1815 in Wien
Mit der Autorin Michaela Baumgartner macht der Leser eine Zeitreise ins Wien des 19. Jahrhunderts. Genaugenommen startet man im Jahr 1815. Manch einer wird schon etwas von der adligen Familie Wohlleben ...
Mit der Autorin Michaela Baumgartner macht der Leser eine Zeitreise ins Wien des 19. Jahrhunderts. Genaugenommen startet man im Jahr 1815. Manch einer wird schon etwas von der adligen Familie Wohlleben im ersten Band "Debütantenball" gelesen haben, aber auch ohne Vorkenntnisse findet man sich schnell zurecht. Der älteste Sohn ist noch an der Front, doch die beiden Töchter haben sich vor der Tyrannei ihrer bösartigen Schwiegermütter ins Elternhaus zurückgeflüchtet.
Die lebenslustige, hochschwangere Fanny, deren Gatte sich ebenfalls noch im Krieg befindet, lässt sich nicht durch irgendwelche Umstände in ihrer Lebensfreude beeinträchtigen. Sie treibt es recht bunt, und die vernünftige Schwester Sophie hat große Mühe, sie zu bändigen.
Der Roman gibt Einblicke in das gesellige Leben des Adels, der dennoch gewissen Konventionen verpflichtet ist. Eine große Rolle spielt die Mode. Die Kleidung wird sehr ausführlich beschrieben, ohne dass es ein trockener Exkurs wird.
Mit der tüchtigen Emilia lernt man auch die Kehrseite der Medaille kennen. Zwar ist Emilia selbst eine angesehene Designerin in einer Weberei, doch sie setzt sich sehr für die Rechte der Frauen an den Webstühlen ein. Zum Teil sind das noch sehr junge Mädchen, der Willkür ihrer Vorgesetzten ausgesetzt, mit unmenschlich langen Arbeitszeiten. Auch das ist Wien.
Michaela Baumgartner gestattet einen vielfältigen Eindruck von der damaligen Zeit, von ihrer Lebenslust, von ihrem Elend, von ihrer gesellschaftlichen Denkweise. Sie schafft, all das in eine muntere Erzählung zu packen, deren Protagonisten glaubhaft zum Leben erwacht sind. Es ist eine vergnügliche Zeitreise, die wie im Flug vergeht. Bestimmt gibt es noch eine Fortsetzung. Hoffentlich.