Gute Geschichte mit einigen Schwächen
Einen schnellen Einstieg in die Geschichte erlebt man in diesem Roman. Stephanie schreibt vom Verschwinden ihrer besten Freundin Emily auf ihrem Mom-Blog. Das fand ich schon mal sehr interessant. Kein ...
Einen schnellen Einstieg in die Geschichte erlebt man in diesem Roman. Stephanie schreibt vom Verschwinden ihrer besten Freundin Emily auf ihrem Mom-Blog. Das fand ich schon mal sehr interessant. Kein Prolog, kein langes Vorspiel. Als Zuhörer ist man gleich mitten in der Geschichte. Stephanies Erzählungen lassen schon einiges an Raum für Vermutungen aufkommen. Ist Emily nur verschwunden oder wurde sie ermordet? Von ihrem Ehemann? Sie erzählt von ihrer tiefen Freundschaft zu Emily, doch ihr Mann scheint Stephanie nicht einmal zu kennen, so zumindest der Eindruck. Spielt sich die ganze Geschichte möglicherweise nur in Stephanies Kopf ab? Erträumt sie sich irgendetwas um aus ihrem einsamen Dasein herauszukommen? Fragen über Fragen bereits auf den ersten Hörabschnitten. Viele dieser Fragen klären sich mit der Zeit, doch kommen neue hinzu. Neue Hinweise und Wendungen machen die Geschichte spannend. Durch Rückblicke und die Blogeinträge erfährt man vor allem viel über Emily, aber auch Stephanies Charakter wird klarer. Beide sind nicht wirklich sympathisch, eher oberflächlich, so bekommt man zu ihnen auch keine rechte Verbindung. Auch Sean, der Ehemann, ist kein Sympathieträger. Geschickte sind Verdrehungen und Wirrungen in die Handlung eingebaut und lassen einiges an Raum für Spekulationen und Eventualitäten. Irgendwann ist aber dann doch klar in welche Richtung sich die ganze Geschichte entwickelt, die Lösung ist greifbar und leider sind der Autorin dann auch die Überraschungen ausgegangen. Die Idee war gut, die Umsetzung war auch nicht schlecht, hat aber eben dann doch etwas nachgelassen.
Tanja Gerke hat eine ganz tolle Stimme, die auch die Stimmung in dem Roman ganz gut wiedergeben konnte. Ihr hört man gerne zu.
Das Cover ist recht schlicht gehalten. Die gesichtslose Frauengestalt passt auch zu den weiblichen Charakteren. Zu ihnen, aber auch zu allen anderen Personen war man eher distanzierter Beobachter. Die stärkste Gefühlsregung zu ihnen meinerseits war Unglaube gegenüber dem ein oder anderen Gesagten, Gedachten oder Verachtung gegenüber der Taten. Das Cover zeigt diese Distanziertheit zu den Charakteren also sehr gut.
Mein Fazit:
Ein guter Roman der nur die eine Schwäche hat, dass man als Zuhörer recht bald weiß in welche Richtung sich die Geschichte dreht. Auch wenn die Autorin noch versucht hat durch Drehungen und Wendungen, die Lösung hinauszuzögern, ist die Auflösung am Ende doch zu einfach und problemlos von statten gegangen. Tanja Gerke hat aber das Beste aus der Geschichte herausgeholt.