Ein junges Mädchen, vereint mit der Natur
Eins mit der Natur sein, die Weiten des Horizonts sehen, das Wasser spüren und die Tiere um einen herum verstehen. Verlassen werden von den Menschen die man liebt, als Kind einsam in einer Holzhütte leben, ...
Eins mit der Natur sein, die Weiten des Horizonts sehen, das Wasser spüren und die Tiere um einen herum verstehen. Verlassen werden von den Menschen die man liebt, als Kind einsam in einer Holzhütte leben, völlig auf sich alleine gestellt und dann noch wegen Mordes angeklagt werden.
Der Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ von der amerikanischen Autorin Delia Owens, erschienen im Januar 2021 bei dem „Heyne“-Verlag, erzählt die Sonnen-und Schattenseiten der jungen Frau Kya Clark, die mit ihren Geschwistern und Eltern in einer Hütte mitten im Marschland von North Carolina aufwächst. Zumindest die ersten Jahre ihres Lebens. Nach und nach verlässt ihre Familie das Zuhause und übrig bleibt nur Kya, die sich von nun an alleine durch das Leben kämpfen muss. Sie kennt kaum andere Menschen, war nur einen Tag in der Schule und verbringt ihre Zeit in der wunderbaren Natur. Die Tiere sind ihre Familie, das Marschland ihre Zuflucht.
Eines Tages lernt sie Tate kennen, der die Landschaft genau so liebt wie sie. Sie freunden sich an und verbringen viel Zeit miteinander. Eines Tages verlässt auch er sie, da er zum Studieren wegziehen muss.
Wenig später tritt Chase in ihr Leben, das komplette Gegenteil von Kya. Mit ihm entwickelt sich mehr, bis er einige Zeit später plötzlich tot aufgefunden wird. Was ist passiert? War es ein Unfall oder doch Mord?
Die Einwohner sind sich einig: Das Marschmädchen hat den beliebten Chase Andrews getötet. Alle Indizien sprechen gegen Kya, sie wird wegen Mordverdachts angeklagt. Kann sie ihre Unschuld beweisen oder ist doch etwas an den Tatvorwürfen dran?
Ich bin ehrlich: Ich habe das Buch nur gekauft, weil ich wissen wollte, aus welchem Grund es zur Zeit so angesagt ist. Liegt es daran, dass zeitgleich der Film dazu in den Kinos startet? Was kann diese Geschichte bei den Lesenden auslösen, dass es überall im Regal in den Buchläden ganz oben steht? Also habe es mir das letzte Mal einfach mal mitgenommen. Ein paar Tage stand es dann bei mir im Wohnzimmer und ich muss gestehen, ich hatte wirklich Angst, dass es mir schon zu Anfang nicht gefallen würde. So ein Hype kann die Erwartungen sehr hoch setzen.
Und was soll ich sagen?! Hui, was für eine Geschichte! Liebe Leute, das Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen durchgelesen. Ich habe leider das Problem, dass ich nicht wie andere stundenlang konzentriert ein Buch lesen kann. Diesem Roman ist es gelungen, dass ich fast bewegungslos dasaß und die Seiten nur so verflogen sind. Ich kann gar nicht genau sagen, was es war, weshalb die knapp 460 Seiten im Nu durch waren. Hier würde ich jetzt sogar behaupten, dass es noch nicht mal extrem spannende Passagen gab. Die detaillierten Beschreibungen der Natur und der Landschaft im Süden des Landes in den 1960er Jahren sind perfekt. Delia Owens hat es geschafft, dass ich mir das Gesamtbild vorstellen konnte. Ich lebe nur eine halbe Stunde von der Ostsee entfernt und gerade die Möwen sind dort natürlich zahlreich vertreten und haben eher einen negativen Ruf. Die Tierwelt in „Der Gesang der Flusskrebse“ ist so liebevoll und würdevoll dargestellt, dass ich mir nun denke, was wäre denn das Meer ohne das Geschrei von den Möwen? Gar nichts, einfach gar nichts. Man muss die Natur mit all seinen Sinnen erleben und genau das macht der Hauptcharakter Kya zu 100 Prozent. Das Mädchen ist unglaublich. Verlassen durch ihre Familie überlebt sie jahrelang im Einklang mit der Tier-und Pflanzenwelt und wenn mich nicht alles täuscht, würde ich sogar behaupten: Sie überlebt durch sie.
Die Autorin hat etwas erschaffen, was einem auch nach dem Ende des Romans im Kopf bleibt. Sollten wir nicht jedes noch so kleine Lebewesen zu schätzen wissen? Alles hat seinen Platz auf dieser Erde und ohne jedes noch so kleine Individuum würde die Menschheit nicht so existieren, wie wir sie kennen.
Keine Ahnung, weshalb ich so eine Angst vor dem Lesen hatte. Dieses Buch ist eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr und ja, ich werde definitiv ins Kino gehen und bin gespannt, wie dieses fantastische Buch in einen Film umgesetzt wurde.