Liebesroman mit zuerst dem Falschen und dann dem Richtigen
Der Roman Links vom Kirschbaum von Marit Schalk ist nicht nur irgendein Liebesroman, sondern thematisiert den Umgang mit Fehlgeburten und wie falsch man damit umgehen kann. Ein besonderes Buch, was auf ...
Der Roman Links vom Kirschbaum von Marit Schalk ist nicht nur irgendein Liebesroman, sondern thematisiert den Umgang mit Fehlgeburten und wie falsch man damit umgehen kann. Ein besonderes Buch, was auf manchmal bedrückende Weise erzählt, wie einseitig manche Menschen Beziehungen verstehen.
Ellis lebt in einer mehr oder weniger glücklichen Beziehung mit ihrem Mann Sebastian. Er Pfarrer – sie die Pfarrersfrau, die die Gemeindeaufgaben übernimmt, Treffen organisiert und, wie man so schön sagt, den Laden am Laufen hält.
Doch Ellis beginnt mehr und mehr zu sehen, dass sie in dieser Beziehung nicht mehr zufrieden ist, auch wenn Sebastian in einzelnen Momenten das Schöne des Anfangs durch gemeinsame Ausflüge wieder aufbringen will. Im Alltag jedoch ist er viel zu sehr mit sich beschäftigt und lässt sich alles Lästige von seiner Frau abnehmen. Als dann Ellis Großmutter verstirbt und sich Ellis die Frage stellen muss, was sie mit deren geliebtem Häuschen im Westerwald machen will, setzt ein Veränderungsprozess in Ellis ein. Dieser wird noch so richtig angefacht, als Ellis nach mehreren Fehlgeburten wieder Schwanger wird und auch dieses Kind verliert.
Mochte man als Leser Sebastian schon am Anfang nicht, so wird er spätestens jetzt zum Inbegriff von allem, was man sich in einer Beziehung nicht wünscht. Er denkt nur an sich und seine Karriere und gibt Ellis mehr oder weniger deutlich zu verstehen, dass sie Schuld daran ist, dass es die Fehlgeburten gab. Mitgefühl – Fehlanzeige.
Doch während Sebastian immer abscheulicher wird, fängt sich Ellis immer mehr. Sie schafft es, ihre Beziehung nicht mehr von innen zu betrachten und sich zu fragen, wie man sie retten kann, sondern sie beginnt an sich zu denken und rettet erst einmal sich selbst. Sie wechselt die Perspektive und sieht ein, dass ihr diese Verbindung nicht guttut und ihr Mann in ihr mehr die gute Angestellte als seine geliebte Frau sieht. Ellis ist dabei gleichzeitig tapfer und mutig, aber auch sehr leidensfähig und man wünscht ihr, dass sie endlich das findet, was sie wirklich verdient: eine gesunde Beziehung mit viel Liebe.
Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen und ich konnte Ellis nur zu gut verstehen: Niemand mag sich gerne eingestehen, dass etwas kaputt ist, an dem man so lange gehangen hat. Niemand möchte gerne zugeben, dass der eigene Mann nichts für einen tut und erst recht möchte sich niemand eingestehen, dass er dem Gegenüber mehr oder weniger egal ist. Trotzdem findet sie die Kraft, sich selbst aus dieser Lage zu befreien und wird dafür mit einer echten Liebe belohnt.
Ein tolles Buch, dass ich gerne weiterempfehlen möchte.