„Er hatte mir das Herz gebrochen. Schon wieder.“
(Emery in The truest thing)
Worum geht’s?
Emery liebt ihre Buchhandlung und hat in dem Küstenort Hartwell eine Ersatzfamilie gefunden. Allerdings hat sie ein Geheimnis, von dem selbst ihre besten Freundinnen nichts wissen: Sie hat sich in Jack Devlin verliebt, der den Ruf eines Bad Boys genießt. Weil Emery zu schüchtern ist, wagt sie es nicht, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Jeden Tag, wenn sie mit ansehen muss, wie Jack andere Frauen verführt, bricht ihr Herz ein Stück mehr. Doch dann liegt Emery in Jacks Armen, sie spürt seine sinnlichen Lippen auf ihren und eine ungeahnte Leidenschaft. Bis er sie von sich stößt. Tief verletzt will Emery ihn und alles, was sie je für ihn empfunden hat, vergessen. Aber plötzlich sucht Jack wieder ihre Nähe und setzt alles daran, dass sie ihm vergibt …
The truest thing ist Band 4 der Hartwell Love Stories Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, Vorkenntnisse aus den Vorbänden sind jedoch empfehlenswert. Das Buch kann zudem Inhalte der Vorbände spoilern.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Emery in der Ich-Perspektive und Jack in der Erzählerspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content sowie potenziell triggernde Thematiken wie sexueller Missbrauch und Tod.
Meine Meinung
Zweite Chancen sind eigentlich mein Favorit. Ich mag es in Büchern, in Filmen – aber mag ich es auch bei Büchern? Nachdem mich „Things we never said“ so gar nicht begeistern konnte, wollte ich mit „The truest thing“ der Hartwell-Reihe einen neuen Versuch geben. Band 1 und 2 der Reihe sind mir aufgrund ihres Alters allerdings unbekannt. Jedenfalls klang das Buch zu gut: Bad Boy, schüchterne Buchhändlerin, zweiter Versuch. Leider ist das Buch aber ganz anders, als der Klappentext erwarten lässt.
Zunächst gibt es quasi zwei Teile des Buches, auch wenn die nicht offiziell so ausgewiesen sind. Der erste Teil beginnt mit dem Prolog zwar in der Gegenwart, springt dann aber ganze neun Jahre zurück – zum ersten Aufeinandertreffen von Jack und Emery. Emery ist eigentlich Multimillionärin bzw. sogar Milliardärin, die nach Hartwell kommt, weil sie hier einen Laden geerbt hat, den sie zu einem Buchcafe umbauen möchte. An einem Abend mit ihrer Ziehmutter Iris entdeckt sie Jack Devlin und schwärmt fortan für ihn. Die Devlin-Familie ist ortsbekannt, aber im negativen Sinne. Der Vater Ian Devlin sorgt für Terror, Erpressung und Gefahr. Jack hält sich hier jedoch raus, sehr zum Missfallen seines Vaters. Er wirft ein Auge auf die schüchterne Emery, weiß aber zugleich, dass sein Interesse sie in Gefahr bringen könnte, weil sein Vater es ausnutzen würde. Irgendwie tingeln beide längere Zeit umeinander rum, und mit längere Zeit meine ich einige Jahre. Als es dann endlich zum langersehnten Date kommen soll, versetzt Jake Emery, wortlos und erklärungslos. Auf einmal verändert sich Jake, steigt ins Business seines Vaters ein und sorgt selbst für Terror in Hartwell und Umgebung. Niemand versteht, was plötzlich los ist. Nur der Leser erfährt es: Denn in seinen Kapiteln wird über Jake erklärt, wieso er macht, was er macht. Der Grund? Konstruiert, etwas durcheinander und irgendwie komisch, aber okay, kann man machen. Als das Buch endlich wieder in der Gegenwart ankommt, liegt jedenfalls viel verbrannte Asche in Hartwell. Und dann überschlagen sich die Ereignisse.
Grob gesagt: The truest thing sind zwei Bücher, die zusammengezimmert wurden, aber eigentlich nicht zusammenpassen. So kam es mir vor. Und lustigerweise kam es mir auch beim Vorband schon so vor. Die komplette Vergangenheitsgeschichte ist geprägt von einer Krimigeschichte oder zumindest etwas in dieser Richtung, die dann relativ fix in der Gegenwart aufgelöst und endgültig abgehakt wird. Die Geschichte fand ich schwach, erklärungsbedürftig und ehrlich gesagt nicht zuende gedacht. Sie erklärte für mich Jakes Handlungen zu wenig. Nachdem nun endlich das Geheimnis um sein Verschwinden und das geplatzte Date aufgelöst wurde und im Zuge dessen Emery noch fast draufgeht, beginnt eigentlich die Liebesgeschichte, aber irgendwie auch nicht. Emery ist – berechtigterweise – nach neun Jahren nicht mehr der größte Fan von Jake, gleichzeitig schlägt ihr Herz in seiner Gegenwart immer noch schneller. Wie die Autorin das nun irgendwie zurecht biegen möchte? Mit einem Braten in der Röhre. Ich habe so doll die Augen verdreht, dass es wehtat. Auf einmal zieht Jake alle Register, Emery hält ihn weiterhin auf Abstand, aber man weiß genau, was kommen wird und wie es weitergeht. Die ganze Vorgeschehnisse sind nur noch rudimentär Thema. Dafür nehmen die Vorbände und die Ereignisse hieraus viel Raum ein. Immer wieder erfährt man bestimmte Situationen nun aus anderer Sicht und für Neuleser ist das sicher toll, für Leute mit Vorkenntnissen ermüdend. Immer wieder gibt es längere Strecken, wo absolut gar nichts passiert und man sich fragt, wieso man eigentlich weiterliest. Einzig das Kleinstadtgefühl konnte für mich das Buch noch ein wenig retten. Aber davon abgesehen?
Die Charaktere waren wenig greifbar für mich waren. Sie bleiben leider recht oberflächlich, man erfährt wenig über Gedanken und Gefühle, alles beschränkt sich auf das Wesentliche. Das wenige, was man erfährt, dreht sich regelrecht im Kreis. Emery, die nun seit neun Jahren in Hartwell lebt, hat sich für mich gefühlt gar nicht weiterentwickelt und wirkte am Ende immer noch wie Anfang 20. Vielleicht liegt es auch an den verschiedenen Zeitebenen und der wirren Struktur, aber es gibt kaum Entwicklung – charakterlich, beziehungstechnisch und auch emotional. Das Buch hatte so viel Potenzial, eine interessante Grundgeschichte, aber alles verkommt ein wenig und wirkt plan- und ziellos umgesetzt. Bis zum Ende habe ich auch gar nicht verstanden, wieso Jake und Emery eigentlich aufeinander stehen und wie dieser Funken, der für mich nicht erkenntlich war, ganze neun Jahre überstanden hat. Leider ist es auch so, dass die Autorin Jake immer wieder die gleichen Fehler machen lässt. Und dann wundert er sich wie der letzte Depp, wieso Emery keine Lust auf ihn hat. Wie ein erwachsener Mann so beschränkt teilweise handeln kann, ist für mich nicht nachvollziehbar. Wieso Emery nicht einen Haken dahintersetzt, auch nicht. Als dann die Schwangerschaft als Thema kam, wirkt Jake wie ein hyperaktiver Verrückter, was so gar nicht zum Ganzen vorher gepasst hat. Emery und Jake hatten für mich wirklich gar keine Chemie und konnten mich gar nicht abholen und begeistern.
Mein Fazit
The truest thing ist ein Buch, was ich nicht weiterempfehlen kann. Die Erzählweise ist anstrengend, die Charaktere machen wenig Sinn und es wirkt so, als hätte man zwei Manuskripte einfach miteinander vermischt, egal ob es Sinn macht. Ich musste mich leider wirklich durch das Buch kämpfen und bin mehr als enttäuscht.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]