Ein tolles Buch!
𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
„Falling in love was not the plan“ ist ein Buch, das es fast auf die Liste meiner Highlights im Jahr 2022 geschafft hätte. Der Klappentext hat mich sofort catchen können — Feminismus ...
𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
„Falling in love was not the plan“ ist ein Buch, das es fast auf die Liste meiner Highlights im Jahr 2022 geschafft hätte. Der Klappentext hat mich sofort catchen können — Feminismus und der „rivals to lovers“-trope in einem Buch? ICH BIN DABEI! Grundsätzlich finde ich auch, dass die Idee sehr spannend umgesetzt wird. Wir werden mit wichtigen Themen konfrontiert, die realistisch und eindringlich aufgegriffen werden und dabei auf eleganter Weise eine ernste Gesellschaftskritik umfassen — neben der Feminismus-Debatte finden verwandte Diskussionen rund um Sexismus, Stereotypie und Gleichberechtigung ihren Platz im Werk. Wichtig ist zu betonen: Auch wenn dieses Buch als eine YA-Romanze gekennzeichnet ist, so dominieren meiner Meinung nach eher nicht romantische Szenen, sondern detaillierte, intensive und kritische Auseinandersetzungen mit den genannten inhaltlichen Bereichen. Das ist nicht etwas, das mich gestört hat, eher im Gegenteil: Ich finde es originell, wie die Autorin damit umgeht und vor allem auch, wie sie die Vielschichtigkeit und Kontroversität einfängt. Wir erhalten keine beschönigende Darstellung, sondern die ehrliche Realität, die wirklich hart sein kann! Besonders das Setting mit der Redaktion ist für mich sehr innovativ und vielversprechend, wobei ich finde, dass das entstandene Potential wirklich vollständig genutzt und ausgeschöpft wird. Die Autorin entwickelt eine dynamische Atmosphäre, die nicht nur durch die besprochenen Themen so oder so schon an sich aufgeladen ist, sondern auch durch wichtigen und scharfsinnigen Diskussionen zwischen den einzelnen Gruppen der Schule gestärkt werden. Die Wirkung ist, dass man sich als Leser*in in einem Strudel der Emotionen befindet, in dem man ständig mit anderen Sichtweisen konfrontiert wird. Auf mich wirkt das jedoch nicht zu überladend, sondern ansprechend, komplex, interessant. Einzuwenden ist, dass ich es teilweise etwas zu dramatisch und gezwungen finde, wie der Feminismus platziert wird, und manche dargelegten Ansichten finde ich auch würdig zu diskutieren. Das zentrale Drama der Geschichte, der Konflikt zwischen Feminismus und Gefühl, verspricht hingegen eine große, emotionale Portion an Spannung — und auch der Spannungsbogen der Geschichte ist definitiv konstant vorhanden und wird, wie ich finde, mit jedem weiteren Kapitel gestärkt. Bei jungen Menschen, die sich für ihre Ziele und ihre Ideale einsetzen, erwarte ich jedoch fast nichts anderes — unsere Generation ist laut! Ich finde die Umsetzung dieser Dynamik SEHR gut gelungen. Die Aktionen der Beteiligten sind sehr eindringlich und kreativ, vermitteln dabei für mich auch eine bestimmte Botschaft, die nicht nur politisch angehaucht, sondern auch für uns als Gesellschaft äußerst wichtig und zielgerichtet ist. Ich bin wirklich sehr durch diese Geschichte geflogen, eben weil ständig irgendetwas passiert, man neue Informationen erhält und mit neuen Dingen konfrontiert wird. Die sehr vielfältige, diverse und harmonierende Konstellation von Charakteren begleitet uns dabei durch das Buch hinweg. Es wird viel auf ethnische Erfahrungen wert gelegt, sodass wir viel über die jeweilige Kultur der Charaktere erfahren. Wir erhalten einen schönen Einblick in ihre Innenleben und dürfen sie auf ihrer Reise und ihrem Kampf gegen die patriarchale Struktur begleiten. Mir gefällt besonders gut, dass die Geschichte trotz ihrer wichtigen, sachlichen Thematik nicht allzu trocken ist — stattdessen inkludiert die Autorin einen tollen, beißenden Humor, der das Lesen für mich erleichtert und eine tolle Mischung aus verschiedenen Tönen erreicht! Etwas, das die Geschichte für mich hingegen abmindert, ist die bereits angesprochene Romantik, die teilweise etwas fehlt. Nicht, weil ich finde, dass sie hier dominieren sollte — es ist schon gut, dass der Feminismus zentral ist. Sondern, weil ich durch den Klappentext eine Erwartungshaltung aufgebaut habe, dass es mehr romantische Einflüsse geben wird, z.B. durch ihre gezwungen Zusammenarbeit. Ein weiterer Punkt ist, dass der Wendepunkt des Buches nicht allzu überraschend für mich ist und ich finde, dass das Ende recht schnelllebig und hastig ist — ich glaube, dass dahingehend noch nicht genutztes Potential vorhanden ist. Noch einmal eine Botschaft zum Beispiel, die Eindruck hinterlässt und nachhaltig wirkt; wo noch einmal das gesamte Ausmaß der Situation donnernd und blitzend dargelegt wird. So etwas in die Richtung gibt es zwar, aber irgendwie hat mich das dann nicht so stark beeindruckt und eingenommen, wie ich mir erhofft habe. Ich hätte mir gewünscht, dass zum Ende hin noch Einiges angesprochen wird, vor allem, weil teilweise Handlungslinien aufgebaut werden, die irgendwann recht abrupt enden oder nicht fortgeführt werden. Das wäre etwas, wo ich sagen würde, dass eine etwas feinere, akzentuiertere Skizzierung der Handlung besser gewesen wäre — auch wenn man grundsätzlich einen klaren roten Faden erkennt! Abgesehen von diesen Dingen finde ich, dass die Geschichte wirklich sehr empfehlenswert ist. Ihre Frische, ihre Energie und ihre intensive Auseinandersetzung mit wichtigen Themen punkten bei mir eindeutig. Meiner Meinung nach ist das Buch eine tolle Bereicherung für die Buchwelt, weil wir starke, engagierte und aktivistische Jugendliche erleben, die für ihre Rechte und ihre Ideale kämpfen. Solltet ihr also eine Geschichte mit einem starken Mindset und einer tollen Botschaft suchen, dann kann ich euch die Geschichte von Eliza und Len, dem „Gesicht des Patriarchats“, absolut empfehlen! Sie ist humorvoll, dynamisch und demonstrativ.
𝐒𝐩𝐫𝐚𝐜𝐡𝐬𝐭𝐢𝐥
Ein Highlight der Geschichte ist für mich der jugendliche, dennoch auch eloquente und energetische Schreibstil. Ich persönlich finde den Einstieg in das Buch sehr spannend und dynamisch. Er hat mich sofort gecatcht, und genau dieses Muster zieht sich auch durch das gesamte Buch — ein Schreibstil, der neugierig macht, gleichzeitig auch angenehm und flüssig ist und perfekt für einen dramatischen Aufbau der Spannung. Die Interaktionen zwischen den Charakteren sind lebhaft, kraftvoll und ziehen mich in ihren Bann. Besonders, wenn es um Themen wie Feminismus geht, die deutlich im Buch dominieren, ist es nicht immer leicht, die dann doch recht faktenbasierten, realistischen Aspekte lebensnah und nicht zu langweilig zu präsentieren, finde ich. Die Autorin löst dies aber sehr gut, indem der Feminismus super in die Geschichte eingearbeitet und dabei keinesfalls trocken dargestellt wird, wie ich finde. Das Thema wird sehr verständnisvoll und zugänglich eingeflochten, sodass man einen interessanten Einblick in die inhaltliche Substanz erhält. Besonders die Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren empfinde ich als recht vielseitig gestaltet, weil die verschiedenen Meinungen der Menschen nicht beschönigend, sondern kritisch, nahbar und realistisch aufgezeigt werden. Was ich besonders toll finde, ist, dass allein durch den Schreibstil Elizas Charakter perfekt gespiegelt wird. Er ist so schön jugendlich bissig, teils auch zynisch und kratzbürstig, aber auch für ein YA-Buch recht eloquent und intelligent gestaltet meiner Meinung nach. Das Einzige, was ich ein bisschen schade finde, ist, dass die romantische Atmosphäre etwas „leidet“ und demnach auch keinen dominanten Platz im Schreibstil findet. Trotzdem punkten dafür Humor und Spannung bei mir, weswegen ich den Schreibstil trotz diesem kleinen Kritikpunkt als sehr gelungen und Highlight empfinde!
𝐂𝐡𝐚𝐫𝐚𝐤𝐭𝐞𝐫𝐞
Eliza und Len sind definitiv ein Musterbeispiel für den „rivals to lovers“-trope. Ihre Dynamik, wenn sie miteinander interagieren, ist wirklich unschlagbar, absolut feurig und wirklich lustig und spannend zu beobachten! Sie liefern sich temperamentvolle Schlagabtausche, treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an und geben dabei so viel Energie, dass die Funken nur so sprühen. Gleichzeitig sind sie aber nicht nur leidenschaftlich; die Gespräche entwickeln teilweise auch einen tiefsinnigen Charakter, der ihrer Beziehung etwas Romantik verleiht. Zusammen gefallen sie mir beide sehr gut, weil ich finde, dass sie super zusammenpassen und sich toll ergänzen! Besonders Len sagt mir hierbei zu, weil ich seinen Charakter wirklich toll ausgearbeitet finde. Er ist sympathisch, humorvoll und ein verständnisvoller Mensch, der auf mich persönlich hilfsbereit und intelligent wirkt. Was mir besonders gut an ihm gefällt: Er wirkt außerordentlich reflektiert und ist sich seinem Platz in dieser Gesellschaft bewusst. Auch wenn er nicht direkt eine ausschweifende Entwicklung durchlebt, wie ich finde, erhält man trotzdem Einblicke in sein Innenleben, z.B. wenn er über seine Familie oder seine Zukunft spricht. Len als auch Eliza gehen oftmals auf ihre kulturellen und ethnischen Hintergründe ein, etwas, was ich sehr schön und interessant finde. Damit wird nicht nur eine große, diverse Repräsentationsfläche etabliert, sondern man erhält auch einen tieferen Einblick in die Art, wie sie mit ihrer ethnischen Herkunft umgehen und was sie sich im Leben wünschen. Besonders bei Eliza ist dies sehr interessant zu beobachten. Als zielstrebiger, direkter, scharfsinniger Mensch ist sie jemand, die weiß, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Ich glaube, dass ihr Selbstbewusstsein von einigen anderen Menschen als überheblich wahrgenommen werden könnte — für mich ist sie aber ein starker Mensch! Sie kämpft für ihre Ziele, hängt sich absolut rein und ist nicht still, wenn ihr etwas nicht passt. Sie ist laut, sie teilt ihre Meinung und steht für die Ideale, die ihr am Herzen liegen. Sie ist starrköpfig und leidenschaftlich, aber auf eine gute Weise, wie ich finde. Das Einzige, das ich an ihr etwas kritisieren könnte: Für mich neigt sie dazu, in gewisser Hinsicht etwas wenig zu reflektieren. Das mag etwas seltsam klingen, setzt sie sich doch für Feminismus und Gleichberechtigung ein, schließlich reflektiert sie ja das gesamte (patriarchalisch geprägte) System unserer Gesellschaft. Das tut sie auch definitiv, indem sie ständig Dinge hinterfragt und ihre Meinung stabilisiert. Ich finde jedoch, dass ihre innere Reflexionsfähigkeit manchmal etwas leidet, zum Beispiel wenn es um das Thema Empathie geht. Da hätte ich mir eine etwas mehr fein ausgearbeitetere Entwicklung gewünscht. Grundsätzlich finde ich aber, dass sie sich toll weiterentwickelt und wir immer wieder neue, komplexe Einblicke in ihr Innenleben erhalten! Sowohl Eliza als auch Len sind vielschichtige Charaktere, deren Wesen viele verschiedene Schattierungen haben. Ich mag beide sehr gerne, auch wenn Len mir persönlich etwas mehr zusagt, weil ich ihn ein Stück weit mehr reflektiert, sympathisch und erwachsen finde. Nichtsdestoweniger mag ich Eliza auch wegen ihres Bisses und Hartnäckigkeit — sie bietet definitiv eine coole, eloquente und kluge Konkurrentin zu Len. Die beiden tragen einen ausgeglichenen, starken Kampf miteinander aus, bei dem die Funken sprühen! Falls ihr ihre Dynamik selbst erleben möchtet, dann lest unbedingt das Buch.
Danke für das Rezensionsexemplar!