Cover-Bild Ich bin nicht da
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 27.07.2022
  • ISBN: 9783103971248
Lize Spit

Ich bin nicht da

Roman
Helga van Beuningen (Übersetzer)

Nach ihrem aufsehenerregenden Debüt »Und es schmilzt« ist Lize Spits zweiter Roman noch nervenzerreißender, noch emotionaler und noch persönlicher.

Leo ist seit zehn Jahren mit Simon zusammen. Er ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und viele andere sind da auch nicht. Eines Nachts kommt Simon wie ausgewechselt nach Hause, völlig überdreht, mit neuer Tätowierung, neuen Freunden, neuen Zukunftsplänen. Er schläft immer weniger und wird zunehmend paranoid. Eine manische Episode hat Leos große Liebe fest im Griff. Als sie begreift, wozu Simon jetzt fähig ist, ist es vielleicht zu spät. Zu lange hat Leo alles für ihn aufs Spiel gesetzt. Nun bleiben ihr genau elf Minuten, um eine Tragödie zu verhindern, die nicht nur ihr Leben für immer verändern würde.

Ein Roman über eine junge Frau, die zusehen muss, wie ihre große Liebe von einer psychischen Krankheit geradezu verschlungen wird. 

»Lize Spit kennt keine Angst. Wir, die Leser, sind die, die zitternd zurückbleiben.« Leila Slimani über »Und es schmilzt«

»In ihrem einzigartigen Stil erreicht Lize Spit eine emotionale Tiefe, die man in der Literatur nicht oft findet.« Friesch Dagblad

»Ein großer Roman über die Liebe, Schmerz und den Wunsch, gesehen zu werden.« JAN

»Es ist schlicht nicht möglich, dieses Buch aus der Hand zu legen.« NCR Handelsblad

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2022

Wow - Highlight

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Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane ...

Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane bekannt ist, setzt in diesem großen, beklemmenden Roman genau hier an. Herausgekommen ist ein schonungslos offenes Werk – etwas ganz Besonderes.
Die Beziehung zwischen Leo und Simon ist sehr innig beinahe symbiotisch. Beinahe wieder Willen kommt man als Leser den beiden und ihren Eigenheiten sehr nah – fast zu nah. Eins ist klar: Es ist eine riesige Liebe zwischen den beiden und eine große Abhängigkeit voneinander. Darüber hinaus gibt es nur wenige Menschen, die ihnen etwas bedeuten. Und nun kommt Simon eines Tages nach Hause und ist völlig verändert. Er hat sich ein Tattoo stechen lassen und ist völlig aufgedreht. Dieser Zustand verbessert sich nicht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Simon schläft kaum noch, steigert sich in irrwitzige Ideen, entwickelt sogar eine Paranoia. Er rutscht in eine ausgewachsene Manie, aus der er sich nicht mehr befreien kann. Und Leo ist die klassische Co-(Abhängige?) Partnerin. Sie unterstützt, sorgt sich, vertuscht und lügt für ihren Freund. Was sie vor lauter Übermüdung übersieht, ist die Katastrophe, die sich gerade anbahnt.
Dies ist einer der Handlungsstränge, nämlich die Vergangenheit. Beschrieben wird die Beziehung und das Auftreten, die Entwicklung von Simons Psychose. In wesentlich kürzeren Abschnitten wird aus der daraus resultierenden Gegenwart erzählt, in der der panischen Leo noch 11 Minuten bleiben um eine Katastrophe zu verhindern. Diese beiden Zeitachsen nähern sich einander langsam an und erzeugen dabei eine beinahe unerträgliche Spannung.
Ich-Erzählerin ist Leo und das ist großartig gemacht, auch wenn ich Leo fast zu aufopferungsvoll und leidenswillig fand. Dennoch wirkt sie so authentisch und ihr Verhalten von innen gesehen absolut nachvollziehbar.
Vielleicht muss man persönliche Erfahrungen mit psychischen Krankheiten haben, oder sich einfach sehr für das Thema interessieren. Denn der Mammutteil dieses Romans beschäftigt sich mit der Wesensveränderung Simons, den Auswirkungen auf Leo und diversen, wenig erfolgversprechenden Medikationen – fast 600 Seiten lang. Vermutlich muss man das mögen. Ich fand es genial und absolut faszinierend, auf eine negative Art und Weise. Tatsächlich gibt es grausame Szenen, eine unglaubliche Bedrohung liegt das ganze Buch über in der Luft – Lize Spit beherrscht das virtuos. Obwohl ich manchmal die Augen zukneifen wollte, konnte ich den Roman kaum zur Seite legen und das Gelesene hat mich auch darüber hinaus intensiv beschäftigt. Es ist eine besondere Art von Horror, zusehen zu müssen, wie sich der geliebte Mensch unwiderruflich verändert. Die Autorin bringt das hervorragend rüber, mit allen Konsequenzen.
Eine Ausnahmeautorin und ein Roman, der mich extrem berührt und beschäftigt hat. Eins meiner Jahreshighlights 2022.
Natürlich 5 Sterne – kürzer ging das leider nicht….

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Aufrüttelnd, ergreifend, wichtig

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Leo und Simon sind in ihren Dreißigern, haben aber immer noch viele Altlasten bei sich. Um die Realität zu überleben, halten sie sich aneinander fest und versuchen, den Stürmen der Vergangenheit gemeinsam ...

Leo und Simon sind in ihren Dreißigern, haben aber immer noch viele Altlasten bei sich. Um die Realität zu überleben, halten sie sich aneinander fest und versuchen, den Stürmen der Vergangenheit gemeinsam zu trotzen.

Plötzlich kündigt Simon von jetzt auf gleich seinen sicheren Job, weil er eine unfassbar gute Geschäftsidee hat, die er vermarkten möchte. Doch kaum lässt er den geregelten Tagesablauf eines festen Arbeitsverhältnisses hinter sich, bricht nicht nur um ihn herum, sondern auch in ihm Chaos aus. Sein Start-Up bleibt auf der Strecke, weil er keine Finanzierung bekommt, er wird antriebslos und fühlt sich beobachtet. Leo erkennt ihn nicht wieder, möchte ihm beistehen, muss aber erkennen, dass sie gar nicht weiß, wie. Sie kann niemandem vertrauen, sich niemandem anvertrauen. Bisher gab es immer nur sie und Simon, in ihrem Leben hatte niemand weiteres Platz. Leo lernt, dass sie nicht nur ihre eigene Kindheit verarbeiten muss, sondern auch die Vergangenheit und Gegenwart mit Simon.

Die Geschichte liest sich als Protokoll, denn Leo schreibt Simons „Phasen“ nieder. Jedoch nicht ausschließlich, viele Dinge erfährt der Leser über Rückblenden, die Sequenzen des gemeinsamen Lebens darstellen. Oft ist dem Leser schon klar, worauf Leo hinaus möchte, bevor sie es selber eindeutig formuliert. Man merkt, dass sie alles dran setzt, ihre Beziehung zu retten. Selbst als man das Gefühl hat, dass es nichts mehr gibt, um das es sich zu kämpfen lohnt.

Man begleitet nicht nur Simon, sondern besonders auch Leo dabei, wie sie versucht, sich selbst zu ergründen und dabei für Simon da zu sein. Während sie sich ihren Kummer als Kolumnistin von der Seele schreibt, bekommt man als Leser den Eindruck, dass es früher oder später knallen wird.

Auch wenn es um die große Liebe geht, ums Verlieren und Wiederfinden, Lize Spits Story ist keine kitschige, sondern vielmehr eine eindringliche Bitte, nicht wegzusehen. In unserer Gesellschaft sind psychische Krankheiten immer noch mit einem Makel versehen, werden oft abgetan und verharmlost. Doch nicht nur für die Betroffenen ist das schlimm, sondern auch für Angehörige, die sich nicht trauen, mit jemandem darüber zu sprechen.

Ein ziemlich aufwühlendes, aufrüttelndes und ergreifendes Buch, das ich sicher nicht vergessen werde.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Eine herzergreifende Geschichte

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Mit gemischten Gefühlen habe ich mich an dieses Buch gewagt. Da ich selbst von einer psychischen Krankheit betroffen bin, war es nicht einfach für mich. Jedoch konnte mich das Buch positiv überraschen ...

Mit gemischten Gefühlen habe ich mich an dieses Buch gewagt. Da ich selbst von einer psychischen Krankheit betroffen bin, war es nicht einfach für mich. Jedoch konnte mich das Buch positiv überraschen und mir eine andere Sicht auf die Krankheit aufzeigen.

Simon und Leo sind ein wundervolles Paar. Alles scheint perfekt, bis Simon eines Tages völlig verändert nach Hause kommt. Er hat Wahnvorstellungen, fühlt sich in seiner Wohnung beobachtet und spinnt sich in seinem Kopf Sachen zusammen, die weder Hand noch Fuß haben. Für Leo wird diese Situation immer unerträglicher, bis sie sich endlich Hilfe holt und Simon in eine psychiatrische Klinik bringt. Diagnose bipolare Störung.

En absolut herzergreifendes Buch, das ich mit allerlei Emotionen verschlungen habe. Ich konnte mich so sehr in die Lage von Leo hineinversetzen und hab sie bewundert, wie stark sie immer an Simons Seite war, obwohl sie innerlich selbst an seiner Krankheit zerbrochen ist. So stelle ich mir die wahre Liebe vor! Simon hat völlig die Kontrolle über sein Leben verloren. Keine Arbeit, keine Freunde – alle haben sich gegen ihn verschworen. So glaubt er zumindest und vernachlässigt damit sein soziales Umfeld total.

Der Schreibstil war flüssig und ging einfach nur ans Herz. Trotz meiner Bedenken im Vorfeld war ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Denn es hat mir gezeigt, dass man jede Krankheit überstehen kann, wenn man den richtigen Menschen an seiner Seite hat!

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Außer Kontrolle

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Lize Spit hat sich viel Zeit gelassen für ihren neuen dicken Roman. 571 Seiten. Wir mussten etwa vier Jahre warten und hatten so die Zeit das unvergessliche Werk „Und es schmilzt“ zu verdauen.

Hier sind ...

Lize Spit hat sich viel Zeit gelassen für ihren neuen dicken Roman. 571 Seiten. Wir mussten etwa vier Jahre warten und hatten so die Zeit das unvergessliche Werk „Und es schmilzt“ zu verdauen.

Hier sind die Protagonisten älter geworden, wie die Autorin selbst etwa. Leo ist um die zwanzig, als es losgeht und um die dreißig, als es aufhört. Simon, Leos Partner und fast einziger Freund ist ungefähr drei Jahre älter als sie. Das Paar wohnt wie die Autorin in Brüssel.

Leo hat Regie und Drehbuchschreiben an der Filmakademie studiert, arbeitet aber als Verkäuferin in einem Umstandsmodegeschäft. Simon ist Grafikdesigner, begnadet und sehr erfolgreich.

LS lässt sich viel Zeit für die Entwicklung ihrer Figuren.
Leo hat zwei Freundinnen: Indra und Lotte. Ihre Mutter verunglückte tödlich und zum Vater will sie keinen Kontakt. Bei Simon ist es ähnlich, seine Mutter starb und der Vater agiert in Italien. Es gibt nur Fernkontakt, durchaus häufiger, aber es kommt nie zu persönlichen Begegnungen während dieser Geschichte. Bei Leo verschwindet so nach und nach die eine Freundin aus ihrem Leben: Indra. Und einzig mit Lotte, ihrer Kollegin im Geschäft, teilt sie Freud und Leid. Simons Vater wird ab und zu von Leo informiert, aber zurück kommen nur wenig hilfreiche Vorschläge.

Als Coen in der Agentur anfängt, in der Simon beschäftigt ist, eskaliert die Lage: Simon wird zunehmend paranoid. Aber auch Leo verändert sich. „Ich war schon genauso paranoid wie er, seine Krankheit hatte auch mein Gehirn infiziert.“ (Seite 199)

Spät sorgt sie dafür, dass Simon eingeliefert wird. „Dieses Ding, das in ihm hauste, musste erst ganz aus ihm raus, bevor ich ihn wieder bei mir haben wollte.“ (Seite 287)

In der Psychiatrie arbeitet auch Dr. „Einhorn“, den Leo und Simon auch vorher konsultiert hatten. Sieben Wochen währt die stationäre Behandlung, in der Simon medikamentös gedämpft wird. Mehr soll hier, an dieser Stelle, nicht verraten werden. Auf jeden Fall hat dieses Buch es in sich. Verschiedentlich erinnerte ich mich an Terézia Moras beeindruckenden Roman „Das Ungeheuer“. Nur dass dort der Protagonist erst posthum erfährt, wie schlimm es wirklich um seine Frau bestellt war. Und hier ist Leo live dabei, harrt aus und verhält sich selbst teilweise extrem grenzwertig. So legt sie einmal ein Reiskorn auf sein Kopfkissen, um zu kontrollieren, ob er geschlafen hat, bzw. sich ins Bett gelegt hat. Auch ihre seltsame Starre, dass sie viel zu wenig bis nichts unternimmt, um zumindest für sich die Situation in den Griff zu kriegen, finde ich bedenklich.

Überhaupt fiel mir auf, was für verhängnisvolle und auch extrem übertriebene Rollen die ewig eingeschalteten Handys der Protagonisten spielen. Da wird sich schon gegenseitig zu-gesimst, während man im selben Zimmer am selben Tisch sitzt. Oder beim Radfahren werden E-Mails gelesen oder beantwortet. Was ist das für eine kranke Gesellschaft?

Der Roman ist in drei Ebenen eingeteilt: die Gegenwartsebene, in der Leo versucht ein Verbrechen zu verhindern; die Entwicklungsgeschichte des Paares und schlussendlich im Hauptteil der Verlauf von Simons Krankheit gepaart mit der Ohnmacht der Ärzte und der Pharmaindustrie.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman, sehr empfehlenswert für hartgesottene Gemüter und ein würdiger Nachfolger für „Und es schmilzt“. Einige Stellen im ersten Drittel fand ich etwas aufgebläht, dennoch 4,5 verdiente Sterne.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Erschütternde Geschichte über eine innige Paarbeziehung und eine psychische Erkrankung, die Tabus bricht und bei der die Hilflosigkeit der Protagonistin erschreckend real nachempfunden werden kann.

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Leo und Simon sind seit über zehn Jahren ein Paar und leben mit ihrer Katze Daan in einer kleinen Wohnung in Brüssel. Beide verbindet sie eine tragische Vergangenheit, denn jeder von ihnen hat seine Mutter ...

Leo und Simon sind seit über zehn Jahren ein Paar und leben mit ihrer Katze Daan in einer kleinen Wohnung in Brüssel. Beide verbindet sie eine tragische Vergangenheit, denn jeder von ihnen hat seine Mutter verloren und keine enge Beziehung zu ihren Vätern. Ihre Liebesbeziehung füllt sie vollkommen aus. Genauso wenig wie sie eine enge familiäre Bindung haben, haben sie kaum enge Freunde. Sie sind kreative Köpfe, wobei das Talent beruflich nur von Simon ausgelebt wird, der als Grafikdesigner arbeitet. Leo traut ihrer schriftstellerischer Ader weniger über den Weg und begnügt sich mit einem Job als Verkäuferin in einem Umstandsmodegeschäft, der ihr ein sicheres Einkommen bietet.
Ihre enge Beziehung gerät ins Wanken, als Simon eines nachts tätowiert nach Hause kommt, völlig überdreht und energiegeladen ist und Leo eröffnet gekündigt zu haben, um sich selbstständig zu machen. In den nächsten Wochen und Monaten leidet Simon an Selbstüberschätzung, schläft kaum noch, räumt die Wohnung um, tätigt unzählige Onlineeinkäufe für sein Unternehmertum und entwickelt eine zunehmende Paranoia, fühlt sich verfolgt und verliert allmählich den Bezug zur Realität.
Leo ist hilflos, erkennt Simon nicht wieder und sieht lange zu wie er sich selbst und ihre Beziehung zerstört, bis sie sich Hilfe sucht. Sie schreibt sich zudem den Kummer von ihrer Seele und ahnt nicht, dass sie damit eine Katastrophe auslösen könnte und ihr nur wenig Zeit bleibt, diese zu verhindern.
Der Roman handelt im Jahr 2018, als sich Simon zu verändern beginnt und ist aus der Perspektive seiner Freundin Leo geschildert. Während der chronologisch verlaufenden Handlung, die sich zu einer Abwärtsspirale entwickelt, in der sich beide Hauptfiguren zu verlieren drohen, zeigen kürzere Einblicke ins Jahr 2019, wie sich eine Katastrophe anbahnt.
Die Geschichte ist sehr intensiv, kein Thriller, aber ein wahrer Pageturner. Sie schildert eine intime, schamlose Paarbeziehung, die unerwartet auseinanderzubrechen droht, als einer von ihnen in ein seelisches Ungleichgewicht gerät und eine Psychose entwickelt.
Eindringlich und schonungslos wird erzählt, wie Leo hilflos und auf sich alleingestellt dabei zusieht, wie sie ihren Freund, zu dem sie eine so vertrauensvolle Beziehung führte, nach und nach verliert. Sie weiß nicht was sie tun soll, denn jede Intervention fühlt sich wie ein Verrat an. Leo ist in Sorge um Simon und fürchtet sein unkontrolliertes Handeln, nimmt ihn aber gleichzeitig vor Außenstehenden in Schutz. Sie wird zu einer Co-Kranken.
"Ich bin nicht da" ist ein Portrait einer innigen Paarbeziehung und ein Roman über psychische Gesundheit, der nicht aus der Sicht des Kranken, sondern des Angehörigen geschrieben ist. Medizinische Aspekte, Therapie, Medikamente und Heilung spielen keine wesentliche Rolle. Ungläubig verfolgt man, wie schnell sich ein Mensch verändert und zu welchen Handlungen er fähig ist.
Es ist eine erschütternde, mitnehmende Geschichte, die nichts beschönigt, die Tabus bricht und die durch die Ich-Perspektive und die spürbare Hilflosigkeit der Protagonistin erschreckend real wirkt. Pendelnd zwischen Hoffnung und Verzweiflung fragt man sich selbst, wann man in solch einer Situation eingreifen würde und wann es zu einem Vertrauensbruch führen würde.
Lize Spit bleibt vergleichbar mit "Und es schmilzt" ihrem schnörkellosen, sehr direkten Schreibstil treu, ohne die Empathie für ihre Figuren zu verlieren. Es ist eine fordernde Lektüre, die den langsamen Verlust eines geliebten Menschen beschreibt und die durch die kurzen Abschnitte in der Gegenwart, die wie ein Countdown geschildert sind, für Spannung sorgt, die sich durch die sehr detaillierte Beschreibung von Simons Wesensveränderung etwas verliert.

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