sie sich eingestehen, dass hinter dem altklugen Spruch »Was sich neckt, das liebt sich« bzw. in ihrer Variante eher »Was sich gegenseitig umbringen will, ist nach aller Wahrscheinlichkeit, wenn es nach Kieran geht, herzverwandt« tatsächlich ein Stück Wahrheit verborgen ist. Aber der Weg zu dieser Erkenntnis ist herrlich, gespickt mit Morddrohungen, feurigen Dialogen und jeder Menge sommerhungriger Schmetterlinge im Bauch.
Neben Poppy und Hawke haben mich auch die neu eingeführten oder nunmehr näher kennengelernten Nebencharaktere überzeugt. Allen voran Kieran: Ich mag die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Poppy entwickelt, mag seine Kommentare und das amüsierte Schmunzeln, das er in meinem Herzen hinterlässt.
Neben den Charakteren mochte ich auch den Schreibstil sehr gern, der sich gut und flüssig lesen lässt, und nun tatsächlich auch das Worldbuilding, das allmählich all die Fragezeichen-Löcher aus dem ersten Band stopft.
Tja, aber was mich absolut verblüfft zurückgelassen hat, ist das Ende, das ich so auf keinen Fall habe kommen sehen und das mich aus meinen Socken gehauen hat – selbst wenn ich in dem Augenblick barfuß und meine Füße unter einer Kuscheldecke versteckt hab. Aber was zur ehrwürdigen Schokoladentorte-mit-Mascarpone-und-Heiligenschein war das?! Und warum kann ich nicht SOFORT weiterlesen?!
Fazit:
Insgesamt lässt sich sagen: Ich tue nicht nur so, als ob – ich mag das Buch wirklich, trotz der kleinen Längen und Drehungen. Aber allein der plottwistige Cliffhanger am Ende, das mich gespannt wie eine Bogensehne auf den nächsten Teil macht (der schon in weniger als zwei Wochen erscheint: darauf ein enthusiastisches Hip-Hip-Hurra, bitte!), ist alle vier von fünf Sterne wert.